Supply Chain Risk Management für österreichische Klein- und Mittelbetriebe

Die in den letzten Jahren massiert auftretenden bedrohlich wirkenden Krisensituationen von der Pandemie über die Energiekrise bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen in unmittelbarer Nachbarschaft haben auch in Österreich die Verletzlichkeit internationaler Logistikketten in einer globalisierten arbeitsteiligen Wirtschaft in dramatischer Weise vor Augen geführt.

Wenn gleich das Thema das Risikomanagements in der Beschaffung genauso wie in der Infrastruktur bereits seit Jahren in der Theorie thematisiert wird, ist das Bewusstsein in der Praxis für die Notwendigkeit von Maßnahmen für das Risikomanagement gerade in Klein- und Mittelbetrieben (KMU) mitunter wenig ausgeprägt entwickelt. Während globalisierte Großunternehmen in diesem Themenbereich stets einen Schritt voraus sind und eigene Abteilungen für risikobasiertes Supply Chain Management unterhalten und daher auch die gegenwärtigen Spannungen in den Versorgungs- und Logistikketten besser meistern können, stehen Klein- und Mittelbetriebe, welche gerade in Österreich das Wirtschaftsleben dominieren, oft vor erheblichen Herausforderungen bei der Aufrechterhaltung ihres Betriebes in Zeiten der aktuellen Krisen bzw. der damit in Verbindung stehenden enormen Angebots- und Nachfrageschwankungen.

Solche Krisen stellen daher gerade für die kleinteilige österreichische Wirtschaft eine noch größere Bedrohung dar als dies vielleicht in anderen Ländern mit stärker konzentrierter Struktur der Unternehmen der Fall ist. Gleichzeitig werden in Europa Bestrebungen verstärkt, globale Lieferketten auf deren soziale und ökologische Verträglichkeit zu prüfen und die Sorgfaltspflichten von Unternehmen im Hinblick auf nachhaltiges Wirtschaften zu betonen und die Verantwortung dafür auch verstärkt rechtlich zu verankern. Auch die Abhängigkeit Europas von Rohstoffen und Vorleistungen aus anderen Kontinenten und die damit verbundenen entsprechend komplexen und langen Lieferketten, erhöhen den Bedarf der Unternehmen aber auch der öffentlichen Hand für Prozesse zur Überwachung und Beurteilung der für Österreich relevanten Lieferketten. 

Die Wissenschaft aber auch die internationale Standardisierung haben bereits Grundlagen entwickelt, welche Unternehmen beim Risikomanagement unterstützen sollen. Es liegen bereits eine Reihe von Normen für das Risikomanagement im Bereich von individuellen Logistikketten für Unternehmen vor, etwa Risikomanagement – Leitlinien (ISO 31000:2018), Sicherheit und Resilienz – Business Continuity Management System – Anforderungen (ISO 22301:2019) oder beispielsweise die Norm Spezifikation für Sicherheitsmanagementsysteme für die Lieferkette (ISO 28000:2007).

Der Verein Netzwerk Logistik (VNL) hat nun in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) einen online Reifegrad-Check zum raschen Auffinden von Risiken und Störungen in den  Lieferketten entwickelt. Klein- und Mittelbetriebe (KMU) verfügen oftmals nicht über die notwendigen Ressourcen, um die Risiken in den Lieferketten systematisch zu analysieren, zu bewerten und geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Ihnen soll der neue entwickelte Reifegrad-Check eine erste Hilfestellung sein. 

Er steht interessierten KMU zusammen mit einem begleitenden Leitfaden „Supply Chain Risk Management – Der Praxisleitfaden für KMU“ (→ vnl.at) ab sofort kostenfrei zur Verfügung.