Kleinzell im Mühlkreis  Agenda-Vorbild

Viele Bürgerinnen und Bürger erarbeiteten ehrenamtlich im Rahmen der Agenda 21 das Zukunftsprofil ihrer Gemeinde. Das oberösterreichische Kleinzell wartet nun mit einer Vielzahl an Projekten auf – etwa mit einem Nahversorger im Ortszentrum, einer Sommerferienbetreuung oder neuen Begegnungszonen. Im Hinblick auf altersgerechtes Wohnen soll künftig ein altes Haus im Zentrum attraktives Wohnangebot für das selbstbestimmte Leben der älteren Gemeindebürger:innen bieten und zugleich eine weitere Aufwertung der wertvollen Struktur im Zentrum mit sich bringen.

Gemeinde Kleinzell im Mühlkreis
Ortsansicht Kleinzell,  Foto Gemeinde Kleinzell im Mühlkreis

Kurzprofil der Gemeinde

Kleinzell im Mühlkreis ist eine Gemeinde in Oberösterreich im Bezirk Rohrbach im oberen Mühlviertel und zählt rund 1.700 Einwohner:innen. Die Landschaft ist ein Teil der Böhmischen Masse und gehört zum Zentralmühlviertler Hochland. Kleinzell ist Teil des Mühlviertler Granitlandes und bietet vielfältige Möglichkeiten der Freizeitgestaltung an. Zahlreiche Mountainbike-Strecken und Wanderwege verlaufen durch das Gemeindegebiet. Mit der „Resi-Lacke“ befindet sich außerdem ein einzigartiges Naturjuwel mit naturbelassenem Umfeld in Kleinzell. Neben der Erfrischung im Sommer bietet der See auch einen schönen Rastplatz für Pilger:innen und Radfahrer:innen. Durch seine Infrastruktur, die schöne Landschaft und die umfangreiche Vereinskultur ist Kleinzell eine beliebte Wohngemeinde und erfreut sich über regen Zuzug.

Der Gemeinde ist ein gutes Miteinander und der Austausch mit den Bürger:innen wichtig. Seit mehr als vier Jahren ist die Gemeinde ein sehr aktives Mitglied des Agenda-21-Netzwerkes in Oberösterreich.

Struktur und Personen

  • Bürgermeister und Kernteamleiter: Klaus Falkinger, MBA
  • Amtsleiter: Florian Hofer, BA
  • Prozessbegleiter:in: Sabine Wurzenberger und Johannes Brandl (SPES Zukunftsakademie)
  • LA21-Leitstelle Oberösterreich: Oberösterreichische Zukunftsakademie, zuständige Regionalmanagerin im Regionalmanagement Oberösterreich: Lena Füßlberger, lena.fuesslberger@rmooe.at

Prozessverlauf der Lokalen Agenda 21 in Kleinzell

Der Gemeinderatsbeschluss Anfang 2018 war der Startpunkt für den Agenda-21-Prozess in Kleinzell. Im Basisprozess von 2018 bis Ende 2019 wurde anhand von verschiedenen Beteiligungsformaten wie dem Kleinzeller Zukunftstag, einem Bürgerrat und Bürger:innen-Café, Impulstagen und zahlreichen Kernteamtreffen die wichtigsten Zukunftsthemen erarbeitet. Während der intensiven und kreativen Sensibilisierungsphase für die breite Bevölkerung, diskutierten und sammelten die Bürger:innen die Potentiale und Herausforderungen der Gemeinde. Diese vielfältige Themenlandschaft bildetet die Basis für das erste Kleinzeller Zukunftsprofil. Das Zukunftsprofil wurde graphisch ansprechend aufbereitet und im Rahmen des Kleinzeller Genussfestes der Öffentlichkeit kreativ präsentiert. So konnten die Inhalte und Werte des Zukunftsprofils sehr gut im Bewusstsein der Bevölkerung verankert werden.

