Kleines Mausohr im Fokus – Erarbeitung wissenschaftlicher Grundlagen für diese vom Aussterben bedrohte Fledermausart Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung in Österreich 

Das Kleine Mausohr (Myotis oxygnathus) ist eine sehr schwierig erfassbare Fledermausart. In den Fortpflanzungsquartieren lebt sie gemeinsam mit dem Mausohr (Myotis myotis) in Mischkolonien. Beide Geschwisterarten sind anhand von äußeren Körpermerkmalen nur schwer bestimmbar. Auch mit modernen akustischen Methoden lassen sie sich nicht unterscheiden, da deren Ultraschallrufe zu ähnlich sind.

Das Kleine Mausohr

Nicht nur aufgrund der mangelnden Kenntnisse, sondern ebenso wegen ihrer hochgradig gefährdeten Jagdlebensräume im extensiven Grasland und ihrer Spezialisierung auf große Laubheuschrecken gilt das Kleine Mausohr in Österreich als vom Aussterben bedroht. Sie ist zudem europaweit gefährdet und im Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie-Anhang (FFH-Anhang) II und IV der Europäischen Union (EU) gelistet. In allen bisherigen Berichten nach Artikel 17 der FFH-Richtlinie an die EU wurde der Erhaltungszustand des Kleinen Mausohres als „Ungünstig-Schlecht“ mit abnehmender Tendenz beurteilt.

Im Rahmen des Projektes sollen folgende Fragestellungen bearbeitet werden:

  1. Wo gibt es aktuell noch Wochenstuben (= Fortpflanzungsquartiere) beziehungsweise Schwärm- und Winterquartiere dieser Art?
  2. Können Angaben zu Populationsgrößen in Wochenstuben beziehungsweise an Schwärmquartieren gemacht werden?
  3. Welche Beziehungen bestehen zwischen Wochenstuben und Schwärmquartieren?
  4. Welche Gefährdungsursachen gibt es an den Quartieren beziehungsweise in den Jagdgebieten?
  5. Welche Maßnahmen können die Lebensraumsituation an den Quartieren und in den Jagdgebieten verbessern?
  6. Wie kann ein Monitoring für diese Art etabliert werden?

Um Antworten auf diese Fragen zu erhalten werden unterschiedliche Methoden angewendet. So werden Kleine Mausohren an Schwärmquartieren im Spätsommer beziehungsweise Herbst gefangen und mittels Farbringen markiert. Dies erleichtert die Auffindbarkeit von Kleinen Mausohren in gemischten Kolonien mit Mausohren. Zusätzlich erfolgt an ausgewählten Quartieren der Abfang von Kleinen Mausohren beim morgendlichen Einflug an bestätigten Wochenstubenquartieren zur Abschätzung des Anteils Kleiner Mausohren in den Mischkolonien sowie die Markierung einzelner Kleiner Mausohren mit GPS-Sendern zur Feststellung ihrer Jagdgebiete.

Mit dem Projekt wird die Wissensgrundlage (Vorkommen, Verbreitung, Populationsgrößen) für das Kleine Mausohr erheblich verbessert und auch die Basis für gezielte Artenschutzmaßnahmen erarbeitet. Das Projekt stellt zudem eine wesentliche Grundlage für ein zukünftiges Monitoring dieser vom Aussterben bedrohten Art dar.