Strategiekonzept für den unbegleiteten Kombinierten Verkehr (UKV) in Österreich Endbericht

Das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) sieht im Kombinierten Verkehr (KV) mit seinen Techniken Rollende Landstraße (RoLa) und dem unbegleiteten Kombinierter Verkehr (UKV) seit vielen Jahren den maßgeblichen Ansatz zur Verlagerung des Straßengüterverkehrs auf die Schiene. In diesem Zusammenhang werden durch das BMK auch jährlich umfangreiche Fördermittel ausbezahlt und durch ordnungspolitische Maßnahmen eine Nutzung dieser Techniken österreichweit vorangetrieben.

Titelblatt "Strategiekonzept für den unbegleiteten Kombinierten Verkehr (UKV) in Österreich"

Im Hinblick auf die immer mehr an Bedeutung gewinnende Klimaproblematik weltweit und den gleichzeitig durch die Globalisierung stetig wachsenden Bedarf an internationalen Gütertransporten wächst auch die Bedeutung des Kombinierten Verkehrs als umweltfreundliche, nachhaltige Transportform, besonders für ein kleines Transitland wie Österreich.

Diese Verkehrsform trägt einerseits zu einer Verringerung der CO2-Belastung und somit zu einem nachhaltigen Umwelteffekt bei. Andererseits kommt es beim Kombinierten Verkehr jeweils zu einer möglichst effizienten Nutzung der beiden Verkehrsträger Straße und Schiene nach ihren systembedingten Stärken, nämlich der Schiene als Massentransportmittel über lange Strecke und der Straße auf der Kurzstrecke in der flexiblen Sammlung und Feinverteilung.

Mit Ausbruch des Corona-Virus zum Jahreswechsel 2019/2020 sind aktuell europaweit Auswirkungen auf den gesamten Gütertransport feststellbar. Zum einen birgt die angespannte Situation Risiken für den UKV durch einen Wegfall von Transportmengen aufgrund der Stilllegung wichtiger Industriestandorte; zum anderen besteht die Chance, dass durch teils massive Einschränkungen im Straßengüterverkehr und dem zunehmenden Wunsch der Staaten, die Mobilität der LKW-Fahrer aus Ansteckungsgründen zu reduzieren, eine Verlagerung eines erheblichen Teils der Güter auf die Schiene erfolgt.

Zudem verringert sich in dieser Krisensituation auf der Schiene der sonst übliche Konkurrenzkampf zwischen Personen- und Güterverkehr um die Zuteilung von attraktiven Trassen, weil auch die Personenmobilität eingeschränkt wird. Auch dies begünstigt – wiewohl vermutlich nicht nachhaltig – eine Verlagerung auf die Schiene. Weiters erfolgt (zumindest vorübergehend) eine Umstellung der transportierten Güter im UKV auf jene Gütergruppen, die derzeit nicht von Produktionseinschränkungen betroffen sind und in der Krise besonders stark nachgefragt werden.

Das österreichische Verkehrsministerium hat sich seit Anfang der 90er Jahre mit zahlreichen fördernden Maßnahmen für die Forcierung des Kombinierten Verkehrs eingesetzt. Auch wurden im Rahmen von mehreren Studien mögliche Strategien für eine noch intensivere Forcierung des KV erarbeitet und hilfreiche Handlungsempfehlungen in den politischen Prozess übernommen (z.B. „Strategiekonzept für den Kombinierten Verkehr in Österreich“, TransCare und SGKV, 1995).

Ein besonderer Fokus wurde dabei auch auf die RoLa als rasch und bürokratiefrei einsetzbares Verlagerungsinstrument gelegt. (Aktuell siehe z.B. „Analyse der Marktbedingungen für die Rollende Landstraße nach Infrastrukturausbauten insbesondere auf Brenner- und Südachse“, KombiConsult GmbH, 2016).

Ergänzend dazu soll mit der nun vorgelegten Studie, welche im Auftrag des BMK erstellt wurde, eine aktuelle und detaillierte Betrachtung und Analyse des UKV in Österreich und diesbezüglicher Forcierungsmöglichkeiten erfolgen, um den gesamten Handlungsspielraum besser evaluieren zu können und die Verbreitung beider Techniken nach ihren Stärken bestmöglich zu unterstützen. Dabei wurde nur der Kombinierte Verkehr Schiene-Straße betrachtet, intermodale Verkehre mit dem Binnenschiff waren nicht Gegenstand die Studie.

Die Studie erfolgt jedenfalls als Umsetzung des aktuellen Regierungsprogramms 2020, in dem der Verkehrsverlagerung und somit auch dem UKV ein wichtiger Stellenwert als Baustein für eine nachhaltige Ökologisierung des Verkehrssystems zugeordnet wird und die Verlagerung als Beitrag zu einer angestrebten Klimaneutralität Österreichs 2040 gesehen wird. Die Strategie für den UKV ist weiters als Teil einer Gesamtstrategie zu sehen, wie sie im Rahmen des „Arbeitsprozesses zur Logistikinitiative des BMVIT/BMK“ u.a. in der Forderung Nr. „Schiene – 02“ als Gesamtstrategie für den Schienengüterverkehr gefordert wurde, und steht darüber hinaus im Einklang mit dem aktuell geplanten „Mobilitätsmasterplan 2030 für Österreich“, der ein klimaneutrales Verkehrssystem bis 2040 anstrebt und dabei den Grundsätzen „vermeiden, verlagern und verbessern“ folgt.

Schließlich dient die Studie auch den Verlagerungs-Zielsetzungen auf europäischer Ebene, wie sie im Weißbuch Verkehr (Ziel der Verlagerung von 30 % des Straßengüterverkehrs über 300 km auf Schiene und Schiff bis 2030 und mehr als 50 % bis 2050), in der „Sustainable und Smart Mobility Strategy“ der EU-Kommission und in der Kommissions-Mitteilung zum Green Deal (Ziel der Verlagerung eines wesentlichen Teils des derzeitigen Straßengüterbinnenverkehrs von 75 % auf Schiene und Binnenwasserstraße) festgehalten wurden.

Strategiekonzept für den unbegleiteten Kombinierten Verkehr (UKV) in Österreich (PDF, 3 MB)