Kleinarl Prozess des Monats 5/2019

Wieviel Tourismus verträgt eine Region mit steigenden Gästezahlen? Welche räumliche Entwicklung ist sinnvoll? Diesen und anderen Fragen widmet sich der Lokale Agenda 21-Prozess der Salzburger Gemeinde Kleinarl im Bezirk St. Johann im Pongau.

Kurzprofil zur Gemeinde

Als die „Karibik des Pongaus“ wurde Kleinarl nach dem Besucheransturm auf zwei im Jahre 2017 neu entstandene Seen bezeichnet. Mit über 2.400 Gästebetten widmet sich das 790 Einwohner zählende Dorf derzeit vorwiegend dem Tourismus, und vor allem die Wintersaison versetzt die kleine Gemeinde regelmäßig in eine Art von Ausnahmezustand. Deshalb möchte die Gemeinde genauer hinschauen: Wohin soll sich Kleinarl entwickeln? Wieviel Tourismus verträgt eine Gemeinde, sodass ein intaktes Dorfleben noch möglich ist? Was ist wichtig für eine nachhaltige Entwicklung? Bei der Beantwortung all dieser Fragen sollen alle Bürger und Bürgerinnen mitreden dürfen. Im Agenda 21-Prozess sind die Bewohnerinnen und Bewohner der Pongauer Gemeinde eingeladen sich über eine ökologisch, wirtschaftlich und soziokulturell nachhaltige Gestaltung ihrer Zukunft Gedanken zu machen. Daraus sind Projektideen und ein Zukunftsprofil entstanden und geben Orientierung für wichtige Fragen der Zukunft.

Auch dass im Rahmen des Beteiligungsprozesses gemeinsam mit den Bürgern ein neues Räumliches Entwicklungskonzept (REK) entwickelt wird, ist etwas Besonders: Mit dieser Art von Bürgerbeteiligung geht Kleinarl neue Wege.

Ansprechpersonen

  • Agenda 21-Koordinatoren vor Ort: Amtsleiter Rupert Höller und Bürgermeister Wolfgang Viehhauser
  • LA21-Leitstelle: Agenda 21 Salzburg, Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen (Anita Eder, anita.eder@salzburg.gv.at und Eva Kellner, eva.kellner@salzburg.gv.at)
  • Prozessbegleiter: Stefan Lettner (CIMA)

Prozessverlauf der Lokalen Agenda 21 in Kauns

Neben dem Interesse, die Bevölkerung zur nachhaltigen Entwicklung der Gemeinde (vor allem im Bereich Tourismus) einzubinden, umfasste die Arbeit in Kleinarl eine zusätzliche, besondere Aufgabenstellung. Die Gemeinde Kleinarl stand kurz vor der Überarbeitung des Räumlichen Entwicklungskonzeptes (REK), wofür die Ergebnisse des Agenda 21-Prozesses genutzt werden sollten. Dem damals amtierenden Bürgermeister, Max Aichhorn, und seinem Nachfolger, Bürgermeister Wolfgang Viehhauser, war es wichtig, dass die Inhalte die ins REK fließen sollten, gut und breit diskutiert und von der Bevölkerung mitgetragen werden. Die Vernetzung einer ganzheitlichen Ortsentwicklung im Sinne der Agenda 21 mit einem Fokus auf raumbezogene Themen sowie die Einbindung des zuständigen Ortsplaners von Beginn an erwies sich als sinnvolle Synergie.

Nach Gründung eines Kernteams im April 2018, stand die erste Phase ganz im Zeichen einer umfassenden Sensibilisierung der Betroffenen sowie einer schriftlichen Befragung der Bürger und Bürgerinnen und Bürgern. Neben der Auswertung statistischer Kennzahlen und der Durchführung eines „Dorf-Checks“ wurden auch exemplarische Gespräche mit Personen geführt, um die Befindlichkeiten und Entwicklungsperspektiven für den Ort auszuloten.

Im Rahmen der Befragung wurden 516 Fragebögen an insgesamt 252 Haushalte ausgesandt und ein beachtlicher Rücklauf von 30 Prozent (oder 157 gültigen Fragebögen) konnte verzeichnet werden und bestätigt eine repräsentative Befragung.

Mit der „Zukunftswerkstatt Kleinarl“ begann die Phase der Beteiligung. In insgesamt sechs Veranstaltungen waren die Bürgerinnen und Bürger von Kleinarl aufgerufen, sich aktiv in die Dorfentwicklung einzubringen. Um den Teilnehmerkreis möglichst breit anzulegen, erfolgte die Einladung zu einem der Workshops per Zufallsauswahl.

Die Workshops fanden zu folgenden Themen statt:

  • Auftaktveranstaltung „Zukunftswerkstatt“ zur Themensammlung und Präsentation der Ergebnisse der Haushaltsbefragung am 11. Juni 2018
  • Workshop Zufallsauswahl am 26. Juni 2018
  • Workshop Wirtschaft und Tourismus am 17. September 2018
  • Workshop Dorfgestaltung am 8. Oktober 2018
  • Workshop Dorfleben am 29. Oktober 2018
  • Projektworkshop am 27. März 2019

Die Stimmung in den öffentlichen Veranstaltungen war durchwegs positiv und konstruktiv. Im Rahmen der Beteiligung haben insgesamt rund 75 Personen aktiv mitgearbeitet.

Projekte und Aktionen

Im Anschluss an die Veranstaltungen wurden das Zukunftsprofil sowie ein Projektekatalog verfasst. In einem Projektworkshop am 27. März 2019 nahmen drei Projektgruppen, organisiert von engagierten Bürgerinnen und Bürgern und mit der Zustimmung der Gemeindevertretung, ihre Arbeit auf. Folgende Projekte sind in Kleinarl entstanden:

  • Gründung eines Dorfladens zum Verkauf regionaler Produkte
  • Personal Regional: mehr Einheimische sollen wieder in den heimischen Betrieben arbeiten
  • Bürgernahe Gemeinde: Bürgerbeteiligung und Bürgerinformation stärken und ausbauen

Daneben wurden auch mehrere wesentliche Projektideen und Anliegen der Bevölkerung von der Gemeindevertretung aktiv aufgenommen und in den Verantwortungsbereich der Gemeinde integriert.

Ausblick

Im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung am 13. Mai 2019 wurden die entstandenen Projekte und das druckfrische „Kleinarler Zukunftsprofil“ der gesamten Bevölkerung präsentiert. Wertvolle Einblicke in die Anliegen der Bevölkerung und Dynamiken in der Gemeinde konnte der Ortsplaner durch seine Teilnahme an sämtlichen Agenda 21-Veranstaltungen gewinnen. Die Inhalte des Zukunftsprofils dienen als zukunftsweisende Basis für die weitere Entwicklung des Räumlichen Entwicklungskonzeptes, welche sich noch über einen längeren Zeitraum erstrecken wird.

An der weiteren Umsetzung der Projekte wird konsequent und mit Unterstützung durch die Agenda 21-Beraterinnen des Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen (SIR) gearbeitet. Ein Agenda 21-Folgeprozess wird angestrebt, sobald die Projekte etwas klarer fokussiert sind.

Redaktion und Rückfragen

Bürgermeister Wolfgang Viehhauser
E-Mail: bgm@kleinarl.at

Agenda 21-Beraterinnen:

Anita Eder
E-Mail: anita.eder@salzburg.gv.at

Eva Kellner
E-Mail: eva.kellner@salzburg.gv.at

Die Inhalte dieser Seite wurden für das Bundesland Salzburg von Anita Eder (SIR) gestaltet.