Entwicklung des Raumwärmebedarfs in Österreich Szenarien der Nutzung von Gas

Szenarien zum künftigen Bedarf an Raumwärme unter der Berücksichtigung der Nutzung von Gas und des Ziels der Klimaneutralität bis 2040.

Titelbild der Raumwärmebedarfspublikation

Die Klimaneutralitätsvorgabe der österreichischen Bundesregierung bis 2040 verlangt eine Dekarbonisierung der gesamten Raumwärmeversorgung. Diese erfordert eine Umstellung auf Heizsysteme basierend auf erneuerbaren Quellen und einen verstärkten Fernwärmeausbau. Im Rahmen dieser Studie wurden dazu vier verschiedene Szenarien über die zukünftige Raumwärmeversorgung von Wohn- und Dienstleistungsgebäuden untersucht:

  • Im Szenario „Basis“ wurden zukünftige Entwicklungen lediglich durch derzeit geltende rechtliche Regularien bestimmt (Stand Februar 2022).
  • Im Szenario „Trend“ wurde ein Gaskesseleinbauverbot ab 2025 im Neubau sowie ein Ausstieg aus öl- und kohlebasierten Heizsystemen bis 2035 in Bestandsbauten angenommen. In Tirol und Wien kommt es bis 2040 zu einem Komplettaussteig aus gasbasierten Heizsystemen, in Vorarlberg passiert dies bis 2050.
  • Ein weiteres Szenario (Szenario „Forcierter Ausstieg“) unterstellt den Komplettausstieg aus gasbasierten Heizsystemen bis 2040 in allen Bundesländern.
  • Im Szenario „Entflechtung Wärmenetze“ wird eine teilweise Substitution des Erdgasbedarfs durch Fernwärme angenommen.

Der Fokus liegt dabei auf der Analyse der Energieträgerentwicklungen nach Bundesland bis 2025, 2030, 2035 und 2040, die gesamte Endenergienachfrage nach Raumwärme und Warmwasser ist dabei in allen Szenarien ident. Als Endenergie wird jene Energie bezeichnet, die bei Verbrauchenden selbst ankommt, zum Beispiel in Form von Brennstoffen oder elektrischer Energie. Diese kann in Folge weiter in Nutzenergie – beispielsweise für Raumwärme – umgewandelt werden.

Während 2020 in Österreich 19,7 Terrawattstunden (TWh) Gas und 12,6 TWh Öl für Raumheizung und Warmwasser eingesetzt werden, wären im Szenario „Basis“ (keine rechtlichen Änderungen) 2040 noch 12,8 TWh an erneuerbarem Gas und 3,8 TWh an erneuerbarem Öl notwendig, im Szenario „Trend“ (Umsetzung geltender Politiken) noch 6,8 TWh an erneuerbarem Gas. Das Szenario „Forcierter Ausstieg“ (Komplettausstieg aus gasbasierten Heizsystemen) zeigt die komplette Kompensation von Gas durch andere Energieträger.

Vergleicht man das Szenario „Forcierter Ausstieg“ mit dem Szenario „Trend“, so müssten die erneuerbaren Gas Mengen von 6,8 TWh aus dem Szenario „Trend“ im Jahr 2040 durch 4,2 TWh Biomasse, 1,0 TWh Strom und 1,6 TWh Umweltwärme ersetzt werden. Im Vergleich zwischen dem Szenario „Forcierter Ausstieg“ und dem Szenario „Basis“ müssten die Mengen an Öl und Gas von 16,6 TWh 2040 durch 6,7 TWh Biomasse, 5,4 TWh Umweltwärme und 4,5 TWh Strom ersetzt werden.

Die Fernwärmemengen belaufen sich 2040 in den Szenarien „Basis“, „Trend“ und „Forcierter Ausstieg“ auf jeweils 22,7 TWh. Davon abweichend belaufen sich die Fernwärmemengen im Szenario „Entflechtung Wärmenetze“ auf 33,4 TWh im Jahr 2040, hier kommt es zu einer gezielten Substitution des Gasbedarfs durch Fernwärme. Dieses Szenario hat weiterhin einen erneuerbaren Gas Bedarf von 2,1 TWh im Jahr 2040.

Die Mengen der Energieträger Biomasse, Strom und Umweltwärme fallen jedoch deutlich geringer aus als im Szenario „Trend“. Dies ist auf die deutlich erhöhten Fernwärmemengen in diesem Szenario zurückzuführen.
Die Plausibilisierung hat gezeigt, dass in urbanen Gebieten nach Möglichkeit vermehrt Wärmepumpen und Fernwärme eingesetzt werden sollten. In ländlichen Gebieten käme es hingegen, insbesondere bei schlechter Netzinfrastruktur, zum vermehrten Einsatz von Biomasse zur Individualwärmeversorgung. Die Top-down ermittelten Energieträgermengen auf Bundeslandebene können, gemäß der Methodik zur Bottom-up-Plausibilisierung, auf den jeweiligen Bezirksebenen verteilt werden beziehungsweise sind dort verfügbar.

Bericht: Entwicklung des Raumwärmebedarfs in Österreich (→ Energieagentur)