Hintergrund zur biologischen Vielfalt

Biologische Vielfalt umfasst die Vielfalt der Arten, der Ökosysteme sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten.

Bei Biologischer Vielfalt (Biodiversität) geht es nicht nur um die Vielfalt der Arten an freilebenden Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen, sondern auch uim die Vielfalt der Lebensräume und damit der Ökosysteme, in denen die Arten leben, sowie um genetische Vielfalt innerhalb der Arten. Gefragt sidn also auch Rassen oder gezüchtete Sorten.

Die wissenschaftlichen Schätzungen über die Anzahl der auf der Erde lebenden Arten gehen von 10 bis 100 Millionen Arten. Erforscht sind bisher lediglich circa 1,7 Millionen Arten. Durch Eingriffe des Menschen ist die Vielfalt in den letzten Jahren gefährdet und erheblich dezimiert worden.

Warum ist Vielfalt so wichtig

Biologische Vielfalt hat neben ihrem „Wert“ als „Naturerbe“, essenzielle Bedeutung als Lebensgrundlage für den Menschen. Die biologische Vielfalt nimmt u.a. eine zentrale Rolle im Zusammenhang mit Ökosystemprozessen und der Anpassungsfähigkeit von Ökosystemen an geänderte Rahmenbedingungen ein (Stichwort Klimawandel). Je mehr Arten und genetische Vielfalt innerhalb der Arten es in einem Lebensraum gibt, desto eher können sich Pflanzen und Tiere an Veränderungen des Klimas und der Umwelt anpassen. Natur schützt vor Überschwemmungen oder Bodenerosion. Außerdem ist der Mensch von vielen Produkten der biologischen Vielfalt abhängig, seien es Nahrungsmittel, Baustoffe oder natürliche Inhaltstoffe in Pflanzen, die z.B. als Medikamente genutzt werden können.

Wirtschaftlicher Wert (TEEB)

Die Natur stellt ihre Güter und Leistungen (ökosystemare Leistungen) kostenlos zur Verfügung. Tatsächlich besitzen diese aber einen hohen ökonomischen Wert, der in wirtschaftlichen Gesamtrechnungen bisher wenig berücksichtigt wurde. Im  Rahmen einer großen, unter Schirmherrschaft des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) durchgeführten internationalen Studie (The Economics of Ecosystems and Biodiversity, TEBB) wurden die ökonomischen Leistungen der Natur untersucht und auch beziffert.

Beispiele:

  • die circa 100.000 Schutzgebiete der Erde versorgen die Menschen mit Leistungen im Gegenwert von 4,4 bis 5,2 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Investitionen in Schutzgebiete rechnen sich: 45 Milliarden US-Dollar investiert in Schutzgebiete bringen naturbezogene Leistungen im Wert von 5 Billionen US-Dollar pro Jahr!
  • Der Wert von Korallenriffen, deren Ökosystemleistungen vom Küstenschutz bis zu Fischzuchtanlagen reichen, wird mit 170 Milliarden US-Dollar pro Jahr beziffert.
  • Der Wert der Bestäubungsleistungen von Bienen beträgt mehrere Hundert Millionen US-Dollar pro Jahr.
  • 12.000 ha angepflanzte Mangroven und deren Erhaltung schlagen sich zum Beispiel in Vietnam mit Kosten von 1,1 Millionen US-Dollar zu Buche. Damit werden Instandhaltungskosten in der Höhe von 7,3 Millionen US-Dollar für Deiche eingespart.

Biologische Vielfalt zu schützen, bedeutet zugleich einen nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen.

Biodiversität in Österreich

Österreich weist aufgrund seiner geographischen und naturräumlichen Gegebenheiten ein enorm hohes Spektrum an Lebensräumen und Arten auf und zählt zu den artenreichsten Ländern in Europa. Circa 67.000 Arten insgesamt, darunter ungefähr 45.000 Tierarten (dazu zählen circa 93 Säugetierarten, circa 37.150 Insektenarten), 3.000 Farn und Blütenpflanzen kommen in Österreich vor. Nach Schätzungen beheimatet der europäische Kontinent insgesamt circa 200.000 Tier- und Pflanzenarten.

Gemäß Roten Listen sind in Österreich 27 Prozent der Säugetiere, 27 Prozent der Vögel, 60 Prozent der Kriechtiere und Lurche gefährdet. Bei den Farn- und Blütenpflanzen sind circa 33 Prozent gefährdet. Die Rote Liste gefährdeter Biotope zeigt die Gefährdung von Lebensräumen auf. 57 Prozent der insgesamt 93 Waldbiotoptypen werden als gefährdet eingestuft. Bei den Grünlandbiotoptypen sind 90 Prozent der in Österreich vorkommenden 61 Typen einer Gefährdungskategorie zugeordnet.