Im Prozess haben sich die folgenden Schwerpunktthemen herauskristallisiert und sind so auch als Leitthemen für die zukünftige Entwicklung festgehalten:

  • Zukunftskraft – Begegnung und Beziehung: Dorfgemeinschaft, Vielfalt, Vereine, Lebensraum für Jung und Alt, Kinder und Familien, Information und Kommunikation.
  • Zukunftsthema – Gemeindeentwicklung: Siedlungs- und Zentrumsentwicklung, Baukultur, Verkehrssicherheit und öffentlicher Verkehr, Natur und Landwirtschaft, Tourismus und Freizeit, Kooperationen.
  • Zukunftspotential – Nahversorgung: Lokale Betriebe, regionale Produkte, Wirtschaftsentwicklung und Arbeitsplätze, Gastronomie und Gesundheit

Während viele der Themen aus dem Basisprozess selbständig weiterbearbeitet werden, gab es für die Themen Nahversorgung und Wohnen im Alter im Rahmen des Agenda 21 Fördermodells vertiefende Folgeprozesse (2-Jahres-Umsetzungsprogramm und Follow-Up-Prozess). 

Beim Thema Nahversorgung beschäftigten sich verschiedene Kleingruppen u.a. mit der Bewusstseinsbildung für das „Einkaufen im Ort“ sowie der Sensibilisierung der Bürger:innen für die Beschäftigung von Menschen mit Beeinträchtigung und die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Regionalität. Mit einer Arbeitsgruppe wurde unter der Einbindung regionaler Produzent:innen und Lieferant:innen ein Warenkorb an regional hergestellten Produkten für den Nahversorger entwickelt. Als Teil der Öffentlichkeitsarbeit wurde unter Einbezug eines Marketingexperten die Zeitung „Zeller Kaufhaus“ gestaltet. Damit konnte die Bevölkerung über den aktuellen Stand informiert und zu projektbezogenen Themen sensibilisiert werden. Teil des Prozesses war auch die Auseinandersetzung mit diversen Kundenbindungskonzepten mit Beteiligungsformen. Die Entscheidung der Gruppe fiel auf ein Gutscheinsystem. Mithilfe des entwickelten Systems wurden die Bürger:innen verstärkt in den Prozess eingebunden und eine Identifikation mit dem Geschäft sowie ein größeres Bewusstsein für das Einkaufen im Ort geschaffen. Zusätzlich wurde das „Zeller Abo“ entwickelt. Durch die monatlichen Beiträge unterstützen die Kleinzeller:innen das Kleinzellerkaufhaus.

Die Entwicklung eines passenden Modells für „altersgerechtes Wohnen“ ist ebenfalls im Zukunftsprofil festgeschrieben. Der Gemeinde ist es wichtig, ein gutes Altwerden im Ort zu ermöglichen. Im Follow Up-Prozess wurde in mehreren digitalen und analogen Treffen bzw. unter Einbezug von Experten ein Konzept für das Wohnen im Alter in Kleinzell bearbeitet. Die Bedürfnisse, Anliegen und Ideen der Interessierten in der Gemeinde wurden zu Beginn ermittelt und flossen in allen weiteren Planungsschritten mit ein. Gemeinsam mit Architekten und der Arbeitsgruppe wurden mögliche Standorte evaluiert und schlussendlich fiel die Entscheidung auf einen ehemaligen Gasthof mitten im Ortskern. In die Überlegungen und Planungen wurden auch Anspruchsgruppen, wie die Grundnachbar:innen, Vertreter des Sozialhilfeverbandes und des Sozialnetzerkes Arcus eingebunden. Zudem wurden mögliche Bürger:innenbeteiligungskonzepte geprüft. Der Projekttitel lautet „Wohnen mit Service“.

Die Gemeinde und aktive Projektgruppen arbeiten weiterhin an konkreten Projekten und tragen so laufend zur Umsetzung des Zukunftsprofils (→ Kleinzell im Mühlkreis) bei. 

Projekte und Aktionen

Granitland Sommerspaß

Gemeinsam mit den Nachbargemeinden Altenfelden, Kirchberg und Neufelden wurde erstmals eine durchgängige Sommerferienbetreuung für Kinder von 3 bis 10 Jahren entwickelt. Um mehr als eine reine Betreuung der Kinder zu bieten, wurde ein vielfältiges Programm an verschiedensten Orten in Kleinzell unter Einbindung einer professionellen Trägerschaft aber auch des örtlichen Potentials gestaltet. 

