Metrik zur Erfassung des Digitalisierungsgrades in produzierenden Unternehmen

Die Analyse zeigt, dass in den vergangenen Jahren von unterschiedlicher Seite zahlreiche Versuche unternommen wurden, einen besseren Einblick in Digitalisierungsprozesse bzw. in die digitale Transformation von Unternehmen zu erlangen. Immer wieder gab es dabei auch Bemühungen einer Status quo-Bestimmung des digitalen Reifegrades. Hierzu wurden Reifegradmodelle unterschiedlichen Niveaus und Umfangs entwickelt – jedoch nur wenige (bspw. acatech Index) der hier betrachteten werden regelmäßig in größerem Umfang zur Anwendung gebracht bzw. kontinuierlich weiterentwickelt.
Dennoch ist das Interesse an Konzepten zur Bestimmung des digitalen Reifegrades von Unternehmen nach wie vor groß, sowohl in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft als auch im weiten Feld der Unternehmens- und Technologieberatung. Dies nicht ohne Grund: Ist doch gerade eine möglichst fundierte Datengrundlage zum aktuellen Stand der Digitalisierung in Verbindung mit einer klaren Strategie sowohl in den Unternehmen selbst, als auch in der Politik und Beratung die Basis für gezielte Maßnahmen für eine positive Weiterentwicklung sowie für die Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, gerade auch von mittelständischen Unternehmen.

Dies war Anlass, das Thema auch im Rahmen dieser Studie aufzugreifen und auf Basis bisheriger Erkenntnisse und aktueller Überlegungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung der Wirtschaft ein Reifegradmodell für produzierende Unternehmen in Österreich zu entwickeln. Die vorrangige Zielsetzung war es, ein Instrument zu erarbeiten, welches der (Wirtschafts-)Politik inkl. politiknahen Institutionen, wie bspw. Förderagenturen, mit vertretbarem Aufwand in der Durchführung, Basisdaten und einen guten Überblick zur aktuellen Situation in den Unternehmen liefert und auch den Unternehmen selbst einen Mehrwert bieten kann, indem sich diese hinsichtlich des Standes der digitalen Transformation selbst verorten und aufbauend auf dieser Grundlage entsprechende Digitalisierungsmaßnahmen voranbringen können. Ziel war es, mit dem Modell eine „goldene Mitte“ zu finden – niederschwellig genug, um produzierende Unternehmen aller Branchen, auch jene, die im Rahmen der digitalen Transformation noch weiter am Anfang stehen, „abholen zu können“ und dennoch umfangreich genug, um eine fundierte (Daten-)Basis zu allen wesentlichen Dimensionen der Digitalisierung in den Unternehmen einholen zu können.
Indem die Ergebnisse einer Unternehmenserhebung in Form eines Digitalisierungsindexes dargestellt werden können, stellt das entwickelte Reifegradmodell ein probates Werkzeug dar, um einen Überblick über den Status quo der digitalen Transformation in österreichischen Unternehmen des produzierenden Sektors zu gewinnen. Dabei ist es möglich, den Reifegrad auf Ebene eines einzelnen Unternehmens auszuweisen, was etwa die Anwendung in Form eines Self-Assessment-Tools zur Selbstverortung der Unternehmen erlaubt. Ebenso kann auf Ebene verschiedener Gruppen von Unternehmen der Digitalisierungsgrad bestimmt und verglichen werden, was etwa Aufschluss darüber geben kann, ob die Digitalisierung in verschiedenen Branchen unterschiedlich weit fortgeschritten ist. Äquivalent wäre dies etwa für verschiedene Größenklassen oder weitere Unternehmensmerkmale möglich. Ebenso kann der digitale Reifegrad für die avisierte Grundgesamtheit ermittelt werden (z.B. gesamter produzierender Bereich).

Die erarbeitete Struktur und Mehrstufigkeit bei der Indexbildung erlaubt es zudem, nicht nur eine Aussage zum digitalen Reifegrad eines Unternehmens bzw. einer Gruppe von Unternehmen zu treffen, sondern auch hinsichtlich des Digitalisierungsstands in den einzelnen Dimensionen des Modells. So können anhand von auffindbaren Mustern in einem weiteren Interpretationsschritt etwa Bereiche identifiziert werden, in denen Unternehmen bereits weit fortgeschritten in ihrer digitalen Transformation sind, sowie umgekehrt auch jene Bereiche ermittelt werden, in denen noch Aufholbedarf herrscht bzw. noch Potenziale offen liegen. Ebenso ist es aber auch möglich, auf Ebene der einzelnen Indikatoren Einblick in den Umsetzungsstand bzw. Verbreitungsgrad in den Unternehmen zu erhalten, so z.B. etwa zum Einsatz von IoT-Technologien, 3D-Druck oder der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. (Erstellt im Auftrag des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie durch Industriewissenschaftliches Institut – IWI und Pöchhacker Innovation Consulting, GmbH, April 2021)

Studie Metrik zur Erfassung des Digitalisierungsgrades in produzierenden Unternehmen (PDF, 2 MB)