Problematische Arten

Aus Sicht des Naturschutzes

Götterbaum

Auch der ursprünglich in Süd- und Ostasien beheimatete Götterbaum wurde in Europa als Zierbaum kultiviert und in Österreich seit dem 19. Jahrhundert als Park- und Forstbaum gepflanzt. Der schnellwüchsige Pionierbaum ist in Städten oft anzutreffen und auch dort aus Naturschutzsicht nicht unproblematisch. Problematisch ist jedoch das Eindringen des Götterbaums in naturnahe Biotope des sommerwarmen Ostens, wie zum Beispiel in Auwälder. Um die ursprüngliche, für den Auwald typische Artenzusammensetzung zu erhalten, muss der Götterbaum regelrecht bekämpft werden (zum Beispiel im Nationalpark Donau-Auen). Aufgrund der starken Stockausschlagskraft ist auch der Götterbaum nur mit großem Aufwand (zum Beispiel Ringelung der Bäume) zu bekämpfen.

Robinie

Die in Ostösterreich häufig anzutreffende Robinie (im Volksmund „Akazienbaum“ genannt) kommt aus Nordamerika und wurde in Europa besonders zur Ödlandaufforstung, als Bienenweidepflanze oder auch als Windschutzstreifen angepflanzt. Im pannonischen Raum kann sie ganze Waldbestände bilden. Aufgrund ihrer Stickstoff produzierenden Wurzelknöllchen wurde sie insbesondere zur Aufforstung schlecht nährstoffversorgter Böden verwendet. Diese Stickstoffzufuhr verursacht jedoch auf seichtgründigen, „mageren“ Standorten wie Trockenrasen oder Flaumeichenwälder, massive Änderungen in der Artenzusammensetzung: seltene Trockenrasenarten, wie Küchenschelle oder Adonisröschen verschwinden um den konkurrenzkräftigeren, Stickstoff liebenden Brennnesseln zu weichen. Die aus Sicht des Naturschutzes zu den größten Problemarten zählende Robinie ist durch ihre hohe Ausschlagskraft nur mit hohem Zeit- und Kostenaufwand zu bekämpfen (Ringelung und Nachschneiden der Wurzelsprosse).

Drüsiges Springkraut

Das aus dem Himalaya ebenfalls als Zierpflanze importierte und rasch verwilderte Springkraut ist heute an nahezu jedem Bachlauf anzutreffen. Es vermag bis zu 2,5 Meter hohe, dichte Bestände aufzubauen. Als Besiedler überwiegend naturnaher Standorte (zum Beispiel Auwälder, feuchte Hochstaudenfluren) stellt das Drüsige Springkraut eine Konkurrenz für die heimische Pflanzenwelt dieser Biotoptypen dar. Als Bekämpfungsmaßnahme hat sich die Mahd bewährt.

Aus gesundheitlichen Gründen

Nicht heimische Pflanzenarten, die vor allem aus gesundheitlicher Sicht problematisch sind, sind der Riesen-Bärenklau und Beifuß-Ambrosie (Ragweed und Traubenkraut).

Riesen-Bärenklau

Der aus dem Kaukasus stammende Riesen-Bärenklau wurde in Europa anfangs in Gärten kultiviert und ab dem 20.Jahrhundert auch als Deckungspflanze für Wild propagiert und gelegentlich auch von Imkern als Bienenweide angesät. Er kann bis zu drei Metern hoch werden und kommt entlang von Bächen und Flüssen vor und kann lokal auch dichte Bestände bilden. Mediale Aufmerksamkeit hat der Riesen-Bärenklau aufgrund seiner Inhaltsstoffe erfahren, die bei Hautkontakt und nachfolgender Lichteinstrahlung Schwellungen und verbrennungsartige Blasen verursachen. Besonders Kinder, die gerne mit den Riesenblättern spielen, sind gefährdet. Die Bekämpfung dieser Pflanze ist ebenfalls sehr aufwendig, da sie trotz Mahd über mehrere Jahre wieder austreiben kann.

Beifuß-Ambrosie

Die aus Nordamerika stammende Beifuß-Ambrosie hat sich in den letzten 20 Jahren in Österreich zum Teil massiv ausgebreitet und ist vor allem in trockenen Gebieten, an Wegrändern und in Äckern zu finden. Ihr Areal ist weiterhin in Ausbreitung begriffen. Da die Pollen der Beifuß-Ambrosie zu den allergologisch bedeutsamsten und aggressivsten Pollentypen gehören, ist in den nächsten Jahren eine starke Zunahme von allergischen Symptomen, wie auch allergischem Asthma, zu befürchten. In einigen Städten Europas (zum Beispiel Lyon, Mailand) wurden bereits eigene Gesetze zur Bekämpfung der Pflanze erlassen. Auch in Ungarn sind Bestrebungen im Gange, die Pflanze zu reduzieren.

