Neusiedler See – Seewinkel

Der westlichste Steppensee Europas mit dem ausgedehnten Schilfgürtel, den periodisch austrocknenden Salzlacken, artenreichen Feuchtwiesen und typischen Hutweiden der Tiefebene sind im grenzüberschreitenden Nationalpark geschützt.

Im Seewinkel, wo die letzten Ausläufer der Ostalpen auf die Ungarische Tiefebene treffen, liegt einer der „Hot Spots“ der Biodiversität – das hat einserseits mit der Verbreitungsgrenze zahlreicher Tier- und Pflanzenarten zu tun, die aus West und Ost am Neusiedler See aufeinander treffen, andererseits aber auch wegen der Bedeutung des Gebietes für den europäisch-afrikanischen Vogelzug: Von Februar bis Juni rasten hier viele Vogelarten auf ihrem Weg in die Brutgebiete des Nordens, von August bis Oktober ziehen dieselben wieder durch, wenn sie ins Winterquartier unterwegs sind.

Und im Winter treiben Kälte und Nahrungsmangel weitere Arten aus Skandinavien in den Seewinkel – in Summe sind mehr als 300 Vogelarten am Neusiedler See nachgewiesen. Ein Mosaik aus Salz-, Sand- und Schwarzerdeböden beschert der Region eine ähnliche Vielfalt in der Pflanzenwelt, von Meeresküstenarten an den Lackenrändern bis zur Farbenpracht der Trockenrasen.

Der Neusiedler See gilt als westlichster Steppensee am Kontinent. Mit einer Fläche von rund 320 km² bei einer durchschnittlichen Wassertiefe von nur 1,1 Meter unterliegt er dem Wechselspiel von Niederschlag und Verdunstung – schon oft ist er nach längeren Trockenphasen völlig verschwunden, um kurz darauf mit Hochwasser Dorf und Flur zu schädigen. Umgeben ist er von einem mächtigen, reich strukturierten Schilfgürtel, der Lebensraum und Wirtschaftsfaktor gleichzeitig ist: Das im Winter geschnittene Schilf wird für Dachdeckung und Wärmedämmung verwendet.

Die Salzlacken, wie der Neusiedler See hauptsächlich von Regenwasser gespeist, verdanken ihre Entstehung zum Teil der Abtrennung vom See, zum Teil der Existenz von seichten Wannen aus der letzten Eiszeit. Umgeben sind sie von einer Kulturlandschaft, die geprägt ist von Jahrhunderte langer Beweidung. In beiden Lebensräumen, in und an den Lacken wie in den Wiesen, finden Ornithologen quer durchs Jahr eine faszinierende Vielfalt.

Im 1993 grenzüberschreitend mit Ungarn gegründeten Nationalpark wird das reiche Naturerbe bewahrt – die Nationalparkverwaltung unterstützt vielfaltleben durch eine Reihe von Aktivitäten im Rahmen des Flächenmanagements: Gezielte Beweidung, Heumahd, Schilfschnitt und Maßnahmen des Wasserbaus tragen dazu bei, dass die wertvollen Habitate für die Leitarten der Kampagne erhalten bleiben. Nur in der Naturzone im südlichen Seebereich können alle natürlichen Prozesse unbeeinflusst ablaufen, hier haben Besucher keinen Zutritt. In der Bewahrungszone bieten beide Nationalparkverwaltungen – in Österreich wie in Ungarn – viele Wege zu einem individuellen Naturerlebnis. Auf österreichischer Seite ist das Informationszentrum ganzjährig geöffnet.

→ Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel

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