Private Anleger:innen
Das Angebot für klimafreundliches Sparen, Investieren und Anlegen wird immer größer. Doch wie finden Sie als Privatperson das richtige Produkt? Wie wird sichergestellt, dass das Geld auch wirklich nachhaltigen Zwecken gewidmet wird? Hier finden Sie erste Informationen zum Thema grüne Finanzprodukte.
Zur Erreichung der Klimaziele muss auch das Finanzsystem einen wichtigen Beitrag leisten. Wenn Geldströme in Richtung Nachhaltigkeit gelenkt werden, können mehr grüne Projekte und Aktivitäten ermöglicht werden. Im Pariser Klimaabkommen haben sich die Staaten daher dazu verpflichtet, Finanzmittelflüsse auf einen Weg hin zu einer emissionsarmen und gegenüber Klimaänderungen widerstandsfähigen Entwicklung zu bringen.
Neben staatlichen Geldern braucht es dafür auch privates Kapital. Das bedeutet, dass nicht nur große Investoren gefragt sind, ihr Kapital im Sinne des Klimaschutzes anzulegen. Auch Privatkundinnen und Privatkunden können mit ihrem Geld die Entwicklung umweltfreundlicher Projekte fördern und so aktiv zum Klimaschutz beitragen. In einem ersten Schritt ist es wichtig, sich über das Thema „grünes Geld“ zu informieren.
Wie wir mit unserem Geld helfen können, das Klima zu schützen
Von allgemeinen Informationen zu grünen Finanzen über Divestment und Engagement bis hin zur Klimaveränderung als Finanzrisiko: Mehr Details zum Thema finden Sie im Faktencheck Green Finance (→ Klimafonds).
Ökologisch nachhaltig investieren
Von grünen Investments bis zu nachhaltigen Anleihen: Bei dem Thema Green Finance werden oft viele Begriffe verwendet, die nicht unbedingt dasselbe bedeuten. Grün und nachhaltig werden häufig synonym verwendet. Grundsätzlich gilt: „Grün“ (green) bezieht sich auf den ökologischen Bestandteil bei Finanzinstrumenten wie beispielsweise bei Sparbuch, Girokonto oder Anleihe. Daneben beschreibt „nachhaltig“ (sustainable) zusätzlich auch die sozialen Aspekte sowie Ansprüche an eine verantwortungsvolle Unternehmensführung – auch bekannt als ESG-Kriterien. ESG steht für Environmental Social Governance.
Grün zu investieren bedeutet, Geld nach ökologisch nachhaltigen Kriterien auszurichten – beispielsweise durch die Finanzierung von Umweltprojekten über grüne Girokonten oder Aktienfonds. Diese tragen häufig den Zusatz „ESG“. Näheres dazu können Sie auch in Beratungsgesprächen mit Ihrer Bank oder Ihrer Versicherung erfragen. Sie haben die Möglichkeit, aktiv darauf aufmerksam zu machen, dass Sie Ihr Geld ökologisch nachhaltig anlegen möchten. Eine Liste mit wichtigen Fragen dient als gute Basis für ein persönliches Gespräch mit Ihrer Bank oder Versicherung. Nähere Infos finden Sie unter Der Weg zur nachhaltigen Veranlagung (→ Grünes Geld).
Risikobereitschaft und Nachhaltigkeitsbewusstsein
Wie wichtig ist mir die tägliche Zugänglichkeit zu meinem Geld? Wie viel Risiko ist mir eine möglicherweise höhere Rendite wert? Bevor Geld angelegt wird, sollte sich jede:r bewusst machen, was die eigenen Präferenzen sind. Je nach Anleger:innen-Typ gibt es verschiedene Formen der Veranlagung, die in Frage kommen. Grundsätzlich gilt: Je höher die Rendite, desto höher ist auch das Risiko eines Finanzprodukts.
Nach der Auswahl der passenden Veranlagungsform sollten bei der Auswahl des konkreten Finanzproduktes Nachhaltigkeitskriterien beachtet werden. Diese können für Sparbücher, Girokonten, ETFs (Exchange Traded Funds) oder Einzelaktien angewendet werden. Mehr dazu finden Sie in der Informationsbroschüre „Grüne Finanzenentscheidungen: verantwortungsvoll und zukunftsorientiert“ (PDF, 545 KB).
