Nutzen und Ziele

2011 wurde ein erstes Handbuch im Auftrag des Bundes durch den Klima- und Energiefonds der Bundesregierung veröffentlicht (Ohne eigenes Auto mobil – Handbuch für Planung, Errichtung und Betrieb von Mikro-ÖV-Systemen im ländlichen Raum). Dort wurde festgehalten, dass der heutige öffentliche Verkehr im ländlichen Raum oft nicht mehr den Bedürfnissen aller Menschen entspricht. Studien belegen die Unzufriedenheit unzureichend erschlossener Gemeinden mit der Mobilitäts- und Versorgungssituation. Nachgelagerte Probleme wie Abwanderung, mangelnde Belebtheit, schlechte Erreichbarkeit, mangelnde Wirtschaftskraft, wenig Sozialkontakte, Vereinsamung und Zukunftsängste sind die Folge.

Mikro-ÖV-Systeme versprechen Nutzen für folgende Gruppen und Systeme:

Gemeindebevölkerung

In erster Linie sollen die Bürgerinnen und Bürger in ländlichen und abgelegenen Gebieten Nutzen aus Mikro-ÖV-Systemen ziehen. Einige Personengruppen sind vom mangelnden Mobilitätsangebot in unterversorgten Kommunen besonders betroffen:

  • Seniorinnen und Senioren (zunehmend älter werdende Bevölkerung): Für sie gilt es, autonome Mobilität zu gewährleisten. Ältere, nicht motorisierte Personen brauchen Versorgung und Dienstleistungen; aber sie können aktiv Sozialkontakte wahrnehmen und müssen nicht von Verwandten und Bekannten zum Beispiel zu Ärztin/Arzt oder Kaufhaus gebracht werden.
  • Jugendliche Bevölkerung: Flexible Mobilitätsangebote werden insbesondere von dieser Gruppe nachgefragt.
  • Die gesamte Bürgerschaft profitiert: Mobilität ist ein wichtiger Standortfaktor zur Erhaltung und Steigerung der Attraktivität einer Gemeinde. Dies äußert sich auf mehreren Ebenen.
    • Private Hol- und Bringdienste werden entlastet: Kinder/Junge können zu ihren (Freizeit)Aktivitäten gelangen.
    • Anschluss an Bahnhöfe und wichtige Bushaltestellen wird bereit gestellt.
    • Errichtung von Einkaufsverkehren.
    • Haushalte benötigen weniger motorisierte Fahrzeuge.

Umwelt

Durch die Kombination von Wegen und die flexible Mitnahme von Personen können Emissionen (CO2, NOX) vermindert werden. Mikro-ÖV-Systeme reduzieren außerdem den Zwang zur (Neu-)Anschaffung eines Kfz für den Einzelnen.

Regionale Wirtschaft

Einkaufs-Busse erleichtern den Zugang zu Versorgungspunkten. Erleichterungen im Zugang zu Einkaufsund Versorgungsmöglichkeiten stützen die lokale Wirtschaft. Geschäfte und Handelsketten, die mit Mikro-ÖV-Lösungen kooperieren, betreiben Imagewerbung und erhöhen die KundInnenbindung.

Regionaler Tourismus

Gäste sehen „sanfte Mobilitätslösungen“ als integrativen Bestandteil von ländlichen und naturgeschützten Regionen. Gerade periphere Lagen locken TouristInnen, die Ruhe, Idylle und Abgeschiedenheit präferieren. Gäste sind NutzerInnen von kleinräumigen Infrastrukturangeboten und bewegen sich auch gerne ressourcenschonend. Shuttledienste und öffentliche Beförderungsleistungen werden als Komfortbonus gewertet.

Öffentlicher Verkehr

Der klassische Linienverkehr kann der Nachfrage im Bereich der Nahmobilität in Randlagen nur schwer gerecht werden. Wenn es gelingt, ineffiziente Angebote bei bestehenden Verkehrssystemen (zum Beispiel schlecht ausgelastete Buslinien) durch für Kundinnen und Kunden gerechte Mikro-ÖV-Systeme zu ersetzen, wird die Effizienz gesteigert.

Taxi-Unternehmen, Kleintransporte

Mikro-ÖV-Systeme können auch in Kooperation mit Taxi- und Mietwagenunternehmen geführt werden. Es gilt, neue Kooperationsmöglichkeiten und Geschäftsfelder zu entwickeln, die dem Taxiunternehmen einen Teil des Unternehmensrisikos abnimmt, aber gleichzeitig auf einen höheren Auslastungsgrad Bedacht nimmt.