Kleinzeller Willkommenspaket

Kleinzell verzeichnet einen starken Zuzug, weshalb Maßnahmen für das Andocken der „Neuen“ und die Pflege der Dorfgemeinschaft sinnvoll erscheinen. Ein erster Willkommensgruß der Kleinzeller Nahversorger gekoppelt mit guter Information über die Vereine und örtlichen Gegebenheiten ist Teil des Kleinzeller Willkommenspakets.

Kleinzell erblüht

Im Zuge der Aufwertung und Neugestaltung des Ortsplatzes wurden Paten für die Gestaltung der Blumenbeete gesucht. Ziel war eine gemeinsame Bepflanzung mit professioneller Unterstützung, aber auch die Pflege der Blumen etc..

Schaffung neuer Begegnungsräume

Im Zuge der Diskussion um Begegnungsräume entstand die Idee, den Garten des Pfarrhofes für die Allgemeinheit zu Öffnen. Auch die Öffnung des Kindergartenspielplatzes am Wochenende für die Nutzung durch Familien und Gäste wurde eingebracht. Mittlerweile sind beide Orte öffentlich zugänglich und bieten Platz zum Verweilen und neue Freizeit- und Spielflächen in der Gemeinde. 

Aktive Mobilität – gesund unterwegs! Gehen, Radeln, Rollern & Co im Alltag

Ziel des Projektes ist es, Gesundheit in der Gemeinde durch aktive Mobilität im Alltag zu fördern. Kleinzell ist hier eine der Projektgemeinden im Modellprojekt „Aktive Mobilität“ der SPES Zukunftsakademie.

Zeller Kaufhaus

Kleinzell besaß lange Zeit kein Lebensmittelgeschäft. Eine Versorgung vor Ort mit Lebensmitteln des täglichen Bedarfs wurde immer wieder von der Bevölkerung gewünscht. Durch den architektonisch ansprechenden Neubau am Standort des ehemaligen Feuerwehrdepots wurde gemeinsam mit Artegra als Träger aus dem Sozialbereich ein Lebensmittelgeschäft mit integrativen Arbeitsplätzen aufgebaut.

Der Nahversorger inklusive kleinem Café wurde im Mai 2021 erfolgreich eröffnet. Damit ist die Nahversorgung inklusive regionaler Produkte im Ort gesichert. Außerdem sind neue Arbeitsplätze und ein neuer Ort der Begegnung mitten im Ortskern entstanden. 

Ausblick

In nächster Zeit steht u. a. die Überarbeitung des örtlichen Entwicklungskonzeptes an. Im Agenda-21-Prozess wurde das Thema bereits gemeinsam mit den Bürger:innen aufgegriffen und gewisse Grundsätze zur Gemeindeentwicklung im Zukunftsprofil festgehalten. Die Meinungen und Ideen der Bürger:innen werden in den Überarbeitungsprozess miteinfließen. 

Die Projektgruppe rund um die Umsetzung des Konzeptes „Wohnen mit Service“ wird weiterhin durch die SPES Zukunftsakademie betreut. Der Baurechtsvertrag wurde bereits unterzeichnet und an die ProNah-Genossenschaft übergeben. Die Umbauplanungen stehen kurz vor der Bauverhandlung. Für die operative Betreuung und Belebung des Hauses wurde bereits ein Verein gegründet. Der Umbau soll 2024 abgeschlossen sein. Der Verein wird sich zukünftig um die Betreuung des Hauses kümmern.

Redaktion und Rückfragen

Regionalmanagement Oberösterreich, Geschäftsstelle Mühlviertel, Fachbereich Nachhaltigkeit und Umwelt
Lena Füßlberger, BSc MA
E-Maillena.fuesslberger@rmooe.at

Die Inhalte dieser Seite wurden von Lena Füßlberger, Regionalmanagerin für Nachhaltigkeit und Umwelt in der Region Mühlviertel, gestaltet.