Kategorie Energie - 29. März 2022

Umweltförderung im Inland: Stärkste Großwärmepumpe Europas entsteht in Wien

In Wien entsteht eine der leistungsstärksten Großwärmepumpen Europas. Diese wird nach Fertigstellung komplett klimaneutral aus regionalen Energiequellen betrieben: Zwei Drittel der benötigten Energie kommen aus der Abwärme des gereinigten Abwassers der Kläranlage. Das letzte Drittel wird mit Ökostrom direkt aus dem benachbarten Donaukraftwerk Freudenau gedeckt.

© smartvoll – Matthias Bank

Im Februar 2022 hat Wien Energie mit dem Bau der Großwärmepumpe begonnen. Es ist nicht die erste dieser Art in Wien. In Simmering nutzt Wien Energie seit 2019 bereits beim Kraftwerk Simmering in einer vergleichbaren Anlage die Abwärme des benachbarten Kraftwerks für CO₂-freie Fernwärme.

Die neue Pumpenanlage wird nun am Gelände der Kläranlage Simmering errichtet. Dort entzieht die Pumpe dem bereits gereinigten Klärwasser sechs Grad Celsius, bevor dieses in den Donaukanal fließt. Ein wichtiger Schritt, um Fernwärme für Wien in Zukunft ausschließlich klimaneutral zu erzeugen. 2027 sollen so bis zu 112.000 Wiener Haushalte mit der Wärme des Klärwassers versorgt werden können.

Eine der Großwärmepumpen, die seit 2019 in Simmering klimaneutrale Fernwärme erzeugt. © Wien Energie

In einer ersten Projektphase, welche bis Mitte 2023 umgesetzt werden soll, werden vorerst drei Wärmepumpen mit einer Leistung von insgesamt 55 Megawatt und einer elektrischen Anschlussleistung von insgesamt 18 Megawatt installiert.

Allein für die Errichtung der neuen Wärmepumpen werden von Wien Energie 19,3 Millionen veranschlagt, wovon das Klimaschutzministerium (BMK) 4,5 Millionen über Förderungen aus der „Umweltförderung im Inland“ bezuschusst.

Wie wird Wärme aus Abwasser erzeugt?

Als Wärmequelle soll also das geklärte Abwasser aus der Hauptkläranlage dienen, welches aus dem Kläranlagenablauf entnommen wird. Normalerweise fließt das Abwasser nach der Reinigung in den Donaukanal, ab 2023 macht es davor noch einen Umweg in die Großwärmepumpenanlage: Dort stehen im Vollausbau sechs Wärmepumpen, die mit Wärmetauschern dem gereinigten Wasser rund sechs Grad Celsius entziehen. Diese geringe Temperatur kann die Wien Energie mit der modernen Technik in der hochkomplexen Anlage nutzen, um Wärme mit mehr als 90 Grad Celsius zu erzeugen.

Diese Wärme wird dann in Form von heißem Wasser über eine neue Anschlussleitung in das bestehende Fernwärmenetz der Simmeringer Gärtner eingespeist. Der nicht lokal verwendete Anteil wird über die Pumpstation Simmering in das gesamte Wiener Fernwärmenetz verteilt. In der ersten Projektphase wird von einer Wärmeeinspeisung von zumindest 95 Gigawattstunden pro Jahr ausgegangen. Die Wien Energie GmbH verwertet so die wertvolle Wärmeenergie im gereinigten Abwasser, die bislang ungenutzt blieb.

Ökostrom von Wasserkraft zur Wärmepumpe

Die für den Betrieb der Wärmepumpenanlage benötigte elektrische Energie von jährlich rd. 35,2 Gigawattstunden bezieht die Wien Energie direkt vom nahegelegenen VERBUND-Donaukraftwerk Freudenau. Für den effizienten und optimalen Betrieb der Wärmepumpe wird eine eigene Direktleitung zwischen Kraftwerk und Anlage errichtet. Beim Kraftwerk wird eine eigene Abzweigstelle gebaut. Von dort fließt der Strom künftig über die rund ein Kilometer lange Leitung bis zur Wärmepumpe. So kommt sämtliche eingesetzte Energie direkt aus der Umgebung und kann für die Wärmeversorgung effizient genutzt werden.

Mit dieser Maßnahme können in der ersten Projektphase (mit vorerst 3 Wärmepumpen) bereits rund 17.700 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden – im Vollbetrieb soll die Einsparung bis zu 40.000 Tonnen COâ‚‚ betragen.

Die Umweltförderung im Inland (UFI) Das Klimaschutzministerium unterstützt Investitionen in den Klima- und Umweltschutz z.B. im Bereich erneuerbare Wärme und Energieeffizienz in Österreich. Die Grundlage für diese Umweltförderung im Inland (UFI) ist das Umweltförderungsgesetz (UFG). Im Gebäudebereich wurden zuletzt durch die Sanierungsoffensive des Bundes über 10.700 thermische Gebäudesanierungen gefördert und in über 6.600 Fällen Förderungen für den fossilen Heizkesseltausch zur Umstellung auf nachhaltige Heizsysteme bereitgestellt. Zusammen mit Förderungen für Betriebe, Gemeinden und Vereine wurden in Summe im Jahr 2020 mehr als 19.800 geförderte klimarelevante Projekte mit einem Investitionsvolumen von über einer Milliarde Euro gefördert.


Die Kommunalkredit Public Consulting ist für die Förderungsabwicklung im Auftrag des Klimaschutzmisteriums (BMK) zuständig.


Informationen zur Einreichung eines Förderantrags finden Sie hier: https://www.umweltfoerderung.at/erklaervideo-umweltfoerderung.html