Götzis Agenda-Vorbild

Die Vorarlberger Marktgemeinde Götzis ist seit mehr als 20 Jahren Vorreiter im Thema Nachhaltigkeit. Als eine der ersten Pilotgemeinden setzte diese Projekte zur Sicherung der Lebensqualität und Nahversorgung um und entwickelte diese Strategien stetig weiter. Aktuell läuft eine auf die Corona-Zeit abgestimmte „Ehrenamts- und Beteiligungsstrategie“, die Ableitung konkreter Bedürfnisse aus der Pandemie wird dabei ermittelt und im Herbst vorgestellt.

Kurzprofil zur Gemeinde

Götzis ist eine Marktgemeinde mit 11.765 Einwohnern in Vorarlberg und liegt in der Kummenberg-Region an der Grenze vom Oberen zum Unteren Vorarlberger Rheintal. Neben einer starken Wirtschaft (VWP Wirtschaftspark mit innovativen, weltbekannten Unternehmen oder dem neuen Garnmarkt Areal) sind es vor allem auch die 140 Vereine und das hohe Engagement, das Götzis zu einem beliebten Lebens- und Wohnort macht.

International bekannt ist Götzis auch durch das Leichtathletik Meeting im Mösle Stadion und durch das Bildungshaus St. Arbogast, das mit seinen „Tage der Utopie“ weit über die Landesgrenzen Beachtung findet.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Götzis im Jahre 843 und das heute noch sichtbare Wahrzeichen von Götzis, die Burganlage Neu-Montfort, wurde um 1300 erbaut. Mitten im Ort liegt das Jonas-Schlössle (erbaut 1584), es gilt als einzigartiges Beispiel eines herrschaftlichen Ansitzes der Renaissancezeit im Bodenseeraum. Generalsaniert ist es heute ein Ort für kulturelle Veranstaltungen und für Seminare.
Die politisch Verantwortlichen in Götzis haben schon früh die Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements für eine lebenswerte und auch wirtschaftlich florierende Gemeinde erkannt. So war Götzis die erste Gemeinde in Vorarlberg, die u.a. eine eigene Sozialkapitalstudie in Auftrag gegeben hat. Vorreiter waren sie mit einem Bürgerbüro im Haus der Generationen. Auf die besonderen Herausforderungen in Corona-Zeiten antwortete Götzis mit einer eigenen Ehrenamts- und Beteiligungsstrategie, die den bisherigen Selbstorganisationsprozess noch verstärkt.

Struktur und Personen

Agenda-Koordinator: Martin Herburger, Gemeinwesenarbeit, Marktgemeinde Götzis
Prozessbegleiterin: Kriemhild Büchel-Kapeller, von der LA 21-Leitstelle im Bundesland: Büro für freiwilliges Engagement und Beteiligung/Amt Vorarlberger Landesregierung

Prozessverlauf der Lokalen Agenda 21

Start 1998 – Lebenswert leben: Götzis war eine der 5 Pilotgemeinden im Land, die zahlreiche Projekte zur Sicherung der Lebensqualität und Nahversorgung umsetzten. Prozessbegleitung durch FEB Büro mit einem Kernteam vor Ort.

2004 – Weiterentwicklung zu „Zämma leaba z´Götzis“ (Zusamenleben in Götzis): Gemeinsam mit dem Büro für Zukunftsfragen (ZUB), jetzt FEB (Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung) wurden zahlreiche und sehr innovative Projekte und Aktionen verwirklicht, um das Miteinander in Götzis zu stärken. Dabei stützte sich das Projekt auf die Ergebnisse der im Jahr 2006 durchgeführten kommunalen Sozialkapitalstudie, die zum OECD Programm „Measuring social capital“ gehörte.

„Zämma leaba z'Götzis“ ist eine logische Fortsetzung und Vertiefung des 1998 ins Leben gerufenen Projekts „Lebenswert leben“. Während es bei „Lebenswert leben“ um die Sicherung der Lebensqualität und Nahversorgung im Ort ging, will „Zämma leaba z'Götzis“ die mitmenschliche, soziokulturelle und ehrenamtliche „Nahversorgung“ in der Kommune stärken.

