Observe

Evaluierung von Querungsstellen mittels risikobasierter Bewertungsverfahren

Problemstellung

Die Motivation, innerörtliche Wege zu Fuß zurückzulegen, hängt stark mit der Sicherheit und Attraktivität der zur Verfügung gestellten Verkehrsflächen zusammen. Laut amtlicher Unfallstatistik (2008–2012) stellen Fußgängerinnen/Fußgänger ​durchschnittlich 8 % der im Straßenverkehr Verletzten und 16 % der Getöteten. Insbesondere im Schnittpunkt von Fußgänger- und Fahrzeugströmen – an Kreuzungen und Querungen – kommt es immer wieder zu tragischen Zusammenstößen.

Dieser Umstand hängt·unter anderm damit zusammen, dass „der Schutzweg“ von vielen Bürgerinnen/Bürgern und·Politikerinnen/Politikern nach wie vor als die sicherste Variante der Straßenquerung angesehen wird und auch die stärkste Rechtskraft entfaltet. Fußgängerinnen/Fußgänger genießen demnach Vorrang, sobald sie den Schutzweg erkennbar benutzen möchten. Dem steht gegenüber, dass etliche FahrzeuglenkerInnen den gesetzlich eingeräumten Vorrang der Fußgängerinnen/Fußgänger ​entweder willkürlich ignorieren, oder aufgrund von Ablenkungen (Kinder im Fahrzeug, Mobiltelefone, Navigationshilfen, etc.), einer falsch gewählten Fahrgeschwindigkeit sowie der örtlichen Gegebenheiten nicht rechtzeitig wahrnehmen können.

Schutzwege, die nicht den Normen entsprechen, gewähren insofern einen scheinbaren Schutz, als falsche Erwartungen geweckt werden, die in der Realität dann nicht erfüllt werden.

Lösungsansatz

Um Unfallereignisse und deren Auswirkungen besser verstehen und analysieren zu können, werden in der modernen Unfallforschung verstärkt risikobasierte Entscheidungsverfahren herangezogen. Unter Risiko versteht man die Kombination aus der Wahrscheinlichkeit, mit der ein Ereignis auftritt, und dem Ausmaß des damit verbundenen Schadens.

Risiko = Eintrittswahrscheinlichkeit x Ausmaß der Konsequenz

Ziel des Projekts Observe ist die Entwicklung eines risikobasierten Bewertungsverfahrens, basierend auf Daten der örtlichen Unfallstatistik, Fußgänger-Lenker-Interaktionsbeobachtungen, Verkehrszählungen sowie lokaler Einflussfaktoren. Es sollen die Auswirkungen diverser infrastruktureller und verkehrstechnischer Maßnahmen (Mittelinseln, Gehsteigvorziehungen, Tempobeschränkungen etc.) auf das Unfall- und Verletzungsrisiko an spezifischen Querungsstellen evaluiert sowie Handlungsempfehlungen und Einsatzkriterien (Checklisten) abgeleitet werden.

In den vergangenen 10 Jahren wurden auf (inter-)nationaler Ebene zahlreiche Forschungsvorhaben zur Evaluierung des Sicherheitspotentials einzelner Maßnahmen durchgeführt. Deren Ergebnisse werden im Rahmen von Observe ebenfalls berücksichtigt, um Aussagen über Interaktions-Effekte zu treffen und eine gesamtheitliche Beurteilung verschiedener Maßnahmenbündel zu ermöglichen.

Städte und Gemeinden erhalten auf diese Weise ein praktikables Tool, um infrastrukturbasierte Investitionsentscheidungen bezüglich ihres Einflusses auf die Verkehrssicherheit sowie der voraussichtlichen Investitionskosten zu evaluieren.

Kontakt

AlT Austrian Institute of Technology GmbH
Donau-City-Straße 1, 1220 Wien
Herr Dl Christian Stefan
Telefon: 43 (0)50550-6329
E-Mail: christian.stefan@ait.ac.at