Handlungsfelder und Leitprinzipien

Automatisierte Fahrzeuge können unterschiedliche Ausprägungsgrade der Automatisierung vorweisen: von bereits heute gängigen Fahrassistenzfunktionen, über teil-, hoch- und vollautomatisieren Fahrbetrieb. Dies wird durch die Interaktion fortschrittlicher Technologien ermöglicht. Mit zunehmendem Grad an Automatisierung und Digitalisierung wird der Mensch dabei sukzessive entlastet, in dem er gewisse Fahrfunktionen an das System übertragen kann.

Zukünftige Fahrzeugmodelle bewegen sich folglich vom „assistierten zum chauffierten Fahren“, wobei das autonome Fahren die fortschrittlichste Entwicklungsstufe der Automatisierung darstellt und das zielgerichtete und selbstständige Fahren eines Fahrzeuges unter allen Bedingungen, ohne der Einwirkung eines Menschen ermöglichen soll. Bis dies möglich sein wird, wird es noch einige Jahre an Entwicklungsbedarf benötigen.

Zukünftige Mobilitätssysteme werden deshalb kooperativ, vernetzt, und automatisiert konzipiert, da die kooperative Vernetzung mit anderen Fahrzeugen sowie mit der Infrastruktur ein effizientes Fahren ermöglicht sowie das Verkehrsmanagement unterstützt. Dadurch ergibt sich das Potenzial zur Reduktion des Fahrzeugbestandes sowie des Energieeinsatzes im Verkehr. Durch gesteuertes Fahren kann ein gleichmäßigerer Verkehrsablauf gewährleistet werden, durch die enge Verknüpfung mit ÖV-Systemen kann eine sinnvolle Verknüpfung der Transportvorgänge mit effizienten Transportsystemen erfolgen („Sharing-Elektromobilität-Automatisierung“). Hierfür sind die erforderlichen rechtlichen, ökonomischen und verkehrsorganisatorischen Rahmenbedingungen zu schaffen.

Potenziale und Chancen des automatisierten Fahrens

Durch den Einsatz kooperativer, vernetzter und automatisierter Fahrzeuge und Mobilitätssysteme verspricht sich das Bundesministerium allen voran:

  • eine signifikante Erhöhung der Verkehrssicherheit,
  • eine potenzielle Entlastung der Umwelt, da kooperatives, vernetztes und automatisiertes Fahren die Umweltverträglichkeit des Verkehrs verbessern könnte und sich dadurch eine Effizienzsteigerung ergeben würde und
  • den Wirtschaftsstandort Österreich zu stärken, Wertschöpfungspotenziale zu nutzen und in diesem Zusammenhang Arbeitsplätze zu sichern und weiter auszubauen.

Langfristig ergeben sich dadurch Chancen für die zukünftige Raum-, und Stadtplanung, aber auch die Chance zur Mobilitätswende und Dekarbonisierung, wodurch eine Verbesserung des Gesamtverkehrssystems in Österreich angestrebt wird.

Automatisiertes Fahren liefert zahlreiche Potenziale, die unsere Mobilität der Zukunft nachhaltig gestalten können. Damit sich die Vorteile dieser neuen Technologie auch tatsächlich verwirklichen lassen, setzt das Bundesministerium auf mehrere Handlungsfelder.

Handlungsfelder

Grundvoraussetzung für den verkehrlich sinnvollen Einsatz automatisierter Mobilität ist die aktive Einbindung und Mitgestaltung durch die öffentliche Hand und ein engagierter Austausch zwischen lokalen Akteuren, der Forschung und Wirtschaft sowie einer breiteren Öffentlichkeit.

Projekte und Piloten sollen die Gesellschaft breitenwirksam informieren und Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit geben, ihre Anliegen im Kontext eines zukunftsfähigen Mobilitätssystems einzubringen.

Gefördert werden soll besonders die Barrierefreiheit, um so den Bedarf mobilitätseingeschränkter Personen in den Vordergrund zu rücken. Der Mensch muss im Mittelpunkt der kommenden Transformation des Mobilitätssystems stehen. Sektorübergreifende Kooperationen (Wissenschaft & Forschung, Industrie und öffentliche Hand) sollen durch regelmäßige Dialoge gefördert werden.

Von besonderer Bedeutung ist die Positionierung Österreichs im internationalen Spitzenfeld im Bereich der automatisierten Mobilität und damit zusammenhängend eine starke Vernetzung und ständiger Wissensaustausch mit anderen Ländern.

