Bruck an der Glocknerstraße, Bürmoos und Hallwang

Bruck an der Glocknerstraße

Die Gemeinde Bruck an der Großglocknerstraße ist 2010 dem vielfaltleben-Gemeindenetzwerk beigetreten, um den Erhalt der Biodiversität in der Gemeinde aktiv zu fördern und die Umwelt zu schützen. Daher wird für öffentliche Grünflächen nur noch torffreie Blumenerde verwendet und auf chemische Unkrautvernichtungsmittel verzichtet. „In einer Region, in der sich eine Vielzahl der Bauern für die biologische Bewirtschaftung ihrer Höfe entschieden haben, wäre es unverständlich als Gemeinde bei der Pflege des Ortsbildes noch immer auf die Chemie zurückzugreifen“, so Vize-Bürgermeister Mag. Karin Hochwimmer, die für das Thema vielfaltleben in der Gemeinde Bruck zuständig ist.

Im Bereich des beliebten Naherholungsgebiets Neuwiesen, zwischen Bruck und Kaprun gelegen, werden die Flächen erst nach der Blüte gemäht, um die Blumenvielfalt des Salzachufers zu erhalten und der Insekten- und Vogelfauna Futterplätze und Rückzugsmöglichkeiten zu erhalten. Diverse Veranstaltungen zum Tag der Natur und in der "vielfaltleben-Woche der Artenvielfalt“ werden von der Bevölkerung gut angenommen. Informationstafeln unter dem Motto "Vielfalt am Wegesrand" sind in Vorbereitung.

Bei den aktuellen Projekten im Gemeindegebiet soll der Erhalt der Artenvielfalt ebenfalls Berücksichtigung finden:

  • Kraftwerk Gries: Für die ökologischen Ausgleichsmaßnahmen zum eben eingereichten Salzachlaufkraftwerk im Ortsteil Gries wurde angeregt, den Caritasgrund an der Salzach als ökologisches Freiluft-Erlebnislabor, das von unseren Schulen besucht werden darf, zu gestalten.
  • Hochwasserschutzprojekt an der Salzach:  Die Salzach wird aufgeweitet und dabei das Naherholungsgebiet am Südufer der Salzach neu gestaltet.
  • ÖBB-Lärmschutzwände: Verschiedene heimische Sträucher entlang der Wände sollen eine Vogelschutzhecke quer durch Bruck entstehen lassen.
  • Zwischen Bruck–Schloss Fischhorn und dem Zellersee entsteht gemeinsam mit der Gemeinde Zell am See, dem Projekt Respektiere deine Grenzen und dem Naturschutz Land Salzburg ein Natur-Themen-Weg.

Pinzgauer Rind

Die Landwirtschaftsschule in Bruck ist ein wichtiger Zuchtstandort für die vielfaltleben-Art Pinzgauer Rind. Ing. Christian Dullnigg ist Direktor der Landwirtschaftlichen Fachschule Bruck an der Großglocknerstraße und Obmann der ARGE Pinzgauer Rinderzuchtverbände.
 
Das Pinzgauer Rind ist eine robuste Bergrinderrasse. Fitness, Widerstandsfähigkeit und Genügsamkeit des Pinzgauer Rindes werden von den Bauern besonders geschätzt. Die Rasse erbringt letztendlich einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung und Bewirtschaftung des Berggebietes. Dieses Rind hat die Fähigkeit, sich auch an extreme klimatische Bedingungen, wie sie etwa im Hochgebirge herrschen, anzupassen.

Es zählt noch zu den Rassen mit einem sehr ausgeprägten Mutterinstinkt. Das und die besondere Friedfertigkeit der Tiere sind für die Mutterkuhhaltung auf Almen und Weiden enorme Vorteile. Mit der Spezialisierung der Landwirtschaft hat in den vergangenen Jahrzehnten der Druck hin zu Hochleistungsrinderrassen enorm zugenommen. Das Pinzgauer Rind wurde damit immer weiter zurückgedrängt, es ist mittlerweile als gefährdete Rinderrasse eingestuft.

Die vielen Vorteile der Rasse haben zwischenzeitlich aber zu einer Wiederentdeckung vor allem in der Mutterkuhhaltung geführt. Auch immer mehr Gastronomen und Genießer finden den Weg zurück zur dieser traditionellen Rasse und deren Fleisch, das mit industrieller Produktion überhaupt nichts gemeinsam hat. Und genau das schätzen immer mehr Konsumenten und Küchenchefs.

Bruck an der Glocknerstraße

Bürmoos

Torferneuerungsprojekt mit 43.000 ehrenamtlichen Arbeitsstunden im Moor von Bürmoos – der Titel des vielfaltleben-Champion 2010 ging an die Gemeinde Bürmoos.

Um den letzten Rest des einst 420 Hektar großen Hochmoors von Bürmoos zu erhalten, leisten seit 1985 engagierte Bürger pro Jahr etwa 3.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden für ihr Moor – in Summe über 50.000 dokumentierte Stunden!

Torferneuerungsverein Bürmoos

Im Jahr 1985 fanden sich etwa 40 Aktivistinnen und Aktivisten, die den trostlosen Anblick, den die Abbauflächen boten, nicht mehr ertragen konnten. Sie kämpften gegen Bodenerosion, Staubverfrachtung, Tier- und Pflanzensterben und führten die abgetorften Flächen wieder in einen naturnahen Zustand zurück. Die Gemeinde Bürmoos gab ein Renaturierungskonzept in Auftrag und forcierte die Wiedervernässung des Gebietes. Reinhard Kaiser gründete im Jahr 1992 unter dem Patronat der Gemeinde den „Torferneuerungsverein Bürmoos“, dem heute 564 Mitglieder, vom Schulkind bis zum Pensionisten und der Pensionistin, angehören. Erst im Jahr 2000 wurde der Torfabbau zur Gänze eingestellt. Die Natur hat den "Lebensraum aus zweiter Hand" dankend angenommen.

Die Gemeinde Bürmoos nördlich der Landeshauptstadt Salzburg liegt an der Grenze zu Oberösterreich und Bayern. Der Ort wurde 1860 als Industrieansiedlung zur Gewinnung von Torfprodukten, Tafelglas und Ziegel mitten im Moor gegründet. Von Torfstechern wurde jährlich bis zu 100.000 Kubikmeter Torf abgebaut, später im Frästorfverfahren weite Teile des "Bürmooses" restlos zerstört.

Die geschaffenen Flächen zeigen eine beachtliche Artenvielfalt: 100 verschiedene Vogelarten, bedeutsame Amphibienlebensräume und 26 gefährdete Pflanzenarten konnten bereits nachgewiesen werden. Die gesamte Gemeinde ist stolz auf diese Gemeinschaftsleistung.

Torfkurier

Der Torfkurier informiert die Bevölkerung regelmäßig über die Fortschritte und auch Besucherinnen und Besuchern von außerhalb wird mit Schautafeln und einem Lehrpfaden die Bedeutung des wieder gewonnenen Moores verdeutlicht. Eine Leistung, die seit mittlerweile 25 Jahren kontinuierlich erbracht wird und die von der Jury mit dem Titel „vielfaltleben-champion 2010“ und einem Preisgeld von 5.000 Euro ausgezeichnet wurde.

Gemeinde Bürmoos

Hallwang

In den letzten Jahrzehnten hat sich der Lebensraum vieler Insektenarten wie etwa der Bienen oder des heute seltenen Schwalbenschwanzes stark verändert. Statt artenreicher Wegränder und Wiesen wurden aufgrund von wirtschaftlichem Druck sowie aus ästhetischen Wertevorstellungen im öffentlichen Raum heraus immer mehr intensiv gepflegte, naturferne Grünflächen angelegt. Gerade die Verwendung von Humuserde, Düngen und häufiges Mähen verringern die Artenvielfalt drastisch. In Hallwang will man wieder mehr natürliche Blütenpracht in die Gemeinde bringen. Deshalb stellte diese im Frühjahr 2016 Säckchen mit sorgfältig ausgewählten Wildblumensamen und einer Information für Interessierte zur Verfügung. Die Bürgerinnen und Bürger können auf diese Weise einen Biotopverbund aus insgesamt 1.000 Quadratmetern Blühflächen schaffen und der Vielfalt wieder eine Chance geben.