Raus aus Öl und Gas  Wann, wenn nicht jetzt?

In Österreich sind immer noch rund 840.000 Gasheizungen, 500.000 Ölheizungen und 80.000 Heizungen mit Koks bzw. Kohle in Betrieb. Heizungssysteme mit fossilen Energieträgern sind veraltet, teuer und schlecht fürs Klima. 

Je nach Eigentums- und Nutzungsverhältnissen sind die Handlungsoptionen sehr unterschiedlich. Im Folgenden finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Heizungstausch.

Tipps, um sofort Energie beim Heizen zu sparen, finden Sie auf der → Website der Klimaschutzinitiative klimaaktiv.

Vor jeder Entscheidung sollte Sie eine professionelle Energieberatung in Anspruch nehmen. Sie ist in jedem Bundesland kostenlos oder zu sehr geringen Kosten verfügbar und kann – je nach Angebot des jeweiligen Bundeslandes – vor Ort, per Telefon oder auch digital erfolgen.

Kontaktieren Sie die Energieberatungsstelle Ihres Bundeslandes! Die Adressen finden Sie unter → klimaaktiv.at.

Nahwärme/Fernwärme

Der Anschluss an ein Nah-/Fernwärme-Netz bringt viele Vorteile: 100 Prozent Verfügbarkeit, nie mehr eine Investition in einen neuen Heizkessel, keine zusätzlichen Kosten für Service und Wartung sowie freier Platz im Heizungsraum sind nur einige davon.

Erkundigen Sie sich, ob in Ihrer Gemeinde ein solches, hocheffizientes Wärmenetz besteht, an das Sie sich anschließen können.

Biomasse und Pellets

Biomasseheizungen sind zu bevorzugen, wenn es um hohe Heizungs-Vorlauftemperaturen und große Energieverbräuche geht. Sie verursachen im Vergleich zu Wärmepumpen deutlich geringere CO2-Emissionen. Allerdings ist Holz nicht unbegrenzt verfügbar. Deshalb gilt auch hier die Empfehlung, das Gebäude vor dem Heizungstausch gut zu dämmen, wodurch der Energieverbrauch und die Heizkosten deutlich reduziert werden.

Zudem kann die Heizungsanlage danach kleiner dimensioniert werden, was auch zu geringeren Kosten führt. Moderne Biomasseheizungen – von Fachleuten geplant und installiert – erfüllen im Betrieb die strengsten gesetzlichen Grenzwerte in Bezug auf die Luftreinhaltung.

  • Pellets-Zentralheizung: Pelletsheizungen sind vollautomatisiert und die logische Nachfolgetechnologie für Ölheizungen in Gebäuden mit Heizkörpern und Platz für die Lagerung. Für Passiv- oder Niedrigstenergiegebäude sind die am Markt verfügbaren Kessel aber meistens zu groß. Moderne Biomassekessel erfüllen die strengen österreichischen Emissionsgrenzwerte und sind bedenkenlos auch als Kaminofen zur Ganzhausheizung betreibbar.
  • Stückholzvergaser-Zentralheizung mit Pufferspeicher: Günstiger, aber auch weniger komfortabel: Bis auf die geringeren Kosten für Scheitholz gilt für den Stückholzvergaser das Gleiche wie für die zentrale Pellets-Anlage. Zusätzlich muss häufiger nachgeheizt werden, weshalb der Komfort geringer ist. Doch wenn man selbst Scheitholz hat ist man einerseits autark und spart andererseits erhebliche Kosten.

Wärmepumpen

Wärmepumpen sind eine hoch effiziente und technisch ausgereifte Technologie. Sie nutzen die in der Umgebung (Luft, Erdreich oder Grundwasser) nahezu grenzenlos gespeicherte Sonnenenergie. Um 100 % Heizwärme zu erzeugen, braucht man nach heutigem Stand der Technik etwa 25 % elektrische Antriebsenergie. Die restlichen 75 % stellt die Umwelt gratis zu Verfügung.

Wärmepumpen werden vor allem in Kombination mit Niedertemperatur-Wärmeabgabesystemen (wie Fußboden-, Wand- oder Deckenheizungen) empfohlen. Für Gebäude mit einem geringen Energiebedarf sind Luft-Wärmepumpen besonders gut geeignet und stellen meist das beste Preis-Leistungs-Verhältnis dar. Bei Gebäuden mit einem größeren Energieverbrauch spielen andere Wärmepumpen-Bauformen ihre Vorzüge aus. 

