Wildkatze Felis silvestris silvestris
Die Wildkatze ist eine der seltensten heimischen Säugetierarten. Ursprünglich im Großteil Europas beheimatet, gibt es heute nur noch aufgesplitterte Restvorkommen. Seit 1989 wird die Wildkatze in der Roten Liste gefährdeter Tiere Österreichs als „ausgestorben, ausgerottet oder verschollen“ geführt. vielfaltleben trägt zur weiteren Klärung des Bestands der Wildkatze, einer in Österreich ursprünglich heimischen Art und zur Aufklärung- bzw. zu deren Schutz bei.
Mit der Einrichtung der Koordinations- und Meldestelle Wildkatze 2009 sowie der Gründung der „Plattform Wildkatze“ wurde die Basis gelegt, um zu mehr Informationen hinsichtlich des Bestandes dieses scheuen Wildtieres zu kommen. Wildkatzenhinweise aus dem gesamten Bundesgebiet werden gesammelt, überprüft, in einer GIS-basierten Datenbank dokumentiert und ausgewertet. Diese Hinweise sind wiederum die Basis für Bestandserhebungen in potenziellen Wildkatzengebieten. In den letzten Jahren gelang es, durch Initiativen der Plattform Wildkatze und insbesondere des Naturschutzbundes den Wissenstand über die Wildkatze in Österreich zu verbessern. 287 Wildkatzen-Meldungen, davon 27 sichere und 16 wahrscheinliche Nachweise, konnten zwischen 1955 und 2015 dokumentiert werden (Stand: Juni 2015). Das Bundesland mit den meisten Wildkatzenhinweisen ist Niederösterreich, gefolgt von Kärnten.
Um der Wildkatze weiter auf die Spur zu kommen, wird künftig auch auf tierische Helfer zurückgegriffen. Die Suche nach Wildkatzen mithilfe der Spürnase von Hunden ist eine ausgezeichnete Methode, um die versteckt lebenden, schwer zu beobachtenden und auch schwer zu identifizierenden Jägerinnen nachzuweisen. Im Gegensatz zum Sammeln von Haaren mit Hilfe von Lockstöcken können Hunde schnell und flexibel eingesetzt werden. Sobald der Meldestelle aus einem Gebiet ein Wildkatzen-Hinweis vorliegt kommen die Hunde zum Einsatz und eine Anzeige durch einen ausgebildeten Spürhund ergibt sofort einen sicheren Nachweis, der im Anschluss durch genetische Analysen verifiziert werden kann. Im Zusammenhang mit der Lockstockmethode stellen Hundenasen also eine gute Möglichkeit dar, um einen raschen Überblick über den Wildkatzenbestand auf einer bestimmten Fläche zu erlangen.
Spürhunde
Im Rahmen von vielfaltleben werden nun Hunde zu Wildkatzenspürhunden ausgebildet. Die Suche nach Wildkatzen mit Hilfe von Lockstöcken in Kombination mit Fotofallen ist weiterhin aber unumgänglich, um den konkreten Bestand an Wildkatzen in Regionen zu erheben, in denen vielversprechende Hinweise auf mögliche Vorkommen schließen lassen. An den mit Baldrian besprühten Lockstöcken reiben sich die Wildkatzen, es bleiben daran Haare hängen, die im Anschluss genetisch analysiert werden, um sie als Wild- oder Hauskatzenhaare zu bestimmen. Die Fotofallen werden so platziert, dass die Lockstöcke im Fokus liegen. Ein gutes Foto, das ein Tier mit den typischen Merkmalen einer Wildkatze zeigt (buschiger, geringelter Schwanz, verwaschene Fellzeichnung etc.), ist ein guter Hinweis, aber zumeist noch kein zu 100 Prozent sicherer Nachweis für das Vorkommen einer Wildkatze. Dazu benötigt man den genetischen Nachweis mittels der hängengebliebenen Haare. Um die Existenz einer Population nachweisen und den Status der Wildkatze in Österreich darstellen zu können, bedarf es also weiterer Erhebungen in potenziellen Wildkatzenhabitaten.
Fotofalle
Sensationeller Verdacht! Gibt es einen ersten Wildkatzennachweis in Oberösterreich seit Jahrzehnten? Wie es aussieht, gelang in Oberösterreich mit einer Wildtierkamera ein Foto einer Europäischen Wildkatze.Der jüngste Fotohinweis aus einer Wildkamera, die eigentlich zum Aufspüren von Luchsen aufgestellt war, lässt die Herzen der Wildkatzenexpertinnen und -experten von vielfaltleben höher schlagen: Das fotografierte Tier weist alle sichtbaren Merkmale einer Wildkatze auf. Der italienische Zoologe und Wildkatzenexperte Luca Lapini ist jedenfalls überzeugt: "Es ist sicher eine Europäische Wildkatze – alle sichtbaren Details sind typisch für diesen Phänotyp." Thomas Engleder wird nun mit Baldrian besprühte Lockstöcke aufstellen, die die Katze anlocken sollen: "Eine zu 100 Prozent sichere Bestimmung ist nur über Haare und deren genetische Analyse möglich."
Im nahen Nationalpark Bayerischer Wald wurden in den vergangenen Jahren mehrfach Wildkatzen eindeutig nachgewiesen, für den österreichischen Böhmerwald wäre es der erste Nachweis“. In Oberösterreich stammt übrigens der letzte sichere Nachweis einer Wildkatze von 1975 aus der Gegend um Windhaag. Das letzte autochthone oberösterreichische Exemplar wurde im August 1915 in der Gemeinde Hinzenbach erlegt.
Die Fläche des Naturschutzbundes, auf der die Katze in die Fotofalle tappte, ist das sogennante Birkenmausmoos. Es ist ein Hotspot der Artenvielfalt, denn dort kommt nicht nur die überaus seltene Birkenmaus vor, sondern auch der Sonnentau und etliche weitere bedrohte Arten, für die vielfaltleben hier lebensraumverbessernde Maßnahmen unterstützt. Die Mitglieder der Plattform Wildkatze warten nun gespannt darauf, ob die Katze der Verlockung des Baldrians erliegen und ihre Haare an den Lockstöcken hinterlassen wird.
Wer glaubt, eine Wildkatze gesehen zu haben, möge dies bitte dem Naturschutzbund melden:
Melde- und Koordinationsstelle Wildkatze c/o Naturschutzbund
E-Mail: wildkatze@naturschutzbund.at oder auf wildkatze-in-oesterreich.at
Online-Fragebogen zum Ausfüllen unter „Wildkatzenmeldung“ oder
Telefon: +43 (0) 662 642 909-13 oder +43 (0) 664 402 90 96 (Ingrid Hagenstein/Projektleitung)