ARTEMIS-Mission 2022 in Österreich

Ein internationales Team von Expertinnen und Experten überprüft Österreichs Vorgehen bei der Entsorgung radioaktiver Abfälle: Von 20. bis 30. November 2022 fand auf Einladung des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Information und Technologie (BMK) eine ARTEMIS-Überprüfungsmission („Integrated Review Service for Radioactive Waste and Spent Fuel Management, Decommissioning and Remediation“) der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) statt.

Inhalt einer ARTEMIS-Mission

Eine ARTEMIS-Mission besteht aus zwei Kernelementen: der Selbstevaluierung im Bereich der Entsorgung radioaktiver Abfälle (gesetzliche Rahmenbedingungen, zuständige Behörde und nationales Programm) durch die Entsorgungsanlage sowie deren zuständiger Behörde und einer Vor-Ort-Begutachtung des österreichischen Vorgehens bei der Entsorgung durch ein internationales Expertenteam („Peer Review“).

Die Euratom-Richtlinie über die sichere und verantwortungsvolle Behandlung radioaktiver Abfälle und abgebrannter Brennelemente (2011/70/Euratom) sieht eine solche Selbstbewertung und Peer Review mindestens einmal alle zehn Jahre vor. Neben den gesetzlichen Regelungen werden bei ARTEMIS auch die Strategien und technische Lösungen für die Behandlung radioaktiver Abfälle von deren Erzeugung bis zur Endlagerung sowie Finanzierungsfragen und Sicherheitsnachweise für die benötigten Anlagen begutachtet.

BMK und Nuclear Engineering Seibersdorf beteiligten sich an ARTEMIS-Mission

Das BMK ist gemäß § 153 Strahlenschutzgesetz 2020 die in Österreich für Anlagen zur Entsorgung radioaktiver Abfälle („Entsorgungsanlagen“) zuständige Behörde. Die Abteilung Strahlenschutz im BMK ist dabei unter anderem für Bewilligungsverfahren sowie Kontrolle und Inspektion laufender Tätigkeiten verantwortlich.

Die Entsorgung von radioaktiven Abfällen erfolgt in Österreich ausschließlich über die Nuclear Engineering Seibersdorf (NES). Dieses Unternehmen wurde vom BMK mit der Entsorgung österreichischer radioaktiver Abfälle beauftragt. Es hat sich bei der Entsorgung radioaktiver Abfälle an die grundlegenden Prinzipien einer sicheren Entsorgung zu halten (beispielsweise Minimierungsprinzip, Verursacherprinzip).

Neben BMK und NES nahmen auch Vertreterinnen und Vertreter des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, des Bundesministeriums für Finanzen, der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) sowie des TRIGA Center Atominstituts der Technischen Universität Wien an der ARTEMIS-Mission teil.

Vorbereitung und Ablauf der Mission

In Vorbereitung auf die ARTEMIS-Mission wurde auf nationaler Ebene zunächst eine Selbstbewertung erstellt. Diese wurde bereits 2021 begonnen und fand unter Federführung des BMK sowie unter Beteiligung von NES und weiterer österreichischer Institutionen statt. Die Selbstbewertung wurde gemeinsam mit weiteren Dokumenten im September 2022 an die IAEO übermittelt.

Basierend auf der Selbstbewertung und der zur Verfügung stehenden Dokumentation führten die eingeladenen Fachleute während der elftägigen Überprüfungsmission Interviews mit den Vertreterinnen und Vertretern der österreichischen Behörden und Institutionen. Die österreichischen Angaben wurden mit dem von der IAEO publizierten Regelwerk, das die Sicherheitsanforderungen an die Entsorgung radioaktiver Abfälle enthält, abgeglichen. Aus diesem Abgleich schlussfolgerten die Expertinnen und Experten, welche Anforderungen Österreich gut umgesetzt hat und wo Verbesserungsbedarf besteht.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der Artemis-Überprüfung, bestehend aus Empfehlungen, Vorschlägen und guten Praktiken, wurden in im Bericht „Integrated review service for radioaktive waste and spent fuel management, decommissioning and remediation (Artemis) – Mission to Austria“ zusammengefasst. Die darin beschriebenen Empfehlungen stellen eine bedeutende Grundlage für die kontinuierliche Verbesserung der Sicherheit bei der Entsorgung radioaktiver Abfälle in Österreich und für die Erarbeitung entsprechender Maßnahmen dar.

Etwa zwei bis vier Jahre nach der ARTEMIS-Mission ist typischerweise eine „Follow-up“-Mission vorgesehen, bei der die Umsetzung der im Bericht empfohlenen Maßnahmen durch Österreich evaluiert wird.

ARTEMIS-Überprüfungsmission (→ iaea.org)

Zusammenfassung

Die ARTEMIS-Überprüfung 2022 in Österreich brachte insgesamt ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis in Bezug auf die Entsorgung der in Österreich anfallenden radioaktiven Abfälle.

Die Expertinnen und Experten der Überprüfungsmission lobten den ausgezeichneten Zustand der Entsorgungsanlagen bei Nuclear Engineering Seibersdorf (NES), die Abläufe bei der Behandlung radioaktiver Abfälle und die Anstrengungen zur Minimierung der Abfälle in den Anlagen. Darüber hinaus wurde das Engagement der einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der NES besonders hervorgehoben. Die Expertinnen und Experten bescheinigen Österreich, dass die Zwischenlagerung der radioaktiven Abfälle bei NES modernsten Standards entspricht und eine sichere Lagerung bis über Jahrzehnte hinaus gewährleistet ist. Der Umfang der Studien und Arbeiten des Entsorgungsbeirates seien der gegenwärtigen Situation Österreichs angemessen und würden das Engagement Österreichs, eine Lösung für die sichere Entsorgung der radioaktiven Abfälle zu finden, unterstreichen.

Insgesamt sprach das internationale Team von Expertinnen und Experten sieben Ratschläge zur Verbesserung des regulativen Rahmens und der Sicherheit der Entsorgung radioaktiver Abfälle aus. Der gesamte Missionsbericht ist frei zugänglich und kann hier heruntergeladen werden:

Bericht „Integrated review service for radioaktive waste and spent fuel management, decommissioning and remediation (Artemis) – Mission to Austria“ (→ iaea.org)