Nachweis von PFAS-Chemikalien: Gekommen um zu bleiben 

Seit den 2000er Jahren werden per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) weltweit in der Umwelt, in Nahrungsmitteln und in Menschen nachgewiesen. Das Umweltbundesamt bietet in einem aktuellen Bericht einen Überblick über Ergebnisse nationaler Studien der letzten Jahre und thematisiert Maßnahmen.

Da PFAS, wenn sie einmal in die Umwelt freigesetzt wurden, nicht mehr oder, wenn überhaupt, nur mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand entfernbar sind, gilt ihnen besondere Aufmerksamkeit. Viele dieser Verbindungen sind als sehr besorgniserregend eingestuft, da sie langlebig und toxisch sind und sich in der Umwelt anreichern. Eine kontinuierliche Belastung mit PFAS kann das Risiko für verschiedene gesundheitliche Beeinträchtigungen erhöhen. Vor allem Schwangere, Neugeborene und Kleinkinder gelten als besonders sensible Bevölkerungsgruppen.

Zur Gruppe der PFAS zählen mehre tausend Substanzen. Aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften – wasser-, fett- und schmutzabweisend, widerstandsfähig und nicht entflammbar – werden sie weltweit in Industrie und Haushalt eingesetzt. Die Anwendungen sind vielfältig: PFAS sind in Feuerlöschschäumen, Flammschutzmitteln, Farben, Lacken, Beschichtungen, Elektrogeräten, aber auch in medizinischer Ausstattung sowie in Pflanzenschutzmitteln enthalten. Weltweit zählt der Textilsektor zu einem der bedeutendsten Einsatzgebiete der Chemikalien; Papier, Verpackung und Lebensmittelkontaktmaterialien stellen weitere große Anwendungsbereiche dar. 

In der Umwelt und im Menschen

Zahlreiche Studien des Umweltbundesamtes und anderer Institutionen zeigen, dass auch in Österreich PFAS überall in der Umwelt und im Menschen angekommen sind: Grundwasseruntersuchungen belegen, dass die PFAS-Konzentrationen an einzelnen Messstellen über 0,1 μg/l (Grenzwert der Trinkwasserrichtlinie) betragen. Mehrere PFAS wurden in Sickerwasser sowie in Klärwasser nachgewiesen, ebenso in Trinkwasser. Auch in den heimischen Acker-, Grünland- und Waldböden lassen sich die Chemikalien finden, ebenso in Lebensmitteln. Untersuchungen des Umweltbundesamtes zu Schadstoffen im Alpenraum bestätigen, dass PFAS über die Atmosphäre eingetragen werden und sich über die Nahrungskette anreichern. Über diesen Weg gelangen sie auch in den Menschen. Das Umweltbundesamt hat darüber hinaus in Untersuchungen PFAS im Blut von Müttern und in der Nabelschnur der Neugeborenen entdeckt. 

Regulatorische Maßnahmen wirken

Bestimmte PFAS sind in der EU seit 2010 (PFOS) und seit 2020 (PFOA) in der POP-Verordnung geregelt. Auch in Österreich bestätigen die Daten, dass regulatorische Maßnahmen zu einer Reduktion der Belastungen führten und sich somit als wirksam erweisen. Gleichzeitig ist auch erkennbar, dass neue fluorierte Substitute zunehmend in die Umwelt gelangen und ihre Konzentrationen vermutlich in den nächsten Jahren zunehmen werden, wenn keine weitergehenden Maßnahmen gesetzt werden.

Im Einklang mit dem Zero-Pollution-Ziel des Europäischen Green Deal und der Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit wird in Europa eine Beschränkung aller PFAS als Gruppe angestrebt, außer deren Anwendung ist nachweislich unverzichtbar für das Allgemeinwohl. 

Darüber hinaus würde eine nationale Festlegung von Richtwerten für PFAS in einzelnen Bereichen den Behörden ermöglichen, Werte einzuordnen und Handlungsbedarf aufzuzeigen, so die Umweltbundesamt-Expert:innen. 

Eintragspfade erkennen

Durch eine verbesserte Datenlage können Emissionsquellen rascher verifiziert und gezielte Reduktionsmaßnahmen umgesetzt werden. Weiterer Bedarf an Daten besteht laut Umweltbundesamt-Expert:innen zu PFAS-Einträgen in Lebensmitteln sowie zu industriellen Emissionen in Wasser und Luft.

Wichtig sind auch Informationen zu möglichen Emissionsquellen. In diesem Kontext können in höher belasteten Regionen die ursächlichen Expositionsquellen, wie z. B. Feuerwehrübungsplatze, Altlaststandorte oder Industriebetriebe einfacher eruiert und Emissionen reduziert werden. Derzeit gibt es wenige Daten zu PFAS-Emissionen in Österreich. Karten mit Standorten bekannter und potenzieller PFAS-Expositionsquellen wie auch Informationen zu Einsatz- und Emissionsmengen können dazu beitragen, konkrete Eintragspfade zu erkennen und Maßnahmen zur Reduktion der Belastung zeitgereicht zu ermöglichen.

Nationale PFAS-Plattform

Das Umweltbundesamt ist mit Monitoring, Bewertung und Risikomanagement an der Problemlösung beteiligt. Aktuell werden im Auftrag des Klimaschutzministeriums Workshops für Expert:innen aus Verwaltung und Wissenschaft durchgeführt und eine PFAS-Plattform zum Austausch von Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und wissenschaftlichen Institutionen aufgebaut. 

Internationale Aktivitäten 

Auch auf EU und globaler Ebene widmet sich die Expert:innen-Institution im Auftrag des Klimaschutzministeriums den langlebigen Chemikalien. Im Rahmen des Human-Biomonitoring-Projektes HBM4EU haben die Expert:innen die Arbeiten zu PFAS koordiniert und bei Studien die den Zusammenhang zwischen einer PFAS-Belastungen und gesundheitlichen Auswirkungen untersucht. Ergebnisse zeigen, dass PFAS die Gesundheit über verschiedene Stoffwechselwege beeinträchtigen können. Darüber hinaus arbeiten Umweltbundesamt-Expert:innen an der Entwicklung von Risikomanagement Maßnahmen auf europäischer und internationaler Ebene.