World Clean Air Day Internationaler Tag gegen Luftverschmutzung

Die Luft, die wir atmen, verbindet uns. Sie kennt keine Grenzen und ist als besonders sensibles Schutzgut lebensnotwendig für Mensch, Tiere und Pflanzen gleichermaßen. Am 7. September 2020 beging die internationale Staatengemeinschaft den 1. internationalen Tag gegen Luftverschmutzung.

Luftreinhaltung ist ein bedeutender gesellschaftlicher Auftrag und obwohl in den vergangenen Jahrzehnten bereits erhebliche Fortschritte bei der Reduktion von anthropogenen Emissionen von Luftschadstoffen erzielt wurden, stellt die Luftverschmutzung nach wie vor ein großes Umwelt- und Gesundheitsproblem dar, dessen Auswirkungen beträchtlich sind. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt die Luftverschmutzung zu den größten Gefahren für die menschliche Gesundheit und führt weltweit jährlich zu schätzungsweise 7 Millionen vorzeitigen Todesfällen infolge von Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems und der Atemorgane. Darüber hinaus schädigen Luftschadstoffe auch unsere Ökosysteme und tragen zum Klimawandel bei.

Um das Bewusstsein der Bevölkerung in Hinblick auf die Herausforderungen bei der Verbesserung der Luftqualität zu schärfen, hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 7. September zum Internationalen Tag gegen Luftverschmutzung (International Day of Clean Air for Blue Skies) erklärt. Der Tag steht heuer unter dem Motto „Clean Air for All“ und lädt uns dazu ein, darüber nachzudenken, wie wir unseren Alltag so gestalten können, dass möglichst wenig Luftschadstoffe emittiert werden. Denn: Luftverschmutzung ist vermeidbar, wenn wir alle an einem Strang ziehen.

Das Jahr 2020 stand bisher ganz im Zeichen einer noch nie dagewesenen gesundheitlichen Herausforderung: Die Covid-19-Pandemie und die damit für die Bevölkerung einhergehenden Einschränkungen haben massive Auswirkungen auf unseren Alltag bewirkt. Insbesondere in den Monaten März und April sorgten vermehrtes Arbeiten im Homeoffice sowie vorrübergehende Rückgänge in Verkehr und Industrieproduktion für verminderte Emissionen von Luftschadstoffen, was sich positiv auf die Luftqualität niederschlug. Doch wie groß sind die unmittelbaren Auswirkungen auf die Luftqualität und sind diese Veränderungen von Dauer?

Anmerkung

Neben den Emissionen von Luftschadstoffen haben die jeweils vorliegenden meteorologischen Bedingungen einen hohen Einfluss auf die Schadstoffkonzentration. Für belastbare Analysen der Auswirkungen ist es daher erforderlich, die Messdaten von Wetter und Trend zu bereinigen. Die Trends der Konzentrationsentwicklung der vergangenen Jahre waren aufgrund der gesetzten Luftreinhaltemaßnahmen auch vor Einführung der Corona-Maßnahmen insgesamt rückläufig.

Stickoxide (NOx)

Stickstoffdioxyd-Wochenmittelwerte im März 2020
Stickstoffwerte im März 2020, Foto BMK

Der Rückgang des Verkehrs in Österreich ab Mitte März (auf Autobahnen bzw. im Schnitt um -36 Prozent an Werktagen bzw. −48 Prozent an Wochenenden) machte sich vor allem in der Stickoxid-Belastung positiv bemerkbar: An den Messstationen in den Hauptstädten der Bundesländer sowie Feldkirch konnte eine Abnahme der NO2-Konzentration um 30 bis 50 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren nachgewiesen werden. Auch die Monate April und Mai zeigten immer noch deutliche Rückgänge, die allerdings bereits weniger stark ausgeprägt waren.

Feinstaub

Feinstaub hat eine Vielzahl an Quellen – neben dem Verkehr wird Feinstaub auch von industriellen Anlagen, im Rahmen der Energieerzeugung und vor allem durch Hausheizungsanlagen emittiert. Zusätzlich kann Feinstaub auch aus anderen Schadstoffen, sogenannten Vorläufersubstanzen, gebildet werden: Im Frühjahr ist dies vor allem bei der Landwirtschaft der Fall, insbesondere der Düngung von Feldern. Diese Faktoren sorgten gemeinsam mit ungünstigen meteorologischen Rahmenbedingungen wie extrem trockenem Wetter (wodurch weniger Staub aus der Atmosphäre gewaschen wurde) sowie Wüstenstaub aus der Sahara und der Karakumwüste für eine insgesamt unveränderte Belastung der Luft durch Feinstaub.

Ausblick

Die – zumindest im Fall von NO2 positiven – Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf die Schadstoffemissionen bzw. die Luftqualität waren nur kurzfristig beobachtbar. Der Lockdown hat uns gezeigt: Jede und jeder Einzelne kann einen wertvollen Beitrag leisten. Verhaltensänderungen der Bevölkerung wie etwa die verstärkte Nutzung von Fahrrädern und vermehrtes Arbeiten im Homeoffice führen zu einer besseren Luftqualität. Für langfristige Effekte sind aber auch weiterhin erhebliche Anstrengungen erforderlich, um den insgesamt positiven Trend der letzten Jahre fortzusetzen. Dazu zählt insbesondere die Fortführung der bereits gesetzten Maßnahmen und die Forcierung weiterer gezielter Maßnahmen insbesondere unter Berücksichtigung der Wechselwirkungen mit Maßnahmen, die zum Schutz des Klimas gesetzt werden.

Ein Fokus der kommenden Jahre liegt auf Feinstaub PM2,5 und ultrafeinen Partikeln (UFP). Eine Bewertung der Gesundheitsauswirkungen von Feinstaub durch die Weltgesundheitsorganisation WHO hat klar gezeigt, dass erhöhte PM2,5-Konzentrationen in Zusammenhang mit gravierenden Gesundheitsauswirkungen stehen. Diese Krankheitsbilder reichen von Atemwegsbeschwerden, wie beispielsweise Husten, über die stetige Zunahme von asthmatischen Anfällen bis hin zu Lungenkrebs und Demenz. Daneben werden auch Auswirkungen auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen (zum Beispiel Herzinfarkte) angenommen, wodurch es zu einer signifikanten Verminderung der Lebenserwartung kommen kann. Dazu kommt: Für diese Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit kann kein Schwellenwert angegeben werden, das heißt, sie können auch bei Belastungen unterhalb der derzeit geltenden Grenzwerte auftreten.