Kategorie Innovation & Technologie - 29. September 2020

Mit der Umweltförderung im Inland zum weltweit modernsten Edelstahlwerk

voestalpine setzt bei der Errichtung des weltweit modernsten Edelstahlwerks auf neues Wärmerückgewinnungs- und Abwärmekonzept

Die voestalpine BÖHLER Edelstahl GmbH & Co KG gehört, wie der Name unschwer erahnen lässt, zum österreichischen Stahlverarbeitungskonzern Voestalpine. Beide Namen, BÖHLER und voestalpine, verkörpern seit jeher den Ruf der traditionsreichen Stahlhochburg Kapfenberg, eine Stadt in der Steiermark, die seit dem Hoch-Mittelalter als Stahlstadt gilt und spätestens mit der Übernahme der Stahlwerke durch die Gebrüder Böhler im Jahr 1894 ihren Weltruhm begründete.

Schon lange wird in dieser Gegend der Steiermark Erz abgebaut und Stahl produziert. Die Nähe zum Erzberg und zur Wasserkraft in ausreichendem Maße haben hier schon vom 15. Jahrhundert an mehrere Hammerwerke entstehen lassen. Auch wenn die Herstellung von Stahl heute an Bedeutung verloren hat, ist Kapfenberg dennoch eine bedeutende Industriestadt geblieben, die Voestalpine investiert hier  sogar in ein neues Werk, hypermodern und volldigitalisiert.

 

Edelstahlwerk 2020+ ist der Name des Projekts. Auf einem Anlagenbaufeld, so groß wie sechs Fußballfelder, wird die modernste Edelstahlproduktion der Welt errichtet. Dort sollen nicht nur Hochleistungs- und Spezialstählen gefertigt, sondern auch neue Maßstäbe an Emissionsreduktion sowie Energie- und Ressourceneffizienz gesetzt werden.

Rund 350 Millionen Euro investiert die voestalpine BÖHLER Edelstahl GmbH & CO KG in die Realisierung dieses Großprojektes. Etwa 11,7 Millionen Euro davon allein in die Maßnahmen zur Wärmerückgewinnung und Abwärmeauskopplung, wovon 3,4 Millionen Euro durch über die „Umweltförderung im Inland“ des Umweltministeriums (BMK), sowie aus dem europäischen Fonds für regionale Entwicklung bereitgestellt werden. Für die Abwicklung ist die Kommunalkredit Public Consulting zuständig.

Wärmeauskopplung ins Fernwärmenetz Kapfenberg

Die Neuerrichtung des Edelstahlwerkes enthält auch Pläne zum neu gestalteten Wärmerückgewinnungs- und Abwärmekonzept, welches eine Ausweitung der bestehenden Wärmeauskopplung in das Fernwärmenetz der Stadtwerke Kapfenberg ermöglicht.

© voestalpine

Dazu sollen nun der im Schmelzbereich des neuen Edelstahlwerks befindliche Vakuum-AOD-Konverter und der Lichtbogenofen, das Herzstück der Anlage, mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet werden. Aus dem Energieinhalt des Kühlwassers der Abgasleitung der beiden Anlagen kann eine Wärmeleistung von bis zu 12,5 MW erzeugt werden. Dazu wird die aufgenommene Wärme in einem Heißwasserspeicher zwischengespeichert, von wo aus das Heißwasser über eine Wärmetauschergruppe geführt und in das werksinterne Fernwärmenetz eingebracht wird. Die für die Wärmerückgewinnung notwendigen Anlagenteile (Pufferspeicher, Pumpenstation etc.) werden in einem neu zu errichtenden Gebäude in der Nähe der Schmelzhalle untergebracht.

Über 4.000 Tonnen weniger CO2 pro Jahr

Die Einbindung der Prozesswärme in das werksinterne Fernwärmenetz erfolgt über das bestehende Kesselhaus, welches sich zentral am Werksgelände befindet. Über eine etwa 1.500 Meter lange Rohrtrasse soll das Stahlwerk mit dem Kesselhaus verbunden werden. Von dort wird die Wärme an die internen Verbraucher und zur Wärmeübergabestation der Stadtwerke Kapfenberg geführt. Durch die Einspeisung von zusätzlich rund 20.000 MWh Wärme in das Netz der Stadtwerke Kapfenberg wird dort eine Reduktion des Erdgaseinsatzes ermöglicht, was einer jährliche CO2-Reduktion von über 4.000 Tonnen entspricht.

„Wir setzen uns aktiv für eine umweltschonende und zielorientierte Produktion und den gewissenhaften Umgang mit wertvollen Ressourcen ein“, so Michael Ebner, Head of Environment & Investments der voestalpine BÖHLER Edelstahl. „Bei der Planung unseres neuen Edelstahlwerkes haben wir daher besonderes Augenmerk auf den Umweltschutz gelegt. Luft- und Abwasserreinigungsanlagen entsprechen dem neuesten Stand der Technik und erfüllen damit höchste Umweltauflagen. Leistungsstarke Wärmerückgewinnungsanlagen tragen zusätzlich dazu bei, Emissionen zu reduzieren.“

Die Umweltförderung im Inland (UFI) ist das zentrale Förderinstrument des Bundes für Investitionen im Klima- und Umweltschutz. Die Förderangebote umfassen Investitionen insbesondere in den Bereichen erneuerbare Wärme, Energieeffizienz sowie klimaschonende Mobilität. Seit 1993 ist die UFI ein verlässlicher Partner für die Wirtschaft zum Einsatz von klima- und ressourcenschonender Technologien, allein im Jahr 2019 wurden mehr als 6.101 Projekte mit einem Investitionsvolumen von 610,1 Mio. Euro und mit einem Wertschöpfungseffekt von ca. 405 Millionen Euro gefördert. Grundlage der Umweltförderung im Inland ist das Umweltförderungsgesetz (UFG) sowie die Förderrichtlinien 2015 für die UFI in der Fassung von 2018. Durch sie werden weitere wichtige Maßnahmen zur Erreichung der österreichischen Klimaziele angeregt. So gab es im Vorjahr 5.917 geförderte thermische Gebäudesanierungen, über die Förderungen „Raus aus Öl“ wurden in 11.057 Fällen Mittel für den Heizkesseltausch zur Umstellung auf nachhaltige Heizsysteme bereitgestellt.

Weitere Infos zur Umweltförderung finden Sie hier: https://www.umweltfoerderung.at/