46.000 Arbeitsplätze und 2,9 Milliarden Euro Wertschöpfung durch Radwirtschaft in Österreich

Die aktualisierte Publikation „Wirtschaftsfaktor Radfahren 2022“ veranschaulicht die vielfältigen positiven volkswirtschaftlichen Effekte der Radwirtschaft in konkreten Zahlen und Fakten.

Der Wirtschaftsfaktor Radfahren setzt sich aus einem bunten Wertschöpfungsnetzwerk zusammen. Für die wirtschaftlichen Effekte sind unterschiedliche Branchen wie die Produktion und der Handel von Fahrrädern, die Fahrradinfrastruktur, aber auch der Radtourismus und zahlreiche Aktivitäten rund um Radsportvereine und sportliche Veranstaltungen verantwortlich.

Bereits 2009 hat eine Kurzstudie zum Thema Wirtschaftsfaktor Radfahren in sechs Modulen die Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte dargelegt. Insgesamt wurden in der damaligen Publikation direkte und indirekte Wertschöpfungseffekte in der Höhe von 882,5 Millionen Euro und Arbeitsplatzeffekte in der Höhe von 18.328 Vollzeit-Äquivalenten durch den Radverkehr in Österreich ausgewiesen.

Wertschöpfung im Inland

Die aktuelle Studie zeigt, dass sich die direkte und indirekte Bruttowertschöpfung im Vergleich zu 2009 mit 2,6 Milliarden Euro mehr als verdoppelt hat. Insgesamt ergibt sich durch die Radwirtschaft 2019 als Summe der direkten, der indirekten und der Einkommenseffekte in der nachgelagerten Wertschöpfungskette (induzierte Effekte) sogar eine Bruttowertschöpfung von 2,9 Milliarden Euro in Österreich.

Bei einem Vergleich mit anderen Branchen liegen die direkten Effekte der Radwirtschaft höher als jene des Straßenbaus, während ihre gesamtwirtschaftliche Bedeutung so groß ist wie die der Papierindustrie oder der Telekommunikation. Darüber hinaus werden mit jedem in der Radwirtschaft erwirtschafteten Euro weitere 0,64 Euro an Wertschöpfung in anderen Wirtschaftssektoren ausgelöst.

Bundeslandspezifisch betrachtet werden die größten Effekte in den Bundesländern Tirol mit 580,6 Millionen Euro und Kärnten mit 503,4 Millionen Euro erwirtschaftet; aufsummiert generieren die beiden Bundesländer rund ein Drittel der gesamten Bruttowertschöpfung.

Klimafitte Arbeitsplätze

Die Radwirtschaft ist überdurchschnittlich beschäftigungsintensiv: 1,03 Prozent aller Arbeitsplätze in Österreich hängen von der Radwirtschaft ab. Insgesamt arbeiteten 46.143 Menschen 2019 in der Radwirtschaft. Im Vergleich zu 2009 hat sich die Anzahl der Vollzeit-Äquivalente auf 35.463 Beschäftigte knapp verdoppelt. Zwei Drittel der direkt Beschäftigten sind dabei dem Radtourismus zuordenbar (Beherbergungs- und Gastronomiedienstleistungen sowie Einzelhandel ohne Kfz). Die Radwirtschaft beschäftigt somit in der Größenordnung so viele Personen wie beispielsweise die Energieversorgung.

Pandemiebedingte Umbrüche in der Fahrradwirtschaft

Die längerfristigen Auswirkungen durch die Pandemiejahre ab 2020 sind zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht aussagekräftig quantifizierbar. Verglichen mit dem Jahr 2019 deuten die Zahlen jedoch darauf hin, dass die Radwirtschaft insgesamt im Jahr 2020 ein Minus in der Höhe von 7,1 Prozent verzeichnen musste, insbesondere durch große kurzfristige Umsatzeinbrüche im Radtourismus wegen ausbleibender Gäste aus dem Ausland. Rekordnachfragen nach Fahrrädern im Sportartikeleinzelhandel und instabile globale Lieferketten lassen jedoch deutliche und nachhaltige Veränderungen sowie Verschiebungen im Wertschöpfungsnetzwerk Fahrrad erwarten.

Trends in der Radfahrmobilität

Pedelecs und Transportfahrräder

Der Marktanteil der verkauften Pedelecs (E-Bikes) beträgt 2020 41 Prozent und die durch erhöhte Nachfrage insgesamt höheren Fahrradpreise schlagen auf Produktion und Handel durch. Der durchschnittliche Kaufpreis für ein Fahrrad hat sich 2015 bis 2020 von 780 Euro auf 1.769 Euro mehr als verdoppelt.

Die Anzahl der verkauften Transportfahrräder, die insbesondere im urbanen Raum eine ernstzunehmende Alternative für fossilbetriebene Kraftfahrzeuge sind, ist ebenso im Steigen begriffen.

Wachsender Radtourismus und neue Berufsfelder

Insgesamt hat sich im Vergleich zu der Studie 2009 die Wertschöpfung im Bereich Radtourismus in etwa verdreifacht und die Anzahl der Beschäftigten beinahe verdoppelt. Rad- und Mountainbike-Tourismus sowie Kurzurlaube mit dem Fahrrad bieten zunehmend Potenzial für sanften und klimaverträglichen Fremdenverkehr.

Neben dem Wandel zum ganzjährigen Fortbewegungsmittel für nahezu alle Lebenslagen zeigt sich eine verstärkte Professionalisierung im Fahrradsektor. Der neue Lehrberuf „Fahrradmechatroniker:in“ bietet für fahrradaffine Menschen ein spannendes und sinnerfülltes Berufsfeld ebenso wie die Betätigungsfelder im radtouristischen Bereich.

Veröffentlicht am 02.06.2022

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