Bundesministerin Gewessler und das KFV rufen zur Unterstützung der „European Road Safety Charter“ auf

Last Mile-Verkehrssicherheit braucht das Engagement der Zivilgesellschaft

ERSC-Podium
Vlnr: Univ.-Prof. Dr. Sebastian Kummer, Leiter Transportwirtschaft und Logistik (WU Wien), KommR Mag.a Monika Unterholzner (GF Wiener Lokalbahnen), DIin Vera Hofbauer, Leiterin der Sektion IV - Verkehr (BMK), Moderator Mag. Christoph Feymann (Leitung Kommunikation im KFV), Mag.a Sylvia Leodolter, Abteilungsleiterin Umwelt und Verkehr (Arbeiterkammer), KommR Katarina Pokorny, Obfrau der Fachgruppe der Kleintransporteure und Stellvertreterin des Spartenobmanns der Sparte Transport und Verkehr (WK Wien). Foto BMK / Viktoria Miess

Der Online-Handel verschärft Verkehrslage in Österreich

Rund 248 Millionen Pakete wurden 2022 in Österreich an Privathaushalte zugestellt, so die Angaben des Marktanalysten „Branchenradar“. Angetrieben durch die Pandemie, erledigten viele ihre Einkäufe online. Ein Abreißen dieses Trends ist nicht absehbar, im Gegenteil. Das Verhalten als Konsument:innen prägt damit auch nachhaltig Verkehr und Stadtbild – und schafft ein neues Betätigungsfeld für die Unfallprävention: Der kometenhafte Aufstieg des Onlinehandels hat auch einen kontinuierlichen Anstieg der Verkehrsunfallzahlen mit leichten Lastkraftwagen (LKW) seit 2016 mit sich gebracht. Deren Anteil an allen Verkehrsunfällen ist seither von 5,8 Prozent im Jahr 2016 auf 7,6 Prozent im Jahr 2021 gestiegen. 2.492 Menschen wurden bei 3.339 Unfällen mit LKW bis 3,5 Tonnen verletzt; 42 Menschen verloren dadurch ihr Leben. Es zeigt sich also deutlich: Das Verhalten der Zivilgesellschaft und Verkehrssicherheit sind eng miteinander verknüpft, auch in Punkto Zulieferdienstleistungen.

"Sicherheit im Straßenverkehr braucht das Engagement der Zivilgesellschaft: Das ist auch der Gründungsauftrag der European Road Safety Charter. Und diejenigen, die sich engagieren, brauchen Möglichkeiten zur Vernetzung und eine gemeinsame Plattform, um voneinander lernen zu können – genau das bietet die ERSC. Wenn die Zivilgesellschaft mit vielen kleinen, lokalen Maßnahmen aktiv mithilft, lassen sich Berge versetzen und hunderte Unfälle verhindern!“, so Bundesministerin Leonore Gewessler
"Die letzte Meile ist in der gesamten Lieferkette aus Sicht der Verkehrssicherheit die gefährlichste. Denn hier zerfließt der große Lieferstrom in viele kleine, vor allem urbane Flüsse. Und dort treffen diese Flüsse auf Menschen in anderen PKWs, am Rad oder Motorrad und auf Menschen, die zu Fuß gehen. Wo sich die Wege der Mitarbeiter*innen in den Lieferketten mit jenen von anderen Verkehrsteilnehmenden kreuzen, muss die Sicherheit für alle Beteiligten gewährleistet sein", erklärt KFV-Geschäftsführer Christian Schimanofsky.

Häufigste Unfallursachen

Insbesondere Vorrangverletzungen haben mit 29 Prozent den größten Anteil an den Unfallursachen, gefolgt von mangelndem Sicherheitsabstand sowie Unachtsamkeit und Ablenkung zu je 21 Prozent.

Ziviler Schutz der letzten Meile

Christian Schimanowsky
Mag. Christian Schimanowsky (KFV-Geschäftsführer), Foto BMK / Viktoria Miess

Die „European Road Safety Charter“ (ERSC) als Initiative der Europäischen Kommission hat das Ziel, Zivilgesellschaft und insbesondere Unternehmen, Organisationen, Institutionen, Städte und Gemeinden in wichtigen Fragen der Straßenverkehrssicherheit umfassend einzubinden und für das Thema Verkehrssicherheit zu begeistern – seien es Fahrzeugsicherheit, Sicherheit der Infrastruktur oder das Verhalten von Verkehrsteilnehmer:innen. Europaweit unterstützen bereits rund 4.000 Einrichtungen aus dem öffentlichen und privaten Sektor die Aktion zur Verbesserung der Sicherheit aller Menschen im Straßenverkehr. Die Maßnahmen werden auf der Plattform gesammelt und präsentiert, was den europaweiten Erfahrungs- und Wissensaustausch fördert und Inspirationen für mögliche Aktionen bietet. Ziel ist es bis 2030 die Anzahl der Todesfälle und schweren Verletzungen im europäischen Straßenverkehr um 50 Prozent zu reduzieren. Bis 2050 soll niemand mehr auf Europas Straßen sterben oder verletzt werden.

Verkehrslösungen mitgestalten

ERSC-Gruppenbild
Vlnr: Univ.-Prof. Dr. Georg Hauger (TU Wien), DIin Vera Hofbauer (BMK), Dr. Michael Skoric (Consens Mobilitätsdesign), DI Klaus Robatsch (KFV), Sascha Sauer (Liefergrün), Laurenz Vavrovsky (Superpedestrian), Mag.a Susanna Hauptmann (Radland NÖ), Mag. Gerald Furian (KFV und Vertreter ERSC), Foto BMK / Viktoria Miess

Ideen, wie die letzte Meile sicherer, umweltfreundlicher und damit auch nachhaltiger gestaltet werden kann, gibt es bereits. Ein Beispiel wären City Hubs, die in der Seestadt oder in Graz getestet werden: Hier wird die letzte Meile mit dem E-Lastenrad zurückgelegt. Auch fixe Lieferzeitpunkte und Haustürzustellung, angeboten als Premium-Service, könnten die Zahl der mehrfachen Zustellversuche reduzieren und damit die Verkehrssituation entschärfen.

„Wir alle sind nicht nur Verkehrsteilnehmer:innen, wir sind auch Verkehrsgestalter:innen: Jene Menschen, Unternehmen, Schulen, Universitäten, Gemeinden und Vereine, die sich engagieren, Maßnahmen umsetzen und damit Leben retten, machen einen Unterschied“, freut sich Gewessler über das Engagement.
Maßnahmen wie ein Sammeltaxi nach der Weihnachtsfeier, das die Mitarbeiter:innen sicher nachhause bringt, bis hin zu einem Fahrtechnikkurs für Zustellfahrer:innen haben eine enorme Wirkung: „Sie mögen als Kleinigkeit erscheinen, aber wenn dadurch auch nur ein Unfall weniger passiert, heißt das, mindestens ein Mensch, eine Familie, ein Unternehmen wird vor den Folgen des Unfalls bewahrt. Und genau diese Unterstützung von allen für mehr Verkehrssicherheit in Österreich brauchen wir auch bei der ERSC“, so Schimanofsky.

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ersc@kfv.at
Telefon: +43 577077-1199