Klimaneutraler Wasserstoff – die österreichische Wasserstoffstrategie

Klimaneutraler Wasserstoff ist ein wichtiges Element für unsere Energiezukunft. Er unterstützt die Industrie beim Umstieg auf eine klimafreundliche Produktion und kann außerdem zur Energieunabhängigkeit beitragen, indem er hilft fossiles Erdgas aus Russland zu ersetzen. Dabei ist Wasserstoff ein sehr wertvoller Energieträger.

PK Wasserstoffstrategie
Leonore Gewessler,  Foto BMK/Cajetan Perwein

Wir wollen ihn deshalb möglichst gezielt einsetzen und dort verwenden, wo er unbedingt gebraucht wird. Dazu hat das Klimaschutzministerium in Abstimmung mit dem Wirtschaftsministerium eine Wasserstoffstrategie für Österreich erstellt. Sie zeigt vor wo Wasserstoff gebraucht wird und welche Möglichkeiten es für die Erzeugung geben kann und bildet damit die Basis für die Förderung und den Einsatz von grünem Wasserstoff in Österreich.

„Grüner Wasserstoff ist der Champagner der Energiewende. Er ist wertvoll und vielseitig – aber nicht unendlich. Deshalb werden wir ihn bestmöglich nutzen. Wie uns das gelingt, zeigt jetzt unsere Wasserstoffstrategie auf. Wir werden selbst grünen Wasserstoff produzieren, wir werden ihn vor allem in der Industrie einsetzen und wir werden die notwendige Infrastruktur schaffen. So können wir russisches Erdgas ersetzen, unsere Unabhängigkeit stärken und das Klima schützen“, meint Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.

Zentralen Säulen der Wasserstoffstrategie

Die Wasserstoffstrategie wurde in den vergangenen Monaten von den Expert:innen des Klimaschutzministeriums gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium und externen Fachleuten erarbeitet.
Sie konzentriert sich auf fünf zentrale Säulen für den Einsatz von grünem Wasserstoff in Österreich.

In Österreich produzieren

Klimaneutraler Wasserstoff kann einen wichtigen Beitrag zur Energieunabhängigkeit unseres Landes leisten. Wir können mit heimischem Ökostrom in Österreich Grünen Wasserstoff erzeugen und so fossiles Erdgas ersetzen.

Damit hilft klimaneutraler Wasserstoff dabei den Bedarf von russischem Erdgas zu verringern und unterstützt unseren Ausstieg aus russischen Energieimporten. Über das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz fördern wir Produktionsanlagen für Grünen Wasserstoff künftig mit 40 Millionen Euro pro Jahr.

Bis 2030 soll in Österreich eine Elektrolysekapazität von einem Gigawatt zur Wasserstoffproduktion zur Verfügung stehen. Das entspricht eine Produktion von 4 TWh grünem Wasserstoff im Jahr und damit auch der im Ausstiegsplan der Energieagentur vorgesehenen Menge.

Gezielt und mit Fokus einsetzen

Wasserstoff ist ein besonders hochwertiger Energieträger. Seine Produktion erfordert sehr viel Energie, die Verbrauchsprozesse haben oft niedrige Wirkungsgrade. Auf absehbare Zeit ist er ein knappes Gut und damit auch hochpreisig. Aber er liefert sehr hohe Temperaturen und ist als chemischer Grundstoff vielseitig.

Deswegen müssen wir ihn so gezielt wie möglich dort einsetzen, wo es keine Alternativen gibt und diesen Sektoren Sicherheit geben. Gerade im Bereich der Industrie wird uns Wasserstoff helfen, auf klimafreundliche Produktionsweisen zu setzen. Von der chemischen Industrie bis zur Zementherstellung brauchen wir ihn unbedingt. Bis 2030 wollen wir in diesen Bereichen 80 Prozent des heute aus fossilem Erdgas hergestellten Wasserstoff mit grünem Wasserstoff ersetzen.

Aber auch in der Luftfahrt oder in der Schifffahrt, wo es eine sehr hohe Energiedichte braucht, wird Wasserstoff eine wichtige Rolle spielen.

Bestehende Infrastruktur nützen und erneuern

Damit wir grünen Wasserstoff von den Produktionsanlagen zu den unterschiedlichen Verbraucher:innen bringen können, brauchen wir passende Leitungen. In manchen Fällen kann dabei auf das bestehende Leitungsnetz für Erdgas zurückgegriffen werden.

Dieses Netz muss dafür umgebaut, redimensioniert und ertüchtigt werden. Wir werden Wasserstoff deshalb im integrierten Netzinfrastrukturplan berücksichtigen. Leitungen, durch die heute noch Erdgas fließt, sollen künftig zu reinen Wasserstoffleitungen werden.

Internationale Partnerschaften aufbauen

Wir können zwar grünen Wasserstoff auch in Österreich produzieren. Damit wir den Umstieg aber in der ausreichenden Zeit und Menge schaffen, werden wir auch Importe aus Ländern mit einer höheren Produktion brauchen. Hier müssen wir jetzt auf Ebene des Staates und der Unternehmen rasch Partnerschaften aufbauen.

Wir tun das in direkten Kontakten, im Austausch mit Unternehmen, aber auch indem wir uns auf europäischer Ebene intensiv einbringen. Das gerade erst von der EU-Kommission präsentierte RePowerEU-Paket ist hier ein wichtiger Schritt.

Klar ist: Wir müssen darauf achten unterschiedliche und verlässliche Partner zu haben und nicht in eine einseitige Abhängigkeit zu geraten.

Technologie und Entwicklung stärken

PK Wasserstoffstrategie, Gruppenfoto
Berthold Kren, Leonore Gewessler und Martin Kocher;  Foto BMK/Cajetan Perwein

Nicht nur die Produktion von grünem Wasserstoff ist für Österreich eine große Chance. Auch in der Technologieentwicklung liegen für unseren Wirtschaftsstandort große Chancen.

Deshalb wollen wir die Entwicklung von Produkten und Technologien im Bereich Wasserstoff weiter fokussiert fördern. Über die IPCEI (Important Projects of Common European Interest) werden wir dafür insgesamt 125 Millionen Euro zur Verfügung stellen.

„Die H2 Strategie ist ein erster wichtiger Schritt zur Sicherung des Standortes und einer regionalen Versorgung mit den wichtigsten Grund und Rohstoffen. Eine rasche Umsetzung der Strategie und der Einrichtung eines österreichischen Innovation- und Transition Funds zur Forschungsfinanzierung und für den Ausbau ist nun das Gebot der Stunde“, betont Berthold Kren, CEO Lafarge.

Chancen für den österreichischen Standort und Arbeitsmarkt

Für den Wirtschaftsstandort bietet der Ausbau von Wasserstoff verschiedenste Potentiale entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Mit dem Ausbau der Wasserstoffwirtschaft wird einerseits nachhaltiges Wachstum ermöglicht und andererseits eine neue Dynamik am Arbeitsmarkt geschaffen.

PK Wasserstoffstrategie
Leonore Gewessler und Martin Kocher,  Foto BMK/Cajetan Perwein

Eine Studie des Economica Instituts für Wirtschaftsforschung hat die ökonomischen Effekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette untersucht. Für den Aufbau von einem Gigawatt installierter Elektrolysekapazität bis 2030 berechnet die Studie dabei Investitionskosten in Höhe von 937 Millionen Euro, wovon 475,2 Millionen Euro in Österreich wirksam werden. Diese in Österreich wirksamen Investitionen führen zu einer Gesamtwertschöpfung von 368 Millionen Euro. Der errechnete Wertschöpfungsmultiplikator von 1,93 gibt an, dass ein Euro an Wertschöpfung, ausgelöst unmittelbar durch die Errichtung eines Elektrolyseurs, zu weiteren 0,93 Euro Wertschöpfung in anderen Sektoren in Österreich führt. Die dabei ausgelösten Beschäftigungseffekte bis 2030 belaufen sich auf 4.791 Vollzeitstellen.

„Wir brauchen einen innovativen und nachhaltigen Standort, der auf die Technologien der Zukunft setzt. Wasserstoff ist ein vielseitiger Energieträger, der Chancen für die nachhaltige Transformation der energieintensiven Industrie bietet. Daher haben wir heute die Wasserstoffstrategie für Österreich vorgelegt. Mit dem Ausbau der Wasserstoffwirtschaft ermöglichen wir nachhaltiges Wachstum und stärken den Technologiestandort Österreich. Die Dekarbonisierung und Ökologisierung hat auch Effekte am Arbeitsmarkt. Die Diversifizierung der Energieversorgung eröffnet neue Beschäftigungsfelder am Arbeitsmarkt und birgt ein hohes Beschäftigungspotential für sehr gute Jobs der Zukunft“, meint Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher.

Nächste Schritte

Die österreichische Wasserstoffstrategie gibt nun den Rahmen und die Richtung für den Umstieg auf grünen Wasserstoff in Österreich vor. An ihr können sich Förderungen und gesetzliche Maßnahmen ausrichten, damit wir möglichst schnell eine möglichst große Wirkung erzielen.

Sie ist dabei aber natürlich auch ein Orientierungspunkt für alle Unternehmen, egal ob sie schon heute auf Wasserstoff setzen oder vor großen Technologieentscheidungen stehen. Denn sie können sich in Zukunft auf stabile Rahmenbedingungen verlassen.