Richten wirtschaftlichen Schaden an

Kalifornischer Signalkrebs

Im Jahr 1860 wurde die "Krebspest" von Nordamerika nach Europa eingeschleppt. Diese höchst ansteckende Infektion dezimierte die europäischen Krebsbestände stark. Um die Verluste auszugleichen, wurde der gegenüber diesem Pilz resistente Kalifornische Signalkrebs ausgesetzt, der nun seinerseits den einheimischen Edel-Flusskrebs akut bedroht. Denn der Kalifornische Signalkrebs ist gleichzeitig Überträger der Krebspest und sorgt daher für die weitere Ausbreitung dieser Krankheit. Außerdem besiedelt er die dieselben Gewässerökosysteme und ist aufgrund seiner höheren Wachstums- und Vermehrungsraten dem selten gewordenen heimischen Flusskrebs überlegen.

Spanische Wegschnecke

Diese Nacktschnecke wurde 1972 erstmals in Österreich gesichtet. Mittlerweile hat sie sich über Holztransporte, Topfpflanzen und Gartenabfälle über ganz Österreich verbreitet.  Binnen kürzester Zeit konnte sie sich als bedeutender Schädling an Gemüsekulturen im Freiland sowie in Gewächshäusern etablieren. Zunehmend wandert sie auch in naturnahe Ökosysteme ein und ist für den Rückgang heimischer Schneckenarten verantwortlich. Das ökologisch verträglichste und wirksamste Bekämpfungsmittel ist das händische Absammeln der Schnecken oder der Einsatz Indischer Laufenten.

Bisamratte

Wie viele andere Neobiota stammt auch die Bisamratte aus Nordamerika. Die heimische Population geht auf fünf in Prag ausgesetzte Pelztiere zurück, die dank ihrer hohen Vermehrungsraten innerhalb kürzester Zeit auch Österreich erreicht haben. Mittlerweile sind sie weit über die europäischen Seen und Bäche verbreitet. Zu den von ihnen verursachten Schäden zählt die Unterminierung von Uferbefestigungen und Dämmen, aber auch die Übertragung des gefürchteten Fuchsbandwurms. Aus ökologischer Sicht sind vor allem die Fraßaktivitäten der Bisamratte problematisch: Durch das Abknabbern von Röhrichtpflanzen können Uferstrukturen maßgeblich verändert werden. Daher werden die ursprünglich begehrten Pelztiere mittlerweile bejagt.

Reblaus

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Reblaus gemeinsam mit nordamerikanischen Weinreben eingeführt. Grund war die Resistenz der Reben gegenüber dem „Echten Mehltau“, der kurz zuvor eingeschleppt worden war. Mit den neuen Reben breitete sich auch die Reblaus rasant über Europa aus. Ihre Saugtätigkeit an den Wurzeln führt zum Absterben der europäischen Reben. Erst Ende des 19. Jahrhunderts konnte der Vormarsch der Reblaus durch das Aufpfropfen der heimischen Sorten auf resistente nordamerikanische Sorten gestoppt werden. Allerdings wurde in jüngster Zeit erneut ein Auftreten der Reblaus beobachtet.

Kastanien-Miniermotte

Im 16. Jahrhundert gelangte die am Balkan heimische Rosskastanie nach Wien und bildet mittlerweile in ganz Mitteleuropa zahlreiche Alleen. Etwa vierhundert Jahre nach ihrer Einbürgerung wurde in Linz erstmals in Mitteleuropa die Kastanien-Miniermotte entdeckt. Es folgten explosionsartige Massenvermehrungen dieses kleinen Schmetterlings, ermöglicht durch ihre passive Windverdriftung sowie die hohen Fortpflanzungsraten von bis zu drei Generationen pro Jahr. Das Bild der von diesem Schädlingen befallenen Kastanienbäume ist vielerorts bekannt: bereits im August ausgetrocknete, vom Rand her eingerollte braune Blätter. Die durch die Fraßtätigkeit der Larven geschädigten Blätter wirken sich für den Baum mehrfach negativ aus: Neigung zu erneutem Austrieb im Herbst und damit erhöhte Frostanfälligkeit, verminderte Triebleistung im Frühjahr und erhöhte Anfälligkeiten für Krankheiten aufgrund einer Schwächung des Immunsystems. Um die Kastanienbäume zu erhalten, muss das Falllaub im Herbst entfernt und vernichtet werden, damit die in den Blättern überwinternden Puppen des Schmetterlings beseitigt werden.

Kartoffelkäfer

Der Kartoffelkäfer stammt aus Nordamerika, wo mit der Besiedlung im 18. Jahrhundert und durch den Anbau der Kartoffel eine explosionsartige Vermehrung dieses ursprünglich harmlosen Käfers eingesetzt hat. Eine Spur der Verwüstung nach sich ziehend durchquerte der Kartoffelkäfer innerhalb kurzer Zeit ganz Nordamerika und reiste als „blinder Passagier“ auf Schiffen auch nach Europa, wo er während und nach dem Weltkrieg hohe Ernteverluste und damit enorme wirtschaftliche Schäden verursachte. Der Schaden entsteht durch den Verlust der Blattmasse aufgrund des Fraßes von Larven und Käfer, wodurch die Knollenbildung gehemmt wird. In Österreich ist der Kartoffelkäfer erstmals 1951 aufgetreten. Durch den Einsatz von Insektiziden ist es kurzfristig gelungen, den Kartoffelkäfer unter Kontrolle zu bringen. Derzeit ist aber wieder eine Zunahme feststellbar.