Die Situation in Österreich ist vergleichbar mit allen anderen Ländern in der Europäischen Union (EU). Die EU hat über die Hälfte ihrer Feuchtgebiete verloren, mehr als 40 Prozent der Säugetiere, 25 Prozent der Vögel, 45 Prozent der Schmetterlinge, 30 Prozent der Amphibien und mehr als die Hälfte der Süßwasserfische sind bedroht.

Die Arten- und Lebensraumvielfalt in Österreich ist starkem Druck ausgesetzt. Ursachen der Biodiversitätsverluste sind unter anderem Flächennutzung (Versiegelung)  infolge zunehmender Bevölkerungsdichte, Industrialisierung und Infrastruktureinrichtungen (zum Beispiel Straßen), Fragmentierung und Zerstörung von Lebensräumen, der Klimawandel aber auch Lichtemissionen. 

Nationale Biodiversitäts-Strategie

Als Vertragspartei des Übereinkommens über die biologische Vielfalt ist Österreich verpflichtet, eine nationale Strategie zur Umsetzung des Übereinkommens festzulegen. 1998 wurde die erste Strategie von der Nationalen Biodiversitäts-Kommission beschlossen und dem Ministerrat zur Kenntnisnahme vorgelegt. Zentrale Prinzipien sind die Integration des Biodiversitätsschutzes in alle relevanten Politikbereiche sowie eine koordinierte Vorgansweise beim Natur- und Artenschutz sicherzustellen. 2005 wurde die Strategie aktualisiert und weiterentwickelt. Die Strategie enthält Ziele und Maßnahmen zu allen relevanten Politikbereichen des Biodiversitätsschutzes: Natur- und Artenschutz, Land- und Forstwirtschaft, Industrie, Verkehr, Tourismus, Entwicklungszusammenarbeit, et cetera .

→ biologischevielfalt.at

EU-Strategie biologische Vielfalt

Ziel der von der Europäischen Kommission am 3. Mai 2011 vorgelegten neuen EU Biodiversitäts-Strategie ist es, den Zustand der Biodiversität in Europa innerhalb der nächsten zehn Jahre zu verbessern und die Vielfalt zu schützen. Ausgehend von der beim Rat der Europäischen Union im März 2011 verabschiedeten Zielsetzung sowie Vision, bis 2020 die Biodiversitätsverluste in der EU einzudämmen und bis 2050 die Ökosystemleistungen zu schützen, aufzuwerten und wiederherzustellen wurden sechs Hauptziele für den Biodiversitätsschutz definiert.

Diese sechs Ziele

  • sind auf die Bekämpfung der Hauptursachen der Biodiversitätsverluste ausgerichtet,
  • sollen zur Reduktion der Gefährdung der Biodiversität beitragen
  • und die Verankerung der Biodiversitäts-Ziele in wichtigen Politikbereichen vorantreiben.

Die sechs Hauptziele beziehen sich auf

  • die vollständige Umsetzung der bestehenden EU-Naturschutzvorschriften und des Natura 2000 Schutzgebiets-Netzwerks,
  • die Verbesserung und Wiederherstellung von Ökosystemen und Ökosystemleistungen, insbesondere durch verstärkten Einsatz grüner Infrastrukturen,
  • die Sicherstellung der Nachhaltigkeit der land- und forstwirtschaftlichen Tätigkeiten,
  • die Erhaltung und Schutz der Fischbestände in der EU,
  • die Bekämpfung invasiver Arten sowie
  • die Verstärkung des EU-Beitrags zur Bekämpfung der globalen Biodiversitäts-Verluste.

Aichi Targets – globale Biodiversitäts-Ziele

Im Oktober 2010 haben die Vertragsstaaten des Übereinkommens über die biologische Vielfalt eine Vision zum Zustand der globalen Biodiversität im Jahre 2050 sowie eine Mission für 2020 mit insgesamt 20 konkreten globalen Zielen für die Erhaltung der Biodiversität vereinbart. Die Staaten haben sich dazu verpflichtet, ihre eigenen Ziele zu definieren und die nötigen Maßnahmen auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene zu deren Erreichung zu ergreifen.

→ Biologische Vielfalt – Clearing House Mechanism