Taxonomiekennzahlen Österreich

Österreichische Unternehmen investieren entschlossen in eine grüne Zukunft, viele Wirtschaftsaktivitäten müssen jedoch noch auf einen Netto-Null-Pfad gebracht werden: Auf Basis des ersten Berichtszyklus hat das Klimaschutzministerium erstmals die Taxonomiekennzahlen 42 berichtspflichtiger Unternehmen aus dem Geschäftsjahr 2022 erfasst.

Als Herzstück des EU Sustainable Finance Framework gibt die EU-Taxonomie-Verordnung (Taxonomie-VO) klare Richtwerte für Wirtschaftsaktivitäten vor, bei deren Einhaltung diese Aktivitäten als ökologisch nachhaltig gelten. Durch die Bewertung von Wirtschaftsaktivitäten von Unternehmen anhand der Taxonomie können in weiterer Folge auch bei Finanzinstrumenten Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt werden.

Mit dem ersten vollständigen Berichtszyklus für realwirtschaftliche Unternehmen ist es 2023 auf Basis der Ergebnisse des Geschäftsjahrs 2022 erstmals möglich, die Taxonomiekennzahlen überblicksmäßig zu erfassen. Das Klimaschutzministerium hat die offengelegten Informationen 42 berichtspflichtiger österreichischer Unternehmen hinsichtlich ihrer Taxonomiefähigkeit sowie ihrer Taxonomiekonformität analysiert.

Ergebnisse der Analyse

Die Ergebnisse zeigen, dass heimische Unternehmen entschlossen in eine grüne Zukunft investieren, viele Wirtschaftsaktivitäten jedoch noch umgestaltet werden müssten, um im Einklang mit Taxonomiekriterien und damit den Zielen des Green Deal zu sein.

  1. Die taxonomiefähigen Umsätze der berichtspflichtigen österreichischen Unternehmen lagen 2022 bei 34 Prozent. Rund ein Drittel von diesen Umsätzen waren auch taxonomiekonform, insgesamt 13 Prozent der Gesamtumsätze. Um Österreichs Klima- und Umweltziele zu erreichen, ist es wichtig, dass die Taxonomiekonformität im Vergleich zur Taxonomiefähigkeit in den kommenden Jahren rasch zunimmt.
  2. Der taxonomiefähige Investitionsanteil (CapEx) lag 2022 bei 59 Prozent. 31 Prozent der Investitionen waren bereits taxonomiekonform. Diese Investitionen werden künftig auch die Umsätze aus grünen Wirtschaftsaktivitäten steigern und zeigen, dass sich österreichische Unternehmen mitten in der Transformation befinden.
  3. Im europäischen Vergleich liegen die österreichischen Unternehmen damit hinsichtlich der taxonomiekonformen Investitionen deutlich über dem Durchschnitt: Eine EU-weite Analyse auf Basis einer Stichprobe von 711 Unternehmen ergab, dass 13 Prozent der Umsätze sowie 18 Prozent der Investitionen über alle Sektoren hinweg bereits taxonomiekonform waren.
  4. Durch die Taxonomiezahlen wird deutlich, dass es Vorreiter mit sehr hohen Werten gibt und insbesondere in High-Impact-Sektoren großes Potenzial zur Dekarbonisierung besteht: Sektoren wie Energieversorgung, Gebäude und Verkehr weisen eine besonders hohe Taxonomiefähigkeit auf. Im Energiesektor sind bereits 94 Prozent der Investitionen, jedoch nur 39 Prozent der Umsätze taxonomiekonform.
  5. Die Analyse verdeutlicht darüber hinaus eine starke Streuung der Kennzahlen zwischen einzelnen Unternehmen und Sektoren. Jene Betriebe, die eine geringe Taxonomiefähigkeit aufweisen, sind häufig in Sektoren tätig, die von der Taxonomie-VO nicht abgedeckt sind.
  6. Die Einbeziehung weiterer Umweltkriterien wird bald auch Aufschluss über Investitionen in andere Nachhaltigkeitsbereiche wie Kreislaufwirtschaft und Biodiversität bieten. Ebenso wird die Verpflichtung für Finanzunternehmen zur Offenlegung von Taxonomiekennzahlen das Blickfeld zum Stand der Transformation in Österreich erweitern.
  7. Die Taxonomie-VO ist ein sich weiterentwickelndes Klassifizierungssystem, das aktuell primär High-Impact-Sektoren abdeckt. Eine Erweiterung der Taxonomie-VO um eine „transition“ und „low impact“-Kategorie würde es Unternehmen erlauben, die Bandbreite ihrer Wirtschaftstätigkeiten im Rahmen der Taxonomie-VO vollständiger abzubilden und damit Investoren ein umfassenderes Übergangsbild zu präsentieren.
  8. Mit dem ersten Berichtszyklus der Taxonomiekennzahlen steht die Umsetzung der EU-Taxonomie in ihren Anfängen. Um das Klassifizierungssystem zu festigen, setzt die Europäische Kommission in Zusammenarbeit mit den EU-Mitgliedsstaaten Schritte bestehende Herausforderungen wie Datenlücken, administrative Last und offene Auslegungsfragen zu beseitigen und die Benutzerfreundlichkeit der EU-Taxonomie zu erhöhen.

Taxonomiekennzahlen Österreich – Analyse der Taxonomie Kennzahlen berichtspflichtiger österreichischer Unternehmen 2023 aus dem Geschäftsjahr 2022  (PDF, 526 KB)

Hintergrund: Veröffentlichung der Taxonomiekennzahlen 

Um Transparenz und Datengrundlagen im Finanzmarkt sicherzustellen, verpflichtet Artikel 8 Taxonomie-VO Unternehmen, die in den Anwendungsbereich der Non-Financial Reporting Directive (NFRD) bzw. der nachfolgenden Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) fallen, als Teil des Jahresabschlusses Taxonomie-Kennzahlen zu veröffentlichen. Diese umfassen den Anteil der Aktivitäten des Unternehmens, gemessen in Umsatz, Investitionsausgaben (Capital Expenditures, kurz: CapEx) und Betriebsausgaben (Operational Expenditures, kurz: OpEx), a) die von der Taxonomie-VO abgedeckt sind (Taxonomiefähigkeit) und b) die die in den delegierten Rechtsakten zur Taxonomie-VO festgelegten technischen Bewertungskriterien erfüllen (Taxonomiekonformität).

Hinweis

Die Kennzahlen decken nur jene Wirtschaftsaktivitäten ab, die einen wesentlichen Beitrag zu Klimaschutz und Klimawandelanpassung leisten können, zum Beispiel im Bereich erneuerbarer Energien oder in emissionsintensiven Wirtschaftszweigen. Die Taxonomie-VO kann daher in ihrer aktuellen Form nicht für Rückschlüsse auf die Gesamtwirtschaft herangezogen werden.