Zukünftig gewährleistet werden muss eine höhere (Rechts-)Sicherheit durch die Anpassung der aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen für kooperative, vernetzte und automatisierte Mobilität im Bereich der Straße und Schiene. Das umfasst die Erarbeitung von Rahmenbedingungen im Bereich des Datenschutzes sowie der Datensicherheit im Sinne des Konsumentenschutzes genauso wie die Ermöglichung eines sicheren und verlässlichen Umgangs mit automatisierten Systemen.

Von steigender Bedeutung sind Aus- und Weiterbildung und die Sensibilisierung im Umgang mit zunehmender Automatisierung, die transdisziplinär gestaltet und zielgerecht an gesellschaftliche Umfelder angepasst werden müssen.

Wichtig sind darüber hinaus eindeutige Klassifizierungen für die sichere Anwendung von automatisierten Systemen in der Mobilität und die Stärkung der internationalen Zusammenarbeit zu Fragen des Betriebs.

Ebenso gilt es, den Bedarf an zusätzlicher Infrastruktur (baulich und/oder digital) zu erheben sowie den Einsatz von digitaler und vernetzter Infrastruktur, basierend auf nationalen Anforderungen, effizient zu steuern. Dabei geht es nicht in erster Linie um die Anpassung der Infrastruktur an Fahrzeuge, sondern um die Sicherstellung einer ganzheitlich effizienten Verkehrssteuerung unter Einbindung von Infrastrukturbetreibern und Mobilitätsanbietern.

In den vergangenen Jahren sind weltweit Testumgebungen für automatisierte Mobilität entstanden. Um Wirkungen besser zu verstehen, muss sichergestellt sein, dass aus Erfahrungen in Tests für den Einsatz neuer Systeme gesellschaftlich gelernt werden kann. Hier gilt es, Experimentierräume zum Entwickeln, Testen und Vernetzen zu schaffen sowie bestehende Testumgebungen und Leitprojekte zu stärken.

Forschung und Entwicklung im Bereich von Schlüsseltechnologien für automatisierte Fahrzeuge (Sensoren, Künstliche Intelligenz, etc.), zu Betriebs- und Steuerungssystemen im Bereich Straße und Schiene, sowie im Bereich Mensch-Maschine-Interaktion werden weiterhin gefördert und unterstützt.

Die Auswirkungen automatisierter Mobilität auf unser Mobilitätssystem, die Verkehrssicherheit, ökonomische Rahmenbedingungen sowie die Umwelt müssen dabei laufend analysiert und gezielt gesteuert werden. Innovative Geschäfts- und Betreibermodelle sollen unterstützt und der Übergang vom Test- in den Regelbetrieb ermöglicht werden. Ein besonderes Augenmerk liegt auch auf grenzüberschreitendem Lernen und Kooperationen, die den Wissensaustausch mit anderen Ländern ermöglichen.

Das grundlegende Motto für die kommenden Jahre ist daher: Von der Technologieentwicklung zur Erfahrung und Evidenz, um damit zu einem verkehrlich sinnvollen und sicheren Einsatz automatisierter Mobilität zu gelangen. Wichtig ist dabei die starke internationale Einbindung in alle Aktivitäten und die Integration verschiedener Komponenten zur Entwicklung eines zukunftsfähigen und klimafreundlichen Mobilitätssystems.

Leitprinzipien

Nur durch Tests automatisierter Systeme in unterschiedlichen Umgebungen können Erfahrungen gewonnen werden. Österreich setzt daher weiterhin einen starken Fokus auf das Testen und Pilotieren und fördert diese.

Dabei gelten folgende Leitprinzipien: 

  • Leitprinzip 1: Sicherer Betrieb ist nicht nur Ziel, sondern Voraussetzung für Tests
  • Leitprinzip 2: Systemischer und schrittweiser Zugang bei Tests und Regelbetrieb
  • Leitprinzip 3: Verantwortung als Grundvoraussetzung für Vertrauen
  • Leitprinzip 4: Einsatz öffentlicher Mittel erfordert Wirkungsbetrachtung
  • Leitprinzip 5: Offener Umgang mit Daten und Informationen

Kontakt

Die Kontaktstelle ist Ansprechpartner für jene Organisationen, die auf österreichischen Straßen automatisierte testen wollen. Im Auftrag des Bundesministeriums wird diese Kontaktstelle bei AustriaTech eingerichtet.

Kontaktstelle (→ AustriaTech)