Volkswirtschaftliche Unfallkosten 2017
Verkehrsunfälle verursachen hohe Kosten für Einzelne und für die gesamte Volkswirtschaft. Eine Unfallkostenrechnung ermöglicht eine Darstellung dieser Kosten, sowie die Bewertung von Verkehrssicherheitsmaßnahmen in der Gegenüberstellung von Kosten (der Maßnahme) und Nutzen (verminderte Unfallkosten). Weiters können diese Zahlen für die Berechnung der Wegekosten herangezogen werden, und die Basis für Tarifüberlegungen im Verkehrssektor sein.
Das Bundesministerium veröffentlicht die durchschnittlichen Kosten, die durch Tötung oder schwere Verletzung einer Person bei einem Straßenverkehrsunfall auf einer Bundesstraße verursacht werden [Rechtsgrundlage: § 5 Bundesstraßengesetz (→ RIS)].
Methodik
Um die Kostensätze darstellen zu können wurde im vom Österreichischen Verkehrssicherheitsfonds finanzierten Projekt Unfallkostenrechnung 2017 die in Österreich durch Straßenverkehrsunfälle entstehenden Kosten auf Basis der Unfallkostenrechnung 2007 und Unfallkostenrechnung 2012 für das Jahr 2016 neu berechnet.
In diese Unfallkostenrechnung fließen unter anderem: Sachschäden, medizinische Behandlungskosten bei Verletzten, Verlust an Leistungspotenzial, menschliches Leid sowie Gemeinkosten (unter anderem Polizei, Rettung, Versicherungen). Während manche dieser Kosten als Durchschnittswerte aus unterschiedlichen Quellen zusammengezogen werden können, ist vor allem die Berechnung des menschlichen Leids (abzüglich nicht getätigter Konsumtion) stark methodisch geprägt. Diese sogenannten immateriellen Kosten (körperliche und seelische Schmerzen, Schock, Leid, Angst, Verlust an Lebensfreude und Verminderung der Lebensqualität) werden in der Ökonomie meist mit dem Zahlungsbereitschaftsansatz („willingness to pay") bewertet. Dabei wird versucht, die Zahlungsbereitschaft der Bevölkerung oder der Individuen im Einzelnen für die Reduktion der Wahrscheinlichkeit einer Gefährdung (Risikoreduktion) zu ermitteln. Für die Studie wurden die Ergebnisse des EU-Projekts HEATCO auf Österreich übertragen.
Ergebnisse
Summiert man die einzelnen Kostenarten (Medizinische Behandlungskosten, Verlust an Leistungspotenzial, Polizeikosten, Rettungskosten, Verwaltungskosten Versicherungen, Rechtskosten, Zeitverluste und sonstige Kosten) pro Kostenträger beziehungsweise Schadensart so ergeben sich durchschnittlich pro Getötetem Kosten von rund 3,3 Millionen Euro, pro Schwerverletztem von rund 430.000 Euro und pro Leichtverletztem von rund 31.000 Euro (mit Einbeziehung der Kosten für das menschliche Leid).
Preisstand 2016 in Euro (exklusive menschlichen Leids) |
Preisstand 2016 in Euro (inklusive menschlichen Leids) |
|
---|---|---|
Getötete | 1.390.800 | 3.316.309 |
Schwerverletzte | 87.097 | 429.517 |
Leichtverletzte | 4.235 | 30.575 |
Sachschaden (UPS) | 5.481 | 5.481 |
Die Kosten des menschlichen Leids machen fast die Hälfte der Unfallkosten aus (46 %). Die wichtigsten weiteren Kostenarten sind Kosten von Sachschäden (26 %), Verlust an Leistungspotenzial (12 %), Verwaltungskosten bei Versicherungen (10 %) und Rechtskosten (3 %). Medizinische Behandlungskosten schlagen nur mit 1 Prozent der Gesamtkosten zu Buche.
Die österreichischen Unfallkosten der Unfälle mit Personenschäden (UPS) für das Jahr 2016 belaufen sich auf 6,1 Milliarden Euro. Dies ergibt sich aus den durchschnittlichen Kosten pro verunfallter Person (unterschieden nach Getöteten, Schwer- und Leichtverletzten) und der Anzahl der Verunglückten sowie der durchschnittlichen Sachschadenskosten pro Unfall. Ein direkter Vergleich der Jahresergebnisse der Periode bis 2011 mit jenen ab 2012 ist aufgrund der Umstellung der Erhebungsmethode auf UDM im Jahr 2012 nicht möglich.
Anzahl | Preisstand 2016 in Euro (inklusive menschlichen Leids) |
Unfallkosten 2016 in Euro | |
---|---|---|---|
Getötete | 432 | 3.316.309 | 1.432.645.488 |
Schwerverletzte | 7.566 | 429.517 | 3.249.725.622 |
Leichtverletzte | 40.827 | 30.575 | 1.248.285.525 |
Sachschaden (UPS) | 38.466 | 5.481 | 210.832.146 |
Summe | 6.141.488.781 |
Im Durchschnitt ergeben sich in Österreich pro Unfall mit Personenschaden Kosten von etwa 160.000 Euro. Ein Unfall auf Schnellstraßen ist mit durchschnittlich knapp 267.000 Euro am teuersten (zum Vergleich: Autobahnen rund 180.000 Euro).
alle Straßen | Autobahnen | Schnellstraßen | |
---|---|---|---|
Getötete | 37.244 | 54.880 | 137.141 |
Schwerverletzte | 84.483 | 78.796 | 88.810 |
Leichtverletzte | 32.452 | 40.941 | 35.288 |
Sachschaden | 5.463 | 5.463 | 5.463 |
Summe | 159.643 | 180.080 | 266.702 |
Unfallkostenrechnung Straße 2017
- Herry Consult, KFV. (2017). Unfallkostenrechnung Straße 2017 (UKR2017). Forschungsarbeiten des österreichischen Verkehrssicherheitsfonds. Wien: Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
- Herry Consult, ZTL, KFV. (2008). Unfallkostenrechnung Straße 2007 (UKR2007). Forschungsarbeiten des österreichischen Verkehrssicherheitsfonds. Wien: Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
- Herry Consult, ZTL, KFV. (2012). Unfallkostenrechnung Straße 2012 (UKR2012). Forschungsarbeiten des österreichischen Verkehrssicherheitsfonds. Wien: Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
- HEATCO. (2006). Developing Harmonised European Approaches for Transport Costing and project assessment. Universität Stuttgart. Stuttgart: EU-FP6.