WU Studie: nachhaltige Investments für Kleinanleger:innen
Die Wirtschaftsuniversität Wien (WU) hat nachhaltige Investments für Kleinanleger:innen in Österreich untersucht. Dabei wurden unter anderem passende Finanzinstrumente für die bestehenden Interessen österreichischer Kleinanleger:innen identifiziert und darüber hinaus das mögliche Potenzial von Mobilisierung privaten Kapitals für den Klimaschutz geprüft.
Zentrale Erkenntnisse: Österreichische Anlegerinnen und Anleger präferieren das als sicher geltende Sparbuch oder Bargeld. Wertpapiere werden verglichen mit dem europäischen Durchschnitt relativ selten gehandelt. Ein Grund warum Menschen in Österreich nicht direkt am Aktienmarkt tätig werden, könnten selbst wahrgenommene Wissenslücken sein. Die erfreuliche Nachricht: Das Bewusstsein über nachhaltige Geldanlagen wächst, genauso wie das Investmentvolumen in Geldanlagen mit Nachhaltigkeitsbezug.
Zur Studie: Nachhaltige Investments für Kleinanleger:innen in Österreich (→ WU)
Autorinnen und Autoren: Irene Monasterolo & Adrian von Jagow, Institute for Ecological Econo-mics, Wirtschaftsuniversität Wien 2021
Transparenz gegen Greenwashing
Es gibt Unternehmen, die ein grünes Image vermitteln, ohne dafür entsprechende Kriterien zu erfüllen. Bekommen herkömmliche Produkte, die nicht ausreichend auf Nachhaltigkeitsaspekte achten, einen grünen Anstrich, spricht man von Greenwashing. Zertifizierungen oder Labels sind eine gute Orientierung, um mehr Klarheit über grüne Finanzprodukte zu erhalten.
In Österreich gibt es beispielsweise das staatlich geprüfte → Umweltzeichen (UZ49). Es kennzeichnet Finanzprodukte oder Finanzdienstleistungen, die sich an nachhaltigen und ethisch sozialen und ökologischen Kriterien ausrichten. EU-weit wird die EU-Taxonomie Verordnung und das geplante darauf aufbauende EU Ecolabel sowie die Offenlegungsverordnung für mehr Transparenz sorgen. Ziel ist, dass grüne Produkte auch wirklich als solche erkennbar werden. Aus österreichischer Sicht gehören daher weder Atomenergie noch fossiles Gas in die EU-Taxonomie. Es wird intensiv daran gearbeitet, dass die Taxonomie Verordnung wissenschaftsbasiert und glaubwürdig bleibt.
Wer nach Aktienfonds sucht, die spezielle ESG-Kriterien erfüllen, kann sich auch online informieren. Ein Beispiel ist die unabhängige Bewertungsplattform → Cleanvest. Sie bietet Privatanlegerinnen und Privatanlegern die Möglichkeit, Fonds nach Ausschluss oder Positivkriterien zu filtern: Beispielsweise Fonds, die frei von Atomenergie, Waffen, Kohle, Öl und Gas sind oder Fonds, die gezielt in grüne Technologien oder Bildung und Gesundheit investieren.
Lese-Tipps für Privatkundinnen und Privatkunden
- Von der Basis von Green Finance über genauere Kriterien zur Auswahl von grünen Finanzprodukten bis zum Thema Transparenz: In der Info-Broschüre lesen interessierte Konsumentinnen und Konsumenten mehr zum Thema: Grüne Finanzenentscheidungen: verantwortungsvoll und zukunftsorientiert (PDF, 545 KB)
- Wichtige Informationen, Tipps und Hinweise, die es vor dem grünen Investieren zu beachten: Grünes Geld für Privatanlegerinnen und Privatanleger (→ gruenesgeld.at)
- In der → Sustainability Challenge haben Studierende grüne Finanzinstrumente identifiziert, die insbesondere von Kleinanlegerinnen und Kleinanlegern in Österreich genutzt werden können: Factsheet: Nachhaltiges Anlegen für Kleinanleger:innen (PDF, 439 KB)
- Mit Finanzierungsinstrumenten und Beteiligungsmodellen gegen die Klimakrise in Städten: Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern können auf kommunaler Ebene Maßnahmen gegen den Klimawandel initiieren. Bürgerinnen und Bürger können diese mitfinanzieren und so einen aktiven Beitrag in ihrer Gemeinde leisten. Mit Finanzierungsinstrumenten und Beteiligungsmodellen gegen die Klimakrise in Städten (PDF, 815 KB)