Noch nie meldeten Österreicherinnen und Österreicher weltweit so viele Patente an

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler und Patentamtspräsidentin Mariana Karepova präsentieren die Jahresbilanz an Erfindungen und Marken.

2019 war ein Rekordjahr

Weltweit kamen 11.731 Patentanmeldungen aus Österreich. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler: „Ich freue mich sehr über diesen Rekord – mehr Patente aus Österreich als je zuvor. Gerade die vielen Patentanmeldungen aus dem Bereich Klimaschutz zeigen – in diesem Feld gehören wir europaweit zu den Besten. Das ist wichtig, denn Innovation und Erfindungen werden im Kampf gegen die Klimakrise eine wichtige Rolle spielen“.

„2019 waren Österreichs Erfinderinnen, Erfinder und Kreative extrem aktiv. Im Österreichischen Patentamt hatten wir um 6 % mehr Markenanmeldungen und eine stärkere Nachfrage nach Patent-Dienstleistungen als im Vorjahr. Unsere IP Academy hat fast 2.000 Newcomern beigebracht, wie man geistiges Eigentum schützt. Letztes Jahr – noch rechtzeitig vor der Krise – haben wir es geschafft, für unsere Kundinnen und Kunden zu 100 % digital verfügbar zu sein. Das hat uns sehr geholfen, unser Angebot auch während des Lockdowns im vollen Umfang am Laufen zu halten“, sagt Patentamtspräsidentin Mariana Karepova, die das neueste Zahlenmaterial und den Jahresbericht des Österreichischen Patentamtes gemeinsam mit Bundesministerin Gewessler präsentierte.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, Foto BMK / Cajetan Perwein

Auswirkungen durch die Coronakrise

„Der Lockdown hat seine Spuren hinterlassen. Am stärksten haben die Markenanmeldungen reagiert: Sie sind im April und Mai gleich um 30 % zurückgegangen. Kein Wunder, denn ein neues Logo kann nur schwer am Markt positioniert werden, wenn die Rollbalken der Geschäfte unten sind. Bei den Patenten waren vor allem private Einzelerfindende betroffen, die vermutlich aus Kostengründen mit dem Anmelden gezögert haben. Die Patentanmeldungen der Unternehmen sind bisher stabil geblieben: Erfindungen, die schon vor der Krise in der Pipeline waren, wurden zum Patent angemeldet. Wie sich die Wirtschaftskrise weiterhin auf Forschung, Entwicklung und Patente auswirkt, bleibt noch abzuwarten“, so Karepova weiter.

Vorreiter in Österreich

Österreichischer Rankingführer ist zum wiederholten Male AVL List (mit 169 zum Patent/Gebrauchsmuster angemeldeten Erfindungen), gefolgt von Julius Blum und Engel. Insgesamt wurden letztes Jahr 2.724 Erfindungen beim Österreichischen Patentamt angemeldet. Das Bundesland Nummer eins ist Oberösterreich – mit 642 Erfindungsanmeldungen. Das ist, um mehr als 10 % mehr als im Vorjahr. Die Bundesländer auf Platz zwei und drei sind: Die Steiermark mit 463 und Wien mit 436 Erfindungsanmeldungen. Die größte Chance, eine Erfinderin oder einen Erfinder zu treffen, hat man in Vorarlberg. Das westlichste Bundesland liegt auf Platz eins bei der Anzahl an Erfindungen pro Einwohnerin/Erfinder.

Professor Helmut List
Professor Helmut List, CEO AVL List, Foto BMK / Cajetan Perwein

Prof. Helmut List, CEO AVL List: „Die Elektrifizierung des Antriebsstranges stellt eine Schlüsseltechnologie zur nachhaltigen CO2-Reduktion dar. Wir bei AVL sehen einen Wettlauf und ein Miteinander unterschiedlicher Technologien in den Bereichen der Primärenergie, der Energieträger und der Antriebssysteme. Zur Erreichung der Klimaziele hat AVL in den letzten drei Jahren nahezu 100 Erstanmeldungen allein mit Schwerpunkt Wasserstoff und Brennstoffzellen eingereicht.“

Patent- und Markenanmeldungen 2019

2019 brachte auch einen satten Anstieg der Markenanmeldungen. 6.261 Marken wurden beim Österreichischen Patentamt angemeldet – das ist um rund 6 % mehr als im Vorjahr. Die meisten Marken wurden in Wien angemeldet (1.852) gefolgt von Niederösterreich (866) und Oberösterreich (748).

Insgesamt wurden fast 11.000 Innovationen an das Österreichische Patentamt herangetragen – nicht nur Patent- und Markenanmeldungen: Auch die Serviceleistungen des Patentamtes fanden 2019 regen Zuspruch. 1.292 Mal wurden die Services für Erfindungen, Marken und Designs, von den heimischen Tüftlerinnen/Tüftlern und Erfinderinnen/Erfindern in Anspruch genommen.

Patentamtspräsidentin Mariana Karepova und Erfinderin Charlotte Ohonin
Erfinderin Charlotte Ohonin und Präsidentin Mariana Karepova, Foto BMK / Cajetan Perwein

Internationale Studien zeigen

Junge Unternehmen vernachlässigen oft den Schutz ihres geistigen Eigentums. Denn nur 9 % aller KMU in der EU besitzen eigene Marken, Patente und Designs. Wenn man alleine die Patente betrachtet, dann sind es nur noch 0,8 % aller KMU in der EU. Viel zu wenig! Das Österreichische Patentamt hat daher die IP Academy gegründet, wo in Schulungen Interessierte alles über Patente und Marken erfahren, zurzeit eben in Webseminaren.

Auch die Dienstleistungen des Patentamtes haben besonders Newcomer im Fokus

Charlotte Ohonin hat zum Beispiel der Patent Scheck geholfen, ihre Idee zu schützen. Die Gründerin des Startups Norganoid, hat ein Gerät erfunden, mit dem Medikamente für neurologische Erkrankungen, wie Alzheimer oder Parkinson, am Gehirn eines konkreten Patienten getestet werden, ohne den Körper zu berühren. Dafür wird eine Miniatur des Organs auf einem Chip hergestellt. Organ-On-Chip nennt sich die Technologie, die sich gerade zum Megatrend auswächst. Charlotte Ohonin: ”Zunächst waren wir uns nicht im Klaren darüber, dass unsere Ideen patentierbar sind. Erst Science Park Graz machte uns auf den Patent Scheck aufmerksam. Nun planen wir weitere Anmeldungen.”