Jedenfalls gilt, je niedriger die Vorlauftemperatur, desto effizienter die Wärmepumpe. Gebäudedämmung hilt die Vorlauftemperatur deutlich zu reduzieren. Auch Niedertemperaturheizkörper können helfen, ein bestehendes Gebäude „wärmepumpenfit“ zu machen

  • Grundwasser-Wärmepumpen: Sie arbeiten aufgrund der konstanten und hohen Quellentemperatur im Grundwasser sehr effizient. Sowohl die Umsetzbarkeit als auch die Investitionskosten hängen stark von den örtlichen Gegebenheiten wie Grundwasserspiegel, Wasserqualität, Genehmigungsverfahren und dergleichen ab.
  • Erdreich-Wärmepumpen: Ob mit Erdsonde oder Flachkollektor, Erdreich-Wärmepumpen arbeiten sehr effizient. Erdsonden bzw. Erdkollektoren arbeiten – bei richtiger Dimensionierung – mehrere Jahrzehnte störungsfrei.
  • Außenluft-Wärmepumpen: Sie sind kostengünstig in der Anschaffung und werden insbesondere im Neubau sowie bei sehr guten Sanierungen empfohlen. Sie sind etwas weniger effizient als Grundwasser- oder Erdreichsysteme, aber fossilen Heizungen mit Erdgas oder Heizöl als Energieträger in punkto Klimaverträglichkeit und CO2-Emission deutlich überlegen. Durch eine gute Planung können störende Geräuschentwicklungen während des Betriebs vermieden werden.

In der klimaaktiv Heizungs-Matrix werden erneuerbare Heizungssysteme in ein Ampelsystem eingegliedert. Diese Einordnung erfolgte anhand eines umfangreichen Kriterienkatalogs. Der Heizkomfort, die Investitionskosten und die CO2-Emissionen sind dabei besonders hoch gewichtet.

Heizsysteme mit dunkelgrünen Feldern haben beispielsweise einen sehr niedrigen CO2-Ausstoß bei gleichzeitig geringen Investitionskosten und hohem Heizkomfort. Von Heizsystemen mit orangen Feldern wird eher abgeraten. Sie halten die oben genannten Kriterien für das betreffende Gebäude nicht ein.

Genauere Erläuterungen finden Sie in der Online-Version der → klimaaktiv Heizungs-Matrix.

Eine umfassende Sammlung finden Sie auf der → Website der Klimaschutzinitiative klimaaktiv.

Bevor es drinnen warm wird, gehen viel Wärme und Energie über die Wände, Decken, Fußböden und Fenster verloren. Dadurch steigen nicht nur die Heizkosten, auch der Wohnkomfort bleibt auf der Strecke. Denken Sie daher vor jeder Investition in Ihre Heizung auch an mögliche Dämmmaßnahmen. Letztendlich bietet ein gut gedämmtes Haus eine breitere Wahlmöglichkeit bei Heizsystemen und verringert zusätzlich den Heizmittelbedarf. Noch dazu benötigen sanierte Gebäude weniger Energie und ermöglichen dadurch kleinere und billigere Heizungsanlagen.

Auf jeden Fall sollten Sie den Dachboden dämmen sowie Fenster und Türen abdichten!

Einen sehr groben Überblick können Sie sich mit folgenden Rechnern verschaffen: 

Weitere nützliche Informationen finden Sie auf der → Website der Klimaschutzinitiative klimaaktiv.

Nahezu alle klimafreundlichen und erneuerbaren Heizungssysteme werden großzügig von Bund, Ländern und manchen Gmeinden gefördert. Die meisten Förderungen werden einkommensunabhängig und als „Direkt-Zuschuss“ (einmalig) ausbezahlt und sind auch kombinierbar (sowohl Bundes-, als auch Landes- und Gemeindeförderungen). 

Die Unterstützungen im Detail:

Bundesförderung Raus aus Öl und Gas

Mit der Förderaktion „Raus aus Öl und Gas für Private 2021/2022“ wird der Ersatz eines fossilen Heizungssystems durch eine klimafreundliche Technologie im privaten Wohnbau gefördert. Die Förderung beträgt bis zu 7.500 Euro und ist mit 50 % der förderungsfähigen Kosten begrenzt.

