Taxonomiekennzahlen Österreich 2023 Fortschritte und Herausforderungen auf dem Weg zur grünen Transformation

Österreichische Unternehmen treiben die grüne Transformation voran. Doch zahlreiche Wirtschafts- und Finanzaktivitäten erfordern weitere Anpassungen, um den Netto-Null-Pfad zu erreichen: Im Rahmen des zweiten Berichtszyklus für das Geschäftsjahr 2023 hat das Klimaschutzministerium die Taxonomiekennzahlen von 44 Nichtfinanzunternehmen und erstmals auch von 18 Finanzunternehmen evaluiert.

Die EU-Taxonomie Verordnung (Taxonomie VO) gibt klare Richtwerte für Wirtschaftsaktivitäten vor, bei deren Einhaltung diese Aktivitäten als ökologisch nachhaltig gelten. Durch die Bewertung von Wirtschaftsaktivitäten von Unternehmen anhand der Taxonomie können in weiterer Folge auch bei Finanzinstrumenten Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt werden.

Das Klimaschutzministerium hat im Rahmen des zweiten Berichtszyklus für realwirtschaftliche Unternehmen die für das Geschäftsjahr 2023 offengelegten Taxonomiekennzahlen evaluiert. Inhalt der Analyse sind die Taxonomiefähigkeit und -konformität von 44 österreichischen Nichtfinanzunternehmen. Erstmals umfasst die Analyse auch die Taxonomiekennzahlen von 18 österreichischen Finanzunternehmen.

Ergebnisse der Analyse

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass heimische Unternehmen bereits bedeutende Investitionen in eine grüne Zukunft tätigen. Nichtsdestotrotz ist eine fortgesetzte Transformation zahlreicher Wirtschaftsaktivitäten erforderlich, um die Übereinstimmung mit den EU-Taxonomie-Kriterien und damit den Zielen des Green Deal sicherzustellen. Parallel dazu betonen die Ergebnisse der analysierten Finanzunternehmen die zentrale Rolle der Finanzwirtschaft im Transformationsprozess. Durch gezielte Finanzierungs- und Investitionsentscheidungen finanzieren Finanzunternehmen ökologisch nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten und unterstützen somit die Umsetzung der europäischen Umweltziele maßgeblich.

Taxonomiekennzahlen 2023 (PDF, 883 KB)

  1. Im Vergleich zum Vorjahr zeigen die Daten eine Zunahme sowohl der Taxonomiefähigkeit als auch der Taxonomiekonformität für alle untersuchten Kennzahlen (Umsatz, taxonomiefähige Investitionsanteil (CapEx) und Betriebsausgaben (OpEx)).
  2. Die taxonomiefähigen Umsätze der berichtspflichtigen österreichischen Nichtfinanzunternehmen beliefen sich im Jahr 2023 auf 46 Prozent (2022: 34 Prozent). Davon war rund ein Drittel taxonomiekonform, was 15 Prozent (2022: 10 Prozent) der Gesamtumsätze entspricht. Taxonomiekonforme Wirtschaftsaktivitäten entsprechen den langfristigen Umweltzielen der EU. Die damit verbundenen Umsätze und Betriebsausgaben (OpEx) geben den aktuellen Fortschritt der untersuchten Unternehmen bei der Umsetzung dieser Ziele wieder.
  3. Der taxonomiefähige Investitionsanteil (CapEx) stieg im Jahr 2023 auf 66 Prozent (2022: 59 Prozent). Etwa 38 Prozent (2022: 31 Prozent) der Investitionen erfüllen die Anforderungen der Taxonomiekonformität. Während Umsätze von Unternehmen vorwiegend den Status quo abbilden, können Investitionen auch die Zielrichtung signalisieren. Ein hoher taxonomiekonformer Investitionsanteil deutet darauf hin, dass die untersuchten österreichischen Unternehmen zunehmend in Wirtschaftsaktivitäten investieren, die im Einklang mit den europäischen Umweltzielen stehen.
  4. Im europäischen Vergleich weisen die untersuchten österreichischen Unternehmen einen überdurchschnittlich hohen Anteil an taxonomiekonformen Investitionen (38 Prozent) auf. Eine Analyse von rund 700 europäischen Unternehmen zeigt, dass für das Berichtsjahr 2023 lediglich 20 Prozent der sektorenübergreifenden Investitionen taxonomiekonform sind.
  5. Die Analyse offenbart die Heterogenität zwischen den Unternehmen in Bezug auf ihre Taxonomiefähigkeit und -konformität. Die Betrachtung von Durchschnittswerten allein ist daher nicht ausreichend. Insbesondere zeigt sich eine gravierende Streuung bei der Taxonomiekonformität, da ein bedeutender Anteil der Unternehmen nur geringfügige oder gar keine taxonomiekonforme Kennzahlen ausweist. Dies ist auch aus der Abdeckung der Taxonomie erklärbar, die auf Wirtschaftszweige von besonderer klima- und umweltpolitischer Relevanz fokussiert.
  6. Die Taxonomiekennzahlen verdeutlichen auch eine erhebliche sektorale Differenzierung. Während Unternehmen im Energiesektor durch ihren hohen Anteil an taxonomiekonformen Investitionsausgaben eine Vorreiterrolle einnehmen, deuten die Daten aus dem Gebäudesektor trotz nahezu vollständiger Taxonomiefähigkeit auf ein bislang weniger genutztes Transformationspotenzial hin.
  7. Im Vergleich zum Vorjahr lassen sich erste Fortschritte bei der Umsetzung der Offenlegungspflichten realwirtschaftlicher Unternehmen feststellen, insbesondere hinsichtlich der Verbesserung der Datenqualität und der Vollständigkeit der Berichterstattung. Dennoch bleibt die Nachweisführung zur Erfüllung der technischen Kriterien der Taxonomie eine Herausforderung. Sie setzt belastbare Datengrundlagen voraus, deren Verfügbarkeit nach wie vor begrenzt ist. Das Klimaschutzziel nimmt eine zentrale Stellung in der Berichterstattung ein und dominiert klar gegenüber den übrigen Umweltzielen. Ab nächstem Jahr ist mit einer Ausweitung zu rechnen, wenn die Berichterstattung zur Taxonomiekonformität mit den vier neuen Umweltzielen (Kreislaufwirtschaft, Vermeidung von Umweltverschmutzung, Schutz der Biodiversität und Wasser- sowie Meeresressourcen) verpflichtend wird. Derzeit ist die Berichterstattung zu diesen Zielen auf die Taxonomiefähigkeit begrenzt.
  8. Neben den Klimazielen ist die Berichterstattung zur Taxonomiefähigkeit des Umweltziels Kreislaufwirtschaft stärker vertreten. Dies liegt daran, dass die Taxonomie für dieses Ziel eine relativ breite Abdeckung der Wirtschaftsaktivitäten bietet, insbesondere im Vergleich zu den anderen drei Umweltzielen.

