Forschungsförderung und -finanzierung – Endergebnis der Systemevaluierung

Ziel der Evaluierung war es, die Forschungsförderung und -finanzierung in Hinblick auf die Leistungsfähigkeit des österreichischen Innovationssystem zu analysieren und allfälligen Handlungsbedarf zu seiner Verbesserung zu identifizieren.

Hintergrund

Im Frühjahr 2008 hat das Bundesministerium  gemeinsam mit dem damaligen Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit die Systemevaluierung der Forschungsförderung und -finanzierung in Auftrag gegeben. Im besonderen Blickfeld stand dabei die Wirkungsweise der Instrumente der Forschungsförderung. Einerseits wurde untersucht, inwieweit sie effizient konzipiert und eingesetzt sind und andererseits wurde das Portfolio an Instrumenten in seiner Zusammensetzung und Abstimmung ganzheitlich beurteilt.

Methodik und Vorgehensweise

4 Institute (WIFO, KMUFA, Prognos, convelop) wurden mit der Durchführung dieses Projekts der Systemevaluierung beauftragt, 22 nationale und internationale Experten waren zusätzlich eingebunden. Im Rahmen der Untersuchung wurden 5000 Unternehmen und 1400 Forschungsinstitute zu ihrer Kenntnis, Nutzung und Bedeutung von forschungs-, technologie,- und innovationspolitischen Maßnahmen befragt. Weiters wurden 50 Fachgespräche geführt.

Die Weichen für Morgen werden Heute gestellt

Für eine radikal neue Wissenschafts-, Technologie- und Innovationspolitik in Österreich

Das Österreichische Innovationssystem hat in der Vergangenheit im Großen und Ganzen seine Leistungsfähigkeit bewiesen. Zusammen mit anderen günstigen wirtschaftlichen und politischen Bedingungen hat es zum Aufholprozess Österreichs beigetragen. Gemessen am Pro-Kopf-Einkommen befindet sich Österreich nunmehr unter den fünf besten Ländern der EU und den zehn besten weltweit. Zufriedenheit mit dem Erreichten könnte aber nicht nur das derzeitige Leistungsniveau, sondern auch die Perspektiven für die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs gefährden. Das Wissenschafts- und Technologiesystem funktioniert in mehreren Bereichen nur mehr eingeschränkt. Für eine weitere Steigerung der Innovationsanstrengungen und ihrer Effizienz sind radikale Änderungen des Innovationssystems notwendig.

Ein radikaler Strategiewechsel entlang sechs Leitlinien

Die Evaluierung empfiehlt daher einen radikalen Wechsel der Innovationspolitik entlang der folgenden sechs Leitlinien:

  • Von einem engen zu einem umfassenden Ansatz der Innovationspolitik. Eine enge Innovationspolitik konzentriert sich nur auf jene Maßnahmen und Institutionen, die in direkter Weise Wissenschaft und Technologie unterstützen. Eine umfassende Innovationspolitik zeichnet sich durch ihre Verbindungen zur Bildungspolitik aus und berücksichtigt Rahmenbedingungen für Innovation wie zum Beispiel Wettbewerb, internationale Offenheit und Mobilität.
  • Von einer Imitations- zu einer Frontrunnerstrategie (Spitzenreiter-Strategie). In der Spitzenreiter-Strategie bemühen sich Unternehmen und ForscherInnen um Exzellenz und Marktführerschaft in Nischen und qualitativ hoch stehenden Segmenten, um steigende Marktanteile in fortgeschrittenen Industrien und Technologiefeldern sowie um Tätigkeit in gesellschaftlich relevanten Bereichen.
  • Von fragmentierten zu koordinierten und konsistenten Eingriffen der öffentlichen Hand. Diese basieren auf einer kohärenten Strategie ("Vision"), die wirtschaftliche Ziele, interne und externe Herausforderungen, sowie die Begründung für Eingriffe der öffentlichen Hand explizit zu nennen weiß.
  • Von einer Vielzahl eng definierter Förderprogramme zu einer flexiblen, dynamischen Politik, die Aufgaben und Prioritäten breiter definiert. Die kohärente Strategie/Vision fixiert ein paar wenige gesellschaftlich wichtige Technologie- und Forschungsfelder als prioritäre Handlungsfelder ("top down"). Cluster und Exzellenzzentren werden aber von unten nach oben wachsen und sollten adäquat finanziert werden, um international führend zu werden.
  • Von einer diffusen zu einer präzisen Aufgabenteilung der Ministerien und anderer Systemgestalter. Die Ministerien leiten Strategien für ihren Aufgabenbereich von der oben genannten Vision ab. Eine hochrangige Steuerungsgruppe koordiniert die Ministerien auf Regierungsebene. Ein Rat für Wissenschaft, Forschung und Innovation übernimmt ihr Monitoring.
  • Von einem bürokratischen zu einem modernen Management öffentlicher Eingriffe. Die Ministerien richten interne Kompetenzzentren ein, um ihre Ziele umzusetzen; oder sie delegieren die Umsetzung an externe Agenturen (agencification). Die Agenturen können ihre Instrumente frei wählen und werden über vorher definierte Output-Kriterien gesteuert, nicht über Mikroeingriffe.

Der Bericht fasst etwa fünfzig Empfehlungen zusammen, die nicht nur den Strategiewechsel ermöglichen, sondern auch - wie vom Auftraggeber gewünscht - größere und kleinere Verbesserungen des Österreichischen Wissenschafts-, Technologie- und Innovationssystems bewirken würden.