„Raus aus Öl und Gas“ für Ein-/Zweifamilien- und Reihenhäuser richtet sich an (Mit-) Eigentümer:innen, Bauberechtigte oder Mieter:innen eines Ein-/Zweifamilien- oder Reihenhauses. Einreichen können ausschließlich Privatpersonen.

Alle weiteren Informationen finden Sie auf der Website → kesseltausch.at

Förderungen der Bundesländer

Diese sind sehr unterschiedlich. Bitte informieren Sie sich in Ihrem Bundesland. 

Ökologische Steuerreform 2022: Heizkesseltausch und thermische Sanierung sind Sonderausgaben

Ab dem Jahr 2022 können thermische Sanierungen und auch der Heizkesseltausch von fossilen auf erneuerbare Energieträger als Sonderausgaben steuermindernd geltend gemacht / abgeschrieben werden. Die Ausgaben können über 5 Jahre verteilt mit 800 Euro pro Jahr (thermische Sanierung) bzw. 400 Euro pro Jahr (Heizkesseltausch) steuermindernd geltend gemacht werden.

Für die Unterstützung einkommensschwacher Haushalte bei der Umstellung auf ein klimafreundliches Heizungssystem wurde die Förderaktion „Sauber Heizen für alle“ aufgelegt. Je nach Einkommen können bis zu 100 % der Kosten für die neue Heizung gefördert werden. Bei der genauen Berechnung unterstützt Sie die die zuständige Stelle in Ihrem Bundesland!

Antragsberechtigt für eine soziale Zusatzförderung sind Gebäudeeigentümer:innen eines Ein-/Zweifamilien-/Reihenhaus mit Hauptwohnsitz am Projektstandort.

Alle weiteren Informationen finden Sie unter → sauber-heizen.at.

Jede/jeder befugte Heizungsinstallateur:in sollte Ihre Heizung tauschen können. Speziell ausgebildete Installateur:innen sind zertifizierte Biomasse- und Wärmepumpeninstallateur:innen. Adresslisten von zertifizierten Wärmepumpen-Fachleuten aus Ihrem Bundesland finden Sie z. B. auf den Websites des → Austrian Institute of Technology (AIT) oder des → Verbands „Wärmepumpe Austria“.

Kontaktadressen zu Biowärme-Installateur:innen in Ihrer Nähe finden Sie auf der Website des → Österreichischen Biomasseverbands.

Jedes Gerät, das zugelassen ist und gefördert wird, sollte grundsätzlich die Funktion erfüllen. Listen der förderfähigen Geräte finden Sie auf der Website der → Förderabwicklungsstelle.

Informationen, worauf Sie bei der Produktauswahl achten sollten, finden Sie auf der Website der Klimaschutzinitiative → klimaaktiv.

  1. Energieberatung machen: Vereinbaren Sie eine firmenunabhängige und produktneutrale Energieberatung in Ihrem Bundesland. Diese Beratung kann vor Ort, per Telefon oder auf digitalem Weg erfolgen.
  2. Informieren: Informieren Sie sich auf → kesseltausch.at oder etwa auf Häuslbauermessen oder schauen Sie sich die Heizungsmatrix (→ klimaaktiv) an.
  3. Installateursbetrieb suchen: Planen Sie Ihr neues klimafreundliches Heizsystem mit einem professionellen Fachbetrieb und fixieren Sie einen Installations- und Fertigstellungstermin.
  4. Förderung sichern: Sichern Sie sich Ihre Förderung durch Registrierung auf der Förderwebsite, sobald ihr Projekt baureif oder schon abgeschlossen ist. 
  5. Förderung abholen: Reichen Sie nach Abschluss der Arbeiten alle erforderlichen Unterlagen und Rechnungen ein und holen Sie Ihre Förderung ab.

Um einen Umstiegsprozess hausintern in Gang zu setzen, können Sie:

  • bei der Hausverwaltung nach Alternativen nachfragen
  • eine Energieberatung für das Gebäude anregen
  • sich mit den anderen Eigentümer:innen vernetzen

Ist ein Umstieg beschlossen, gibt es natürlich auch Beratungen und Förderungen. Alle weiteren Informationen finden Sie auf der Website → kesseltausch.at.

Leider sind die weiteren Handlungsoptionen für Mieter:innen begrenzt. Bitte wenden Sie sich an Ihre Vermieter oder die Hausverwaltung, ob in näherer Zukunft an einen Umstieg gedacht wird.

Tipp

Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Thema „Strom sparen“