Ansätze und Leitlinien

Weltweit wird an der Entwicklung von automatisierten Fahrzeugen gearbeitet. Aus technischer Sicht sind Fahrzeuge mit einem hohen Grad an Automatisierung bereits heute Realität, wenn auch noch nicht kommerziell erhältlich. Vielmehr sind sie Gegenstand von Forschungsaktivitäten und beschäftigen Fahrzeugentwickler gleichermaßen wie Raumplaner, Infrastrukturbetreiber sowie die öffentliche Hand.

Das umfangreiche Testen und Validieren der Fahrzeuge stellt dabei einen wesentlichen Schritt in deren Entwicklung dar. Aufgrund der hohen Komplexität der damit verbundenen Anforderungen findet bereits heute eine Vielzahl dieser Tests in Simulationen sowie im virtuellen Raum statt. Dies ermöglicht nicht nur ein effizientes Testen, sondern entlastet auch die Umwelt und trägt damit zur Bekämpfung der Klimakrise bei. Testumgebungen unterstützen hierbei, indem sie die erforderlichen Rahmenbedingungen und Ressourcen liefern. 

Dennoch gibt es viele Situationen des alltäglichen Lebens, welche nur schwer bis kaum simuliert werden können. Diese erfordern das Testen unter realen Bedingungen, auf Straßen mit öffentlichem Verkehr. Nur dadurch können jene Informationen gesammelt werden, welche für die sichere und nachhaltige Einführung automatisierter Fahrzeuge benötigt werden, zum Beispiel im Umgang mit Mensch-Maschine-Interaktionen.

Um das Testen automatisierter Fahrzeuge und deren Systeme unter Einhaltung höchster Sicherheitsbestimmungen testen zu können, verfolgt das Bundesministerium zwei Ansätze:

  • Testens auf öffentlichen Straßen um umfangreiche Simulationen sowie Testfahrten zu Forschungs- Entwicklungs- und Validierungsprojekten durchzuführen und dadurch ein gemeinsames Lernen aller Beteiligten zu ermöglichen. Testumgebungen stellen eine Kombination aus Simulation, Prüfstand, der Testumgebung auf nicht öffentlichen Strecken und dem Realbetrieb im öffentlichen Verkehr dar.
  • Testen von definierten Anwendungsfällen auf Straßen mit öffentlichem Verkehr mit entsprechender Bescheinigung durch das Bundesministerium, als Testmöglichkeit für Prototypen sowie fortgeschrittene, automatisierte Fahrzeuge und deren Systeme. Diese Tests sind zeitlich befristet und können auf vorher definierten Streckenabschnitten sowie Umgebungen absolviert werden. Im Nachgang an die Testfahrten sind dem Ministerium Testberichte zu übermitteln, welche den Fortschritt darstellen. Dadurch soll das Mitlernen der öffentlichen Hand ermöglicht werden.

Bei Testfahrten auf Straßen mit öffentlichem Verkehr steht die Verkehrssicherheit aller Verkehrsteilnehmenden an oberster Stelle. Um dies sicherzustellen, folgt das Bundesministerium folgenden Leitlinien und Prämissen:

  • Testen ist wichtig aber kein Selbstzweck, weshalb bestimmte Anwendungsfälle adressiert werden. Diese orientieren sich an jene Bereiche, die einen sinnvollen und effizienten Einsatz vorsehen, wie beispielsweise automatisierter, öffentlicher Personenverkehr.
  • Die Verkehrssicherheit aller Verkehrsteilnehmenden hat oberste Priorität und muss zu jedem Zeitpunkt erfüllt werden.
  • Sicherheitsfahrerende nehmen einen zentralen Bestandteil ein und sind verpflichtend innerhalb des Fahrzeugs erforderlich, mit Ausnahme jener Anwendungsfälle mit geringen Geschwindigkeiten und Komplexitäten.
  • Sicherheitsfahrende müssen ein adäquates Fahrsicherheitstraining nachweisen können (Führerschein, Schulung, Einweisung). Diese müssen nicht nur das Fahrzeug lenken und steuern können, sondern dies auch unter jenen Fahrsituationen unter Beweis stellen, unter denen sie zukünftig testen wollen. 
  • Das ausreichende Testen im Vorfeld des Testvorhabens ist erforderlich und muss entsprechend nachgewiesen werden.
  • Durch das verpflichtende durchführen einer Streckenabschnittsanalyse und Risikomanagements, müssen sich Testende ausreichend mit der geplanten Strecke auseinandersetzen und deren Risiken analysieren sowie im Rahmen eines Managements darstellen, wie mit Sicherheitsbedenken umgegangen wird. 
  • Der Beirat „Automatisierte Mobilität“ wird als beratendes Gremium mit umfangreicher Expertise eingesetzt und unterstützt das BMK in der Entscheidungsfindung bei der Evaluierung von Testanträgen.
  • Der transparente Umgang mit Informationen ist dem BMK wichtig, weshalb übermittelte Testberichte auf der Website publiziert werden. 
  • Eine Überleitung vom Test- in den Regelbetrieb findet erst nach erfolgreicher und sicherer Testphase statt.

Mit diesen Schritten verfolgt das Bundeministerium den sicheren Testbetrieb von automatisierten Fahrzeugen auf Straßen mit öffentlichem Verkehr. Dies stellt die Grundlage für deren Zulassung sowie deren sichere und nachhaltige Integration in das Gesamtsystem dar.