2008 – Bürgerbüro: Ehrenamtlich geführtes Bürgerbüro als Anlaufstelle für Engagierte

2020 – Einrichtung einer Gemeinwesensstelle als Brückenbauer zwischen Bevölkerung, Verwaltung und Politik bei den Themen Engagement, Beteiligung und Sozialkapital: Die zentralen Wirkungsziele des gesamten Prozesses sind die Selbstorganisation und Eigenverantwortung sowie das Empowerment in der Bevölkerung für ein zukunftsfähiges Götzis zu stärken.

Zeichnungen zu den Themen Miteinander, Mitgefühl, leichte Sprache, soziales Kapital
Mensch zuerst – People F1rst, Foto Kriemhild Büchel-Kapeller, Büro für freiwilliges Engagement und Beteiligung beim Amt Vorarlberger Landesregierung

Projekte und Aktionen

Lebenswert leben

Ein Selbstorganisationsprojekt um die wirtschaftliche und vor allem auch soziale Nahversorgung zu stärken.

Sozialkapitalstudie 2006

Ergebnisse: Götzis verfügt über ein dicht geknüpftes soziales Netz. Ein Großteil der Götznerinnen und Götzner lebt gerne an diesem Ort. Überdurchschnittlich viele Einwohner und Einwohnerinnen sind sehr gut in ein Umfeld von Familie, engen Freunden, Vereinen und Netzwerken integriert, fühlen sich glücklich und gesund. Hinzu kommt, dass die Menschen ein starkes Vertrauen zu alternativen ökologischen und karitativen Institutionen (NGOs und NPOs) zeigen. Dennoch gibt es eine nicht zu unterschätzende prekäre Gruppe – vor allem Alleinerzieherinnen – auf die für die soziale Balance in der Gemeinde geachtet werden muss.

Zämma leaba z´Götzis

Umgesetzte Projekte unter anderem „Ehrenamtlicher Fahrdienst“ (seit 2007), der selbstorganisiert von aktiven Senioren und Seniorinnen durchgeführt wird, „Frauenfrühstück“, der „Neuzugezogenen Willkommens- und Kennenlern-Austausch“, „Woll-Lust“ (ein Frauen-Treff aller Nationen), ein Café der Generationen, Lesepaten für Schulkinder, Club 60+ etc.

Bürgerrat im Jahr 2011 zum Thema „Leben und älter werden in Götzis – Worauf kommt es an?“

Zwölf zufällig ausgewählte Bürger und Bürgerinnen zwischen 20 und 70 Jahren erkundeten Potenziale, worauf es für ein gutes Miteinander angesichts des demografischen Wandels ankommt. Fazit von Bgm. Werner Huber: „Ein spannendes Experiment für gelebte Demokratie. Ich habe viele Anregungen für die Gemeindearbeit mitgenommen.“

Ehrenamtliches Bürgerbüro

Als Vernetzungs- und Anlaufstelle für engagierte Bürger und Bürgerinnen

Reflexion statt Aktionismus

Regelmäßige Evaluations- und Reflexionsworkshops für das Kernteam

Gemeinwesensstelle 2020

Die Stelle für Gemeinwesen ist Nahtstelle zwischen Gemeinde und Bevölkerung – und die direkte Anlaufstelle für alle Wünsche, Fragestellungen und Ideen, die das Engagement und Zusammenleben in Götzis betreffen.

Vereinebefragung in Corona-Zeiten

Was hält Götzis wirklich zusammen? Und welche Unterstützung benötigen Vereine und Engagierte um trotz Corona „am Ball zu bleiben“?

Ausblick

Konkret wird es am 21. Oktober 2020 ein großes Vernetzungstreffen (Workshop) der Vereine zu „Ehrenamt mit Zukunft“ geben. Dies war auch eines der zentralen Ergebnisse der Corona-Vereine- Befragung - der Bedarf nach regelmäßigen Vereinsvernetzungstreffen. Und auch das Thema „Nachbarschaft/Quartiersmanagement“ ist auf der Agenda.

Redaktion und Rückfragen

Kriemhild Büchel-Kapeller
E-Mail: kriemhild.buechel-kapeller@vorarlberg.at

Martin Herburger
E-Mail: martin.herburger@goetzis.at

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