Montrealer Protokoll setzt Meilenstein im Klimaschutz Auf der 28. Vertragsstaatenkonferenz in Kigali, Ruanda, kam es zu einer historischen Weichenstellung für die Zukunft des Montrealer Protokolls.

Vertreter von 197 Staaten beschlossen einstimmig, die Produktion und den Verbrauch von teilhalogenierten Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW, englisch: HFCs) über die nächsten drei Jahrzehnte drastisch zu reduzieren.Durch diesen Beschluss, auch als Kigali-Amendment bezeichnet, beginnt für das Protokoll eine neue Ära, in der es eine zentrale Rolle bei Maßnahmen für den Klimaschutz spielen wird.

Das Montrealer Protokoll zum Schutz der Ozonschicht aus dem Jahr 1987 gilt bis heute als erfolgreichstes internationales Umweltübereinkommen. Es entstand in den Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts als Reaktion auf die festgestellte dramatische Ausdünnung des stratosphärischen Ozons über dem Südpol. Die im Protokoll festgelegten Maßnahmen führten zu einem weltweiten Ausstieg aus der Produktion und der Verwendung von Chemikalien, welche den Abbau der Ozonschicht verursachen.

Als Ersatzstoffe für Ozonkiller wurden jedoch zum Teil HFKW eingesetzt, weil diese Substanzen ähnliche physikalisch-chemische Eigenschaften haben wie FCKW, wodurch sie sich für den technischen Einsatz als nichtozonabbauende Ersatzstoffe eignen. Durch den Einsatz dieser Stoffe in Kälte- und Klimaanlagen, sowie in Isolierschaumstoffen wurde ein schneller Ausstieg aus FCKW erreicht, der auch die teilhalogenierten FCKW (=HFCKW) miteinschloss. Auch wenn HFKW ein geringeres Treibhauspotential als FCKW besitzen, stellen sie zunehmend eine Gefahr für das Klima dar, da sie rund 1000-fach stärkere Treibhausgase als Kohlendioxid sind und durch die fortschreitende Industrialisierung in Entwicklungsländern verstärkt eingesetzt werden. Die jüngsten Wachstumsraten lagen bei 10 – 15% pro Jahr, zuletzt wurde auch ein ähnlicher Anstieg der HFKW-Konzentrationen in der Atmosphäre gemessen.

Aktivitäten zur Aufnahme von HFKW in das Protokoll liefen über viele Jahre, seit 2009. Die intensive Verhandlungsphase für das Kigali-Amendment erstreckte sich über die beiden vergangenen Jahre und wurde unter österreichischem Co-Vorsitz durchgeführt. Im Juli 2016 fand dann in Wien eine Außerordentliche Vertragsstaatenkonferenz statt, auf der eine grundsätzliche Einigung über die inhaltlichen Eckpunkte eines HFKW-Amendments erzielt und grundlegende Elemente für einen Vertragstext erarbeitet wurden. Dieser Vorschlag bildete dann die Grundlage für den in Kigali angenommenen Beschluss.

Die Vereinbarung enthält gestufte Verpflichtungen für Industrie- und Entwicklungsländer. Industriestaaten sind verpflichtet, Produktion und Verbrauch bis 2036 um 85% zu reduzieren. Als Bezugspunkt gilt dabei der Durchschnittswert der Jahre 2011 bis 2013. Bis zum Jahre 2019 muss als erste Maßnahme eine Reduktion um 10% erfolgen. Da seit 2013 in den meisten Industrieländern der HFKW-Verbrauch deutlich zugenommen hat, ist bereits dieser erste Schritt als deutliches Signal zu sehen.

Für Entwicklungsländer wurden zwei Reduktionspläne festgelegt: Für den Großteil der Staaten gilt, dass zwischen 2024 und 2045 eine Reduktion um 80% zu erfolgen hat, bezogen auf den Durchschnittsverbrauch der Jahre 2020 bis 2022. Der zweite Reduktionsplan sieht eine Verringerung der HFKW um 85% zwischen 2028 und 2047 bezogen auf den Durchschnitt der Jahre 2024 bis 2026 vor. Dieser Plan kann nur von Indien, Pakistan, Iran, Irak und einigen Golfstaaten in Anspruch genommen werden. Ein Wechsel anderer Länder auf diesen Plan ist nicht möglich. Für Länder mit Produktionsstätten von HFKW gelten analoge Regelungen für die Herstellung.

Durch den Beschluss von Kigali wird ein entscheidender erster Beitrag zur Umsetzung der Pariser Beschlüsse zur Klimarahmenkonvention im vergangenen Jahr geleistet. Die weltweite Implementierung dieses Abkommens wird zu einer Verringerung der globalen Erwärmung um ca. 0,5°C bis 2100 führen. Die Reduktion von HFKW hat eine weitere Nebenwirkung: Durch die Errichtung neuer Kälte- und Klimaanlagen wird der Energieverbrauch pro Anlage deutlich verringert; ersten Schätzungen zufolge könnten so weltweit etwa 2500 Kraftwerke eingespart werden. Ein erster Aktionsplan zur Steigerung der Energieeffizienz von Kälte- und Klimaanlagen wurde ebenfalls im Rahmen der Kigali-Beschlüsse verabschiedet.