  1. Im österreichischen Bankensektor liegt die durchschnittliche umsatzbasierte Taxonomiefähigkeit bei 23,6 Prozent und die CapEx-basierte Taxonomiefähigkeit bei 23,8 Prozent. Beide Werte liegen unter dem europäischen Durchschnitt von 33 Prozent.
  2. Die Taxonomiekonformität (Green Asset Ratio (GAR)) ist sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene vergleichsweise gering. Die durchschnittliche umsatzbasierte GAR österreichischer Kreditinstitute liegt bei 0,5 Prozent, während die CapEx-basierte GAR 0,7 Prozent beträgt. Beide Kennzahlen bleiben unter dem europäischen Durchschnitt von zwei Prozent.
  3. Im österreichischen Versicherungssektor liegt die Taxonomiefähigkeit im Underwriting-Geschäft bei 24 Prozent (europäischer Durchschnitt: 22 Prozent) und die Taxonomiekonformität bei drei Prozent (europäischer Durchschnitt: drei Prozent).
  4. Im Investmentgeschäft weisen österreichische Versicherungsunternehmen eine umsatzbasierte Taxonomiefähigkeit von 22 Prozent auf, während die CapEx-basierte Taxonomiefähigkeit bei 17 Prozent liegt. Diese Verteilung ist vergleichbar mit den europäischen Durchschnittswerten (17 Prozent umsatzbasiert und 21 Prozent CapEx-basiert). Die Taxonomiekonformität liegt auch hier zwischen zwei bis drei Prozent und entspricht auch hier etwa dem europäischen Durchschnitt.
  5. Die methodischen Limitationen der GAR und GIR schränken ihre Aussagekraft ein. Wesentliche Anlageklassen wie Staatsanleihen, supranationale Organisationen und KMU-Kredite werden nicht berücksichtigt, ein wesentlicher Teil der Vermögenswerte geht daher nicht in die Berechnung der Indikatoren ein.
  6. Die Verfügbarkeit qualitativ hochwertiger und vollständiger Daten bleibt ein zentraler Faktor. Verbesserungen in der Datenverfügbarkeit, der Erfahrungsaufbau sowie die der Erweiterung der Taxonomie werden in Zukunft zu einer Steigerung der Werte sowie zur Verbesserung der Aussagekraft der Berichterstattung führen.

Hintergrund: Veröffentlichung der Taxonomiekennzahlen 

Um Transparenz und eine Datengrundlage im Finanzmarkt sicherzustellen, verpflichtet Artikel 8 Taxonomie-VO Unternehmen, die in den Anwendungsbereich der Non-Financial Reporting Directive (NFRD) beziehungsweise der nachfolgenden Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) fallen, jährlich Taxonomiekennzahlen zu veröffentlichen. Diese umfassen den Anteil der Aktivitäten des Unternehmens, gemessen in Umsatz, Investitionsausgaben (Capital Expenditures (CapEx)) und Betriebsausgaben (Operational Expenditures (OpEx)),

  1. die grundsätzlich von der Taxonomie-VO abgedeckt sind (Taxonomiefähigkeit) und
  2. die die technischen Bewertungskriterien der Taxonomie-VO erfüllen (Taxonomiekonformität).

Die erste Analyse der Taxonomiekennzahlen österreichischer Unternehmen wurde 2023 vom BMK veröffentlicht: Taxonomiekennzahlen Österreich im Geschäftsjahr 2022

Hinweis

Die Kennzahlen decken nur jene Wirtschaftsaktivitäten ab, die wesentlich zur Erreichung der in der Taxonomie-VO definierten Umweltziele beitragen können. Dies schließt Tätigkeiten mit besonderer Klima- oder Umweltrelevanz ein, wie beispielsweise erneuerbare Energien oder emissionsintensive Wirtschaftszweige. Die Taxonomie-VO kann daher in ihrer aktuellen Form nicht für Rückschlüsse auf die Gesamtwirtschaft herangezogen werden.

Taxonomiekennzahlen 2023 (PDF, 883 KB)