IPCEI Wasserstoff (IPCEI H2)

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Nachdem bereits seit 2020 und in den vergangenen Jahren intensive Vorbereitungsarbeiten zum IPCEI H2 geführt wurden, starteten im August 2021 die offiziellen Verhandlungen mit den beihilferechtlichen Voranmeldungen der IPCEI H2 Technology (Hy2Tech) mit einem Fokus auf die Entwicklung von Wasserstoff-Technologien, unter anderem im Mobilitätsbereich und IPCEI H2 Industry (Hy2Use) mit einem Schwerpunkt auf die Dekarbonisierung der Industrie. Die Genehmigungen der beiden IPCEI H2 durch die Europäische Kommission inklusive sechs österreichischer Unternehmen konnten im Juli beziehungsweise September 2022 abgeschlossen werden. Die Teilnahme Österreichs wird über den Europäischen Wiederaufbaufonds – Next Generation EU – finanziert.

Bereits im Rahmen der Verhandlungen im Strategischen Forum für IPCEI in den Jahren 2018 und 2019 wurde Wasserstoff als eine der für die EU strategisch relevanten Wertschöpfungsketten für zukünftige IPCEI identifiziert. Erste Diskussionen und anschließende Planungen zum IPCEI H2 durch Interessensverbände und die Europäische Kommission starteten 2019 mit verschiedenen Workshops für Stakeholder, bei welchen unternehmensseitig erste Ideen für Projekte in einem IPCEI H2 vorgestellt wurden.

Mit der Unterzeichnung des IPCEI H2 Manifesto am 17. Dezember 2020 durch Österreich, 21 weitere EU-Mitgliedstaaten sowie Norwegen nahmen die Vorbereitungen zum IPCEI H2 immer konkretere Formen an. Nach zahlreichen Matchmaking-Events im Frühling 2021 wurden erste Ideen für Narrative und Fokusse von IPCEI H2 im Rahmen eines breiten Stakeholder-Prozesses auf europäischer Ebene diskutiert und ausgearbeitet.

Nach dem Start der offiziellen beihilferechtlichen Verhandlungen zweier IPCEI H2 mit der Europäischen Kommission im August 2021, erfolgten im Juli beziehungsweise September 2022 die Genehmigungen der IPCEI Hy2Tech beziehungsweise Hy2Use. Grundsätzlich zielen die beiden IPCEI H2-Vorhaben darauf ab, eine wettbewerbsfähige, innovative und nachhaltige europäische Wasserstoff-Wertschöpfungskette in Europa aufzubauen. Der Fokus liegt auf der Förderung von hochinnovativen Projekten entlang der gesamten Wasserstoff-Wettschöpfungskette – von der Entwicklung und der Hochskalierung neuer hocheffizienter Elektrolyseprozesse und Brennstoffzellensystemen über innovative Speicher- und Transporttechnologien bis zur Nutzung von erneuerbarem Wasserstoff in der Industrie und schwer zu elektrifizierenden Bereichen im Mobilitätssektor (unter anderem Schwerverkehr, Schifffahrt, Luftfahrt).

Das Klimaschutzministerium und das Wirtschaftsministerium stellen für die sechs teilnehmenden österreichischen Unternehmen gemeinsam Beihilfen in Höhe von 125 Millionen Euro zur Verfügung. Die Finanzierung erfolgt aus Mitteln des Europäischen Wiederaufbaufonds - Next Generation EU.

In Österreich startete mit der Bedarfserhebung im Herbst 2020 die erste Stufe des nationalen Interessensbekundungsverfahren zu IPCEI H2. Mit mehr als 50 eingereichten Projektskizzen - inhaltlich entlang der gesamten Wasserstoff-Wertschöpfungskette (Erzeugung, Transport, Speicherung und Anwendung) zu verorten – konnte ein überaus großes Interesse der österreichischen Industrie und Unternehmen sowie ein großes Potenzial für einen Beitrag zur Erreichung der europäischen und nationalen Klimaziele festgestellt werden.

In Folge der Sicherstellung der budgetären Abdeckung über den europäischen Wiederaufbaufonds startete mit der Ausschreibung zur Interessensbekundung im Mai 2021 die zweite Phase des nationalen Interessensbekundungsverfahren. Im Einklang mit europäischen und nationalen Strategien und Klimazielen zielte die Ausschreibung nach integrierten Projekten zur Erzeugung, Transport, Speicherung, insbesondere industrielle Anwendungen und Energiedienstleistung auf zu 100 Prozent erneuerbaren Wasserstoff ab.

Nach einem höchstkompetitiven Auswahlverfahren auf Basis der Empfehlungen einer unabhängigen internationalen Expertinnen- und Experten-Jury sowie europäischer und nationaler Strategien und Zielsetzungen, konnten im August 2021 österreichische Projekte für die Teilnahmen am IPCEI H2 Industry (Hy2Use) beziehungsweise IPCEI H2 Technology (Hy2Tech) nominiert werden. Im Juli bzw. September 2022 erfolgten schlussendlich die Genehmigungen von IPCEI Hy2Tech mit vier beziehungsweise von IPCEI Hy2Use mit zwei hochinnovativen Projekten von österreichischen Unternehmen. Die Projektabwicklung erfolgt über die gemeinsame Abwicklungsstelle, bestehend aus FFG und aws.

An den beiden IPCEI Wasserstoff Hy2Tech und  die Unternehmen AVL List, Borealis Agrolinz Melamine, Christof Systems, Plastic Omnium New Energies Wels, Robert Bosch und Verbund beteiligt:

AVL und Christof Systems entwickeln kooperativ den weltweit ersten 1-MW- Hochtemperaturelektrolyseur auf Basis metallgestützter Zellen (MSCs). Dabei entwickelt und optimiert AVL den Hochtemperaturelektrolyseur bis zur Serienreife und Christof Systems industrialisiert diesen Hochtemperaturelektrolyseur und leitet diesen in eine Serienproduktion über. Dadurch kann erneuerbarer Wasserstoff mit deutlich höherem Wirkungsgrad und somit kosteneffizienter hergestellt werden, als es mit derzeit verfügbaren Technologien möglich ist. Mit der Integration dieses Hochtemperaturelektrolyseurs in verschiedenste Industriezweige (unter anderem Stahl-, Zement-, chemische Industrie und Abfallbehandlung) leistet das Projekt einen erheblichen Beitrag zur Dekarbonisierung des Energie- und Industriesystems.

Borealis ist einer der global führenden Anbieter fortschrittlicher und kreislauforientierter Polyolefinlösungen und europäischer Marktführer im Bereich des Polyolefin-Recyclings sowie in den Bereichen Basischemikalien und Pflanzennährstoffe. VERBUND ist Österreichs führendes Energieunternehmen und einer der größten Stromerzeuger aus Wasserkraft in Europa. Beide Unternehmen entwickeln erstmalig im Rahmen des IPCEI Vorhabens „Hy2Use“ eine auf grünem Wasserstoff basierte Produktion von Düngemitteln, Melamin und technischen Stickstoffprodukten in Österreich. Die beiden Partner, die ihr Bekenntnis zum gemeinsamen Projekt bereits im Sommer 2022 im Rahmen des IPCEI Prozesses schriftlich festgehalten haben, errichten am Standort der Borealis in Linz eine Elektrolyseanlage im industriellen Maßstab (60 MW), um aus demineralisiertem Wasser mit erneuerbarem Strom grünen Wasserstoff und Sauerstoff zu erzeugen. Wasserstoff ist der wichtigste Rohstoff für Borealis in Linz, und wird bisher durch Dampfreformierung von Erdgas erzeugt. Durch den Einsatz von grünem Wasserstoff wird eine CO2 Einsparung von circa 90.000 Tonnen pro Jahr erzielt. Auch der Sauerstoff aus der Elektrolyse wird bei der Herstellung von Düngemitteln genutzt. Darüber hinaus wird die Elektrolyse Netzdienstleistungen für das Stromnetz bereitstellen. Ziel ist es, mit der Elektrolyseanlage im Jahr 2025 in Betrieb zu gehen. In einem Nachfolgeprojekt soll schließlich auch die Abwärme aus der Elektrolyse verwertet werden.

Bosch entwickelt und fertigt in Österreich Einspritzausrüstungen für Großmotoren. Die weltweiten Anwendungsfelder umfassen dabei Schifffahrt, dezentrale Energieerzeugung, Lokomotiven- und Industrieanwendungen. Um die Unabhängigkeit des Großmotorensektors von fossilen Energieträgern maßgeblich voranzutreiben, entwickelt Bosch im Zuge des Projekts eine neue Generation von Einspritzausrüstung zur Nutzung alternativer Kraftstoffe wie Wasserstoff und Methanol.

Plastic Omnium New Energies Wels wird im Projekt ein Wasserstoff-Brennstoffzellensystem für schwere Nutzfahrzeuganwendungen (Lkw, Bus, et cetera) als serienfähiges Produkt und den dafür notwendigen Produktionsprozess entwickeln. Innovationen bei Komponenten, im Prozess und in der Betriebsstrategie der Brennstoffzelle sollen den Wirkungsgrad, die Lebensdauer und die Umweltfreundlichkeit im Lebenszyklus steigern. Durch Anwendung und Übertragung von Fertigungsprozessen aus der Autoindustrie und den Einsatz von modernen Automatisierungs- und Digitalisierungstechnologien sollen sowohl die Herstellkosten als auch die Entwicklungszeit bis zur Alltagstauglichkeit entscheidend verkürzt werden.

→ IPCEI H2 Manifesto

Kontakt:

Victor Pérez Delgado, MSc
Stabsstelle EU Innovation und Technologie
Radetzkystraße 2, 1030 Wien
Mobiltelefon: +43 664 887 42 40 3
E-Mail: victor.perez-delgado@bmk.gv.at

Falko Loher Bakk. MA
Stabstelle EU Innovation und Technologie
Radetzkystraße 2, 1030 Wien
Telefon: +43 (0) 1 711 62 653305
Mobiltelefon: +43 664 8188910
E-Mail: falko.loher@bmk.gv.at