Band 37: Ortung – Objektive Beurteilung von Navigationssystemen mit Empfehlungen für den Gesetzesgeber  VSF-Forschungsarbeit, August 2014

Die anhaltend rasche Verbreitung von Navigationsgeräten wirft die Frage auf, ob die Benutzung dieser Geräte im Vergleich zur traditionellen Navigation mittels Straßenkarte oder Straßenatlas einen Einfluss auf die Verkehrssicherheit hat.

Titelbild der Publikation

Die anhaltend rasche Verbreitung von Navigationsgeräten wirft die Frage auf, ob die Benutzung dieser Geräte im Vergleich zur traditionellen Navigation mittels Straßenkarte oder Straßenatlas einen Einfluss auf die Verkehrssicherheit hat. Insbesondere stellt sich die Frage, welches Blickverhalten im einen und im anderen Fall auftritt, und wie Lenkerinnen/Lenker ganz allgemein mit Navigationshilfen umgehen. Ziel des Projektes Ortung war es, dies mittels einer Fahrverhaltensstudie zu untersuchen.

57 Probandinnen/Probanden befuhren eine mittels fünf Zwischenzielen vorgegebene Route, auf der sie nicht ortskundig waren. Diese fünf Zwischenziele und der Endpunkt konnten im Optimalfall in etwa 40 Kilometer Fahrt innerhalb von etwa 40 Minuten erreicht werden. 32 der Probandinnen/Probanden wurde die Route mittels eines Navigationsgerätes vorgegeben (Navifahrerinnen/Navifahrer). 25 Probandinnen/Probanden navigierten mit Kartenmaterial (KartenfahrerInnen). Alle Probandinnen/Probanden benutzten ein und dasselbe Fahrzeug, welches mit verschiedenen Messsystemen ausgestattet war. Neben fahrdynamischen Daten wurde insbesondere das Blickverhalten der Probandinnen/Probanden mit einem Eye-Tracker aufgezeichnet. Zusätzlich wurden die Probandinnen/Probanden bezüglicher ihrer Gewohnheiten und Einstellungen zur Navigation im Straßenverkehr befragt.

Es wurde festgestellt, dass die Fahrstrecken der Navifahrerinnen/Navifahrern im Durchschnitt wesentlich kürzer waren als die der Kartenfahrerinnen/Kartenfahrer. Allein dies lässt aufgrund des verminderten Exposures (= dem Verkehr zeitlich ausgesetzt) auf eine Erhöhung der Sicherheit schließen. Navifahrerinnen/Navifahrer blickten zwar öfter, im Durchschnitt aber wesentlich kürzer auf die Navigationshilfe. Auch dieser Aspekt deutet auf Sicherheitsvorteile der elektronischen Navigation hin. Weiters zeigt sich, dass die Gesamtzeit der als sicherheitskritisch eingestuften Blickzuwendungen auf die Navigationshilfe (Blicke ab 2 Sekunden) während des Fahrens bei Kartenfahrerinnen/Kartenfahrern höher als bei Navifahrerinnen/Navifahrern ist.

Aus dieser Studie kann geschlossen werden, dass die Verwendung von Navigationsgeräten zur Orientierung auf einer unbekannten Strecke die Verkehrssicherheit im Vergleich zur herkömmlichen Kartenbenutzung unter der Voraussetzung erhöht, dass keine Dateneingabe während der Fahrt erfolgt.

Hinweis

Haben Sie Interesse am Bericht, wenden Sie sich bitte an road.safety@